Ich habe mich sehr gefreut, als dieses Buch zur Rezension in meinem Briefkasten landete. Zuvor hatte ich „Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen“ *bereits gelesen und mich beim ersten Lesen schon gewundert, dass es gefühlt wenig Beachtung in meiner Social Media Blase bekam.

Sowieso wundere ich mich oft darüber, wie sehr doch das Marketing und der Name der Autor:innen darüber entscheiden, wie bekannt ein Buch wird.

Dabei sollte es der Inhalt sein, der über den Erfolg entscheidet. Aufgrund des Inhalts wünsche ich mir, dass alle, die Eltern werden oder Eltern sind, diesem Buch begegnen.

Ich wünschte jedenfalls, ich hätte dieses Buch vor der Geburt meiner Tochter erhalten, nicht erst sieben Jahre danach. Vielleicht wäre ich dann meinen Weg hin zu einer bedürfnisorientierten Begleitung schneller und mit weniger Umwegen gegangen.

 

 

Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen

Was mir in dem Buch besonders gut gefällt, ist, dass es einen großen Teil dem widmet, was wir als Eltern mitbringen.

„Das elterliche Erbe“ bringen wir nun mal mit in unsere Elternrolle.

Ob wir wollen oder nicht. Wann immer es schwierig wird für uns mit unseren Kindern, lohnt es sich, in unsere Vergangenheit zu schauen und herauszufinden, wodurch unsere Gefühle ausgelöst werden.

Philippa Perry bespricht in dem Buch den Umgang mit der eigenen Wut und zeigt Wege auf, damit umzugehen.

Keinesfalls stellt sie einfache Lösungen zur Verfügung, wie so manche Ratgeber. Denn es ist ja ganz klar: Der Umgang mit dem eigenen „elterlichen Erbe“ wird in einem längeren Prozess geübt und eventuell irgendwann auch beherrscht.

 

„In einer idealen Welt würden wir uns selbst stoppen, bevor wir jemals ein Gefühl unangemessen auslebten.

Wir würden unser Kind nie anschreien, bedrohen oder ihm ein schlechtes Gewissen machen.

Natürlich ist es unrealistisch zu glauben, dass wir das in jeder Situation schaffen.“ (S. 25)

 

Die Autorin spricht Eltern Mut zu und nimmt ihnen ein klein wenig das schlechte Gewissen. Was passiert ist, können Eltern nicht mehr rückgängig machen. Sie können aber daran arbeiten, es in Zukunft besser zu machen, für ihre Kinder.

„Nicht der Bruch ist das Entscheidende, sondern die Reparatur. Beziehungen repariert man vor allem dadurch, dass man daran arbeitet, seine Reaktionen zu ändern.

Ziel ist es, die Auslöser zu erkennen und dieses Wissen zu nutzen, um anders zu reagieren.“ (S.25)

Dieser Rückblick in die eigene Vergangenheit direkt am Anfang des Buches ist, wie ich finde ein sehr guter Einstieg für Eltern, egal an welchem Punkt ihrer Elternschaft sie sich gerade befinden.

Allzu oft werden wir von unseren intensiven Reaktionen überrascht. Ein klein wenig darauf vorbereitet zu sein, was kommt, ist an der Stelle sicher nicht verkehrt.

 

Wie wichtig ist die Familienkonstellation?

Was mir als alleinerziehende Mutter ohne anwesenden Vater besonders gut gefallen hat, ist die Herausarbeitung, dass es nicht auf die Familienstruktur ankommt, sondern darauf, wie die Beziehungen um das Kind herum gestaltet sind.

 

„Die Menschen im Leben eines Kindes bilden die Welt dieses Kindes. Es kann ein Ort der Fülle und der Liebe sein, aber es kann auch ein Schlachtfeld sein.“ (S.44)

 

Das Buch gibt Eltern Hoffnung, gerade wenn die Lebensrealität nicht dem gewünschten Bild entspricht. Egal, wie unsere Situation ausschaut, wir können immer etwas dafür tun, unsere Kinder gut zu begleiten.

Gleichzeitig teilt die Autorin aber auch mit, dass wir nicht alles für unsere Kinder immer zum Guten wenden können. Aber Dasein, das können wir immer.

Familienkonstellation nicht so wichtig

Dem Thema „Gefühlen“ widmet Philippa Perry ein weiteres Kapitel, als Unterüberschrift könnte man sich dafür denken „Einfühlen – statt abfertigen“.

Das Buch gibt einen umfangreichen Überblick zu all den Themen, die Eltern bei der Begleitung von Kindern begegnen und die ihnen dabei helfen können, auf das Wesentliche in ihrer Familie zu fokussieren.

Bei mir hängen geblieben ist auch der Satz aus dem Buch:

 

 

„Investieren Sie Zeit lieber früh positiv als später negativ.“ (S. 220)

Die Entwicklung der letzten Jahre, nämlich dass Kinder immer mehr Zeit außerhalb der Familie verbringen, gefällt mir schon lange nicht.

Es ist ein Trugschluss, zu denken, dass es für ein Klein- oder Vorschulkind genügt, wenig und dafür  qualitativ hochwertige Zeit mit seinen Bindungspersonen zu verbringen.

Dazu fallen mir viele Artikel ein, in denen die Rede davon ist, es käme viel mehr auf die Qualität als auf die Quantität an.

Die Qualität der Beziehung ist immer wichtig, mal ganz davon abgesehen, ob Eltern viel oder wenig Zeit mit ihren Kindern verbringen.

Um eine tiefe Bindung an einen fürsorglichen Erwachsenen zu entfalten, braucht es, vor allem bei Babies und Klein-und Vorschulkindern, eben beides: Qualität und Quantität.

Junge Kinder sind darauf angewiesen, dass ihre Bezugspersonen genügend da sind. Eigentlich zeigen uns Kinder ganz deutlich, was sie brauchen, wenn wir hinschauen.

Wenn wir nicht da sein können, brauchen sie Menschen, an die sie sicher gebunden sind und denen sie vertrauen.

Es zahlt sich auf jeden Fall aus in jungen Jahren die Zeit und Fürsorge zu investieren um dann später, wenn sich eine tiefe Bindung entwickelt hat (frühestens mit dem 5. Lebensjahr, oft eher später) die Früchte zu ernten.

Wir bekommen ein eindrucksvolles Geschenk, wenn Kinder sich emotional binden und wir langsam aber sicher die Früchte sehen können, die die menschliche Entwicklung mit sich bringt. Wenn die Bedingungen dafür gegeben sind.

„Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen,“* werde ich zukünftig an werdende Mamas und Papas in meinem Bekanntenkreis verschenken. Ich finde, es ist ein gelungener Rundumschlag zu all den Themen, die sich in den ersten Jahren nach der Geburt sowieso aufdrängen.

Eine gewisse Vorbereitung kann da mit Sicherheit nicht schaden.

Jetzt würde mich interessieren ob du das Buch kennt? Gelesen hast? Und wie es dir gefallen hat?

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