Mittlerweile habe ich schon einige Texte über Trennungen mit Kindern unter sieben Jahren geschrieben, dass ich dachte, es macht Sinn, mal eine Übersicht zu schreiben und auch auf meine jeweiligen Blogartikel darin zu verlinken.

 

Besondere Herausforderungen bei einer Trennung mit Kindern unter 7 Jahren

 

Kinder unter sieben Jahren haben in der Regel ihre Bindungen an ihre Eltern noch nicht voll entfaltet.

Der Aufbau einer tiefen Bindung dauert mindestens die ersten 6-7 Lebensjahre. 

Das ist einer der Gründe, weshalb eine Trennung unter sieben Jahren Eltern vor besondere Herausforderungen stellt. Wie können sie die Begebenheiten so gestalten, dass sich trotz Trennung tiefe Bindungen an beide Elternteile entfalten können?

Wenn dies gewünscht und sinnvoll ist. Ist Gewalt in der Familie involviert, bedarf es hier genaues Hinschauen und bestenfalls Unterstützung von außen.

Eine weitere Schwierigkeit, der Eltern bei einer Trennung mit Kindern unter sieben Jahren begegnen, ist die Tatsache, dass sie noch keine großen Entscheidungen treffen können. Dass sie in schwarz oder weiß denken und fühlen.

Kinder in dem Alter sind in der Regel noch nicht verlässlich in der Lage, Gefühle zu mischen und mehr als eine Perspektive zur Zeit in Betracht zu ziehen.

Bei ihnen wird die Welt meist in “entweder-oder” unterteilt.

Ein “sowohl-als auch” ist bei Kindern unter sieben selten anzutreffen.

Bei den meisten Kindern in dem Alter können wir bereits beobachten, dass sie beginnen, überlegter abzuwägen und nicht mehr ganz so impulsiv zu reagieren. Allerdings dauert diese Entwicklung und ist oft mit sieben Jahren noch nicht vollzogen.

Sie sind in dem Alter dadurch auch extrem beeinflussbar, so dass sie unbedingt die Hilfe zugewandter Erwachsener benötigen, um ihre Gefühle zu sortieren und zu verstehen.

Es gibt noch viele weitere Herausforderungen bei der Trennung mit Kindern unter sieben. Hier möchte ich es bei diesen belassen.

Mit Hilfe dieser Blogartikel kannst du dich weiter in das Thema einlesen. Ich empfehle dir aber, erst diesen Artikel zu Ende zu lesen:

Die Entwicklung von Bindung

Diese vier Bedingungen brauchen Kinder für ihre Entwicklung

 

 

Deshalb ist eine Trennung mit Kindern unter sieben anders

 

Die Trennung der Eltern muss für das Kind nicht langfristig zum Problem werden. Damit die Folgen der Trennung für das Kind so gering wie möglich gehalten werden, braucht es eine gute Begleitung. 

Damit du dein Kind besser durch die schwere Zeit der Trennung begleiten kannst, obwohl du wahrscheinlich gerade selbst total überfordert bist, brauchst du ein wenig Wissen und Verständnis.

Da setzen mein E-Book “Trennung mit Kindern unter 7” und mein Video-Kurs “Wie Kinder unter 7 trotz Trennung glücklich und geborgen aufwachsen” an.

 

 

Emotionale Bedürfnisse der Kinder

 

Kleine Kinder brauchen unbedingt Sicherheit und eine gewisse Geborgenheit, um sich entwickeln zu können, sie brauchen den sicheren Heimathafen, einen Leuchtturm, der ihnen den Weg zeigt und die Verantwortung übernimmt.

Kurzum: Sie müssen sich fallenlassen, und sich ihrer eigentlichen Aufgabe widmen können. Nämlich zu spielen und sich zu entwickeln.

Das können sie nur, wenn wir Erwachsenen ihnen vermitteln, dass wir uns um unsere Probleme selbst kümmern und dafür sorgen, dass es allen in der neuen Familienkonstellation so gut wie möglich gehen wird.

Eltern sollten ihren Kindern ganz klar die Verantwortung abnehmen, genauso wie eventuelle Schuldgefühle, die bei Trennungskindern fast immer auftreten.

Dafür ist deine Haltung wichtig, genauso wie deine Kommunikation in Richtung der Kinder genauso wie in alle anderen Richtungen.

Leseempfehlung:

Trennung, wie sagen wir es dem Kind?

 

So nehmen kleine Kinder Trennungen wahr

 

Je jünger die Kinder sind, desto oberflächlicher sind ihre Bindungen. Wenn ein Kind mit zwei Jahren länger von seiner Hauptbindung getrennt ist, kann es emotional nicht an dieser festhalten.

Es ist in der Zeit also nicht weiter mit dir verbunden. Ältere Kinder können schon eher an abwesenden Bindungspersonen festhalten.

Desto wichtiger ist es, dass das Kind von dem Menschen, bei dem es Zeit verbringt, gut aufgefangen und unterstützt wird.

Beim Wiedersehen braucht es dann vielleicht auch eine Weile, um sich wieder in der Bindung zur Hauptbindungsperson fallenzulassen und zur Ruhe zu kommen.

Außerdem macht es Sinn, die Trennungen bei jungen Kindern kurz zu halten und ihm Gelegenheit zu bieten, seine Bindungen an die Menschen zu vertiefen, die in seinem Leben eine Rolle spielen werden.

Häufige Kontakte zu weiteren Bindungspersonen, die nicht eine zu lange Trennung von den Hauptbindungen voraussetzen, sind für die ersten Lebensjahre meist sinnvoll.

Blogartikel: Welche Emotionen werden durch Trennung in Kindern ausgelöst und was empfinden Kinder alles als Trennung?

 

 

Typische Reaktionen von Kindern unter sieben bei der Trennung der Eltern

 

  • Oft fühlen sich Trennungskinder schuldig an der Trennung
  • Häufig werden sie anhänglich und klammern sich an ihre Eltern
  • Übergänge fallen ihnen schwer, was bei Umgängen oft zu schwierigkeiten führt
  • Entwickeln Trennungsängste
  • Reagieren aggressiv oder ziehen sich zurück

 

In diesem Artikel gehe ich auf Verhaltensauffälligkeiten von Trennungskindern unter sieben ein:

verhaltensauffaelligkeit-bei-trennungskindern (mit-kindern-reifen.de)

Das sind nur ein paar Reaktionen, die Trennungskindern oft zugeschrieben werden. Hier soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch Kinder unter 7, deren Eltern zusammenleben, diese Verhaltensweisen zeigen.

Zum Weiterlesen:

Das solltest du über Aggressivität bei Trennungskindern wissen

Über Probleme und deren möglichen Ursachen beim Umgang: Mein Kind will nicht zum Vater

So hilfst du deinem Kind bei Trennungsängsten

 

 

Kommunikation mit dem Kind

 

Die Kommunikation mit Kindern sollte deutlich, klar und kindgerecht sein. Kinder müssen keine Einzelheiten zur Trennung wissen.

Für sie ist es wichtig, zu verstehen, wie ihr Alltag in Zukunft aussehen wird und wer für sie da sein wird.

Am besten erklären Eltern anfangs nur die wichtigen Fakten, die die Kinder betreffen. Fragen der Kinder werden nach und nach aufkommen, die dann ebenfalls entsprechend des Entwicklungsstandes beantwortet werden sollten.

Kinder spüren sehr viel mehr, als wir aussprechen, weswegen es keinen Sinn macht, Dinge zu verheimlichen, die sie eigentlich betreffen. Im Gegenteil, das führt zu unausgesprochenen Geheimnissen und treibt einen Keil zwischen Eltern und Kind.

Die Wut, Enttäuschung oder Trauer über den anderen Elternteil werden sie spüren. Dann ist es vielleicht besser zu sagen, man sei wütend, enttäuscht oder traurig über etwas, das geschehen ist, als die Gefühle komplett unter den Tisch fallen zu lassen.

Dabei solltest du immer darauf achten, den anderen Elternteil nicht schlecht zu machen und auch nicht für die Trennung verantwortlich zu machen.

Lügen darfst du dafür aber nicht, wenn du die Beziehung zu deinem Kind nicht belasten möchtest.

Dass das Ganze nichts mit dem Kind zu tun hat, es nichts dafür kann und die Situation auch nicht ändern kann, kannst du deinem Kind gar nicht oft genug sagen.

 

 

Wichtige Botschaft, die du deinem Kind bei der Trennung vermitteln solltest

 

Die Message, die dem Kind stets vermittelt werden sollte:

Wir Erwachsenen kümmern uns um unsere Probleme und unsere Verantwortung ist es, uns darum zu bemühen, dass es uns und dir gut geht.

Das ist nicht deine Aufgabe, sondern ganz alleine unsere. Du darfst dich darauf verlassen, dass wir uns um alles kümmern und ganz besonders um dich.

Wenn ihr in einer hochstrittigen Trennungen steckt, dann vermittle deinem Kind, dass du sein Fels in der Brandung bist.

Wie ihr eurem Kind die Trennung erklären könnt, habe ich weiter oben schon mal verlinkt. Hier nochmal zum Nachlesen: 

Kindern Trennung erklären, aber wie, wann und wo? (mit-kindern-reifen.de)

Für den Fall, dass du dich aus einer Gewaltbeziehung gelöst hast, sollte dein Kind das auch nicht im Detail wissen.

Es darf aber lernen, dass jeder Mensch seine eigenen Grenzen vertreten und verteidigen darf und muss. Dass jeder Mensch nach einem gelungenen Leben streben, und dafür eben auch Beziehungen beenden darf.

Dein Kind darf mit der Zeit lernen, dass es Menschen gibt, die uns (in dem Fall dir) nicht gut tun und dass es dann besser ist, wenn jede*r eigene Wege geht. Das Ganze hat aber ebenfalls nichts mit dem Kind zu tun.

 

 

Umgang mit Veränderungen

 

 

Behaltet so viele Routinen, wie es geht. Je weniger sich für euer Kind im Alltäglichen ändert, desto einfacher wird die Umstellung sein.

Wenn Hobbies, Freundeskreise, Kita, Schule und weitere Bezugspersonen bestehen bleiben, hat das Kind etwas, an dem es sich festhalten kann.

Manchmal ist dennoch ein Umzug in eine neue Stadt notwendig oder die Schwiegerfamilie möchte plötzlich keinen Kontakt mehr.

Das liegt oft nicht in deiner Verantwortung. Dann braucht dein Kind viel Verständnis und Unterstützung, sich in den neuen Strukturen wohlzufühlen.

 

 

Übergänge zwischen zwei Haushalten managen

 

Wenn dein Kind mit beiden Eltern Zeit verbringt, wird es zwangsläufig zu Übergängen kommen. Gut begleitet fällt es Kindern wesentlich leichter, zwischen den Eltern hin- und herzuwechseln.

Aber auch dann kann es zu Schwierigkeiten kommen. Kinder im Alter unter sieben Jahren haben oft Probleme mit Übergängen.

Es kann helfen, dem Kind ein Kuscheltier mitzugeben oder ihm zu erzählen, was ihr gemeinsam macht, wenn ihr euch wiederseht.

Hier auf das Wiedersehen zu fokussieren, statt auf die Trennung, erleichtert Kindern den Abschied.

Eltern sollten es hier ausprobieren. Manchen Kindern fällt es leichter, wenn sie an einem neutralen Ort von Mama zu Papa oder umgekehrt wechseln.

Manchmal hilft es, wenn eine dritte Person das Kind übergibt oder wenn das Kind mit seinem Lieblingsspielzeug in der Hand begrüßt wird.

Die Möglichkeiten sind endlos, um dem Kind die Übergänge leichter zu machen.

Feste Routinen und eine Klarheit über das, was, wann, wie und wo passieren wird, hilft Kindern, sich darauf einzustellen. genauso solltest du deinem Kind Zeit geben, um wieder zu Hause anzukommen.

Überleg dir eine Routine, wie die Abende nach den Umgängen beim anderen Elternteil ablaufen könnten.

Das Kind sollte nicht dazu gedrängt werden, von seiner Zeit mit dem zweiten Elternteil zu erzählen. Dein Kind teilt dir mit, was es möchte und behält für sich, was nicht.

 

 

Eltern sollten sich selbst nicht vergessen – Selbstfürsorge

 

Wenn unsere Energiereserven fast leer sind, fällt es uns schwer, ruhig und zugewandt zu bleiben.

Ein umgestoßenes Saftglas, das sich über wichtige Papiere ergießt, lässt uns sehr viel lockerer bleiben, wenn es uns selbst gut geht. Wenn wir uns um uns und um unsere Bedürfnisse kümmern.

Laufen wir allerdings sowieso schon auf dem Zahnfleisch, werden unsere Kinder uns immer wieder triggern und dafür sorgen, dass wir völlig unangebracht und unfair reagieren.

Elternschaft ist Stolpern in die richtige Richtung. Während dieses Stolperns ist es unsere Aufgabe, immer wieder an uns zu arbeiten und die Bedürfnisse aller im Blick zu haben.

Als Alleinerziehende Mama auch noch Selbstfürsorge zu betreiben, scheint manchmal eine unlösbare Aufgabe.

Schließlich kratzt das Kind schon an der Klotür, wenn wir nur für zwei Minuten mal dahinter verschwinden. Selbstfürsorge sieht für jeden Elternteil anders aus.

Solltest du kinderfreie Zeit haben, kannst du diese Zeit dafür nutzen. Dass es dir gut geht, darfst du zur Priorität machen. denn mit dir steht und fällt alles. Ja, ich weiß, der Haushalt macht sich nicht von alleine.

Vielleicht ist das der erste wichtige Schritt: Lerne, dass du nicht alles schaffen kannst und musst. 

 

 

Strategien zur Bewältigung von Stress und emotionalen Belastungen

 

Finde heraus, was dir gut tut und was dir hilft, mit Stress und Belastungen umzugehen.

Wobei bekommst du einen klaren Kopf und was lässt dich dir selbst näher kommen?

In den ersten Jahren als Alleinerziehende funktionieren viele Mütter und vergessen sich selbst. Das passiert schnell und ist mehr als verständlich.

Vielleicht schaffst du es von Anfang an, kleine Momente für dich einzuräumen, für die du dir Strategien zurecht gelegt hast, um mit Stress umzugehen.

Das kann laute Musik sein, oder springen auf dem Trampolin, während deine Kinder TV schauen. Vielleicht kannst du mit diesen Kindern gemeinsam Stress abbauen, indem du die Zeit auf dem Spielplatz für dich nutzt.

Suche dir emotionale Spielplätze. Was tut dir wirklich gut und was tust du nur, weil es dir Spaß macht?

Zum Weiterlesen:

Erschöpfung, Burnout, kaputt? Gesundheit von alleinerziehenden Müttern: 5 Lebensbereiche, die du unbedingt im Blick haben solltest

Mama kurz vor dem Burnout? Wie du trotz Zeitmangel auch deinen Bedürfnissen mehr Platz einräumst

 

 

Eine wichtige Ressource: Dein Netzwerk – Bindungsdorf

 

Das Leben als Alleinerziehende kann sehr einsam sein.

Gerade mit kleinen Kindern ist es oft schwierig, Verabredungen einzuhalten oder auch Gleichgesinnte zu finden.

Wenn deine Kinder noch klein sind, lohnt es sich, in Beziehungen zu investieren. Vielleicht gibt es nette Menschen in deiner Nachbarschaft, die gerne mehr Kontakt zu euch hätten.

Das ist eines der Themen, die ich zu sehr vernachlässigt habe und es sehr bereue.

Eine nette Leih-Oma oder ein netter Leih-Opa wären Gold wert gewesen. Ein wenig mehr Familienanschluss hätte unser Leben wahrscheinlich einfacher und auch schöner gemacht.

Hier kannst du das Thema weiter vertiefen:

Wie du als als Alleinerziehende dein Bindungsdorf aufbaust

Alleinerziehend, einsam und keine Zeit für sich

 

 

Hol dir Unterstützung

 

 

Es gibt verschiedene Hilfsangebote, die du unbedingt auch in Anspruch nehmen solltest. die Caritas der nächsten Stadt oder die Diakonie sind schon mal gute Anlaufstellen.

Google einfach mal und schaue, welche Angebote es für Alleinerziehende gibt.

Vielleicht gibt es Treffen von Alleinerziehenden in der Nähe oder Online Angebote, die dich weiterbringen.

Vielleicht möchtest du deine Erfahrungen und Beziehungsmuster im Rahmen einer Psychotherapie aufarbeiten oder einer Selbsthilfegruppe beitreten?

Auch die Landesverbände des “Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter” sind gute Anlaufstellen mit unterschiedlichen Angeboten: Struktur – VAMV Bundesverband

 

 

Fazit

 

Eine Trennung ist eine große Veränderung und bringt häufig sehr viele unangenehme Gefühle und Herausforderungen mit sich.

Sie ist das Ende von etwas und viele vergessen in der Situation, dass eine Trennung eben auch der Anfang von etwas Neuem ist.

Es wird dauern, bis du dein Leben so gestaltet hast, wie du es dir wünschst. Aber jeder Schritt, den du heute gehst, ist ein Schritt in eine neue Lebensrealität. Nimm Stein um Stein und nicht den ganzen Fels auf einmal.

Hole dir Hilfe und achte gut auf sich. Du hast Zeit. Achte auf die Bedürfnisse deiner Kinder und auf deine eigenen und dann packt es an.

Und falls du auf die Idee kommst, dich wegen der Trennung schuldig zu fühlen, lies hier weiter:

5 Ideen, wie du mit Schuldgefühlen nach einer Trennung mit Kindern umgehen kannst