Muttertag – huch schon vorbei?!?!

Wären da nicht die riesigen Blumensträuße im Supermarkt gewesen, direkt neben in Herzchenpapier verpackten Pralinen, hätte ich den Tag in diesem Jahr glatt vergessen.

Scheinbar ist es das, was Mütter sich zum Muttertag verdient haben. Dann ist aber auch mal wieder gut.

Kurze Wertschätzung, kurze Pause, danach sollen sie aber bitteschön wieder funktionieren. Am liebsten, noch besser als zuvor.

„Was gibt es eigentlich heute zum Mittagessen?“

 

Alle Jahre wieder…die selben Sprüche und bunten Kacheln auf Social Media, die lieben Glückwünsche und eine neue Bastelei.

Ist der Muttertag an dir genauso spurlos vorbeigegangen wie an mir?

 

 

​​Mutter hat man scheinbar immer zu sein. Alleinerziehende Mutter erst recht.

 

​​Und wie soll das aussehen, ein Tag nur für mich? Das ist nach 8 Jahren Alleinerziehenden-Leben gar nicht mehr so einfach, herauszufinden.

Immerhin waren wir bei meinen Eltern und ich war nicht fürs Kochen zuständig.

​Dafür aber meine Mutter. Dabei kocht sie gar nicht gerne und macht das trotzdem schon seit mehreren Jahrzehnten für ihre Familie.

Sie hätte sich sicherlich auch mal gefreut, einen Tag im Jahr nicht für das Mittagessen zuständig zu sein.

Die verständlichen Forderungen von Müttern nach besserer Vereinbarkeit und gleichmäßiger Aufteilung der Care-Arbeit betreffen mich nur noch wenig.

 

 

​​Es ist sowieso niemand da, mit dem ich mir die Verantwortung und die Care-Arbeit teilen könnte.

 

Auf Veranstaltungen in meinem Job, in denen Frauen, die Karriere machen, stolz davon berichten, wie es bei ihnen funktioniert hat, steht immer ein Mann im Hintergrund, der seine anteilige Verantwortung übernimmt, oder ein teures Netzwerk von Helfern und Helferinnen.

Beides für mich ausgeschlossen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich keine Karriere machen will.

​​Mit einer guten Vereinbarkeit und einer sinnhaften Aufgabe, auch in Teilzeit, wäre ich schon zufrieden.

Und langsam glaube ich auch nicht mehr daran, dass ich das noch erleben werde.

​​Schau ich mir das ein oder andere Mutter- und Vatertagsgeschenk an, werden die Zweifel immer größer.

​​Da gibt es zum Beispiel bemalte Flaschenöffner für die Väter und eine Lobeshymne auf deren Coolheit und Verspieltheit. Beste Kumpels eben.

Für Mama ist ja klar, ein schönes Servietten-Set und ein Gedicht, das ihr mitteilt, sie solle trotz der Last froh sein, Kinder zu haben.

Da scheint es überhaupt nicht problematisch zu sein, wenn Papas mit Bierflaschen in der Hand ihre Kinder durch die Gegend tragen und anbei lauthals grölen.

 

 

​​Ist ja schließlich Herrentag, das muss so. 

 

Übrigens muss ich dabei immer daran denken, wie ich mir mit unter zwei Jahren beim Turnen auf einer Mauer (während mein Vater eigentlich auf mich aufpassen sollte, aber beim sonntäglichen Frühschoppen in der Dorfkneipe saß) eine Platzwunde am Kopf zugezogen habe und im Krankenhaus gelandet bin. 

 

Wäre das meiner Mama passiert? Und was, wenn ja?

Die Mutter darf sich am Muttertag mit etwas Glück über ein wenig Ausschlafen und ein schönes Frühstück freuen.

​​Beim Abräumen wird sie wahrscheinlich schon nicht mehr sitzen bleiben können.

Ich habe einen bemalten Fächer bekommen. Schön. Dankeschön.

​​

​​Den werde ich im Sommer sicher gebrauchen können, während ich den x-ten Tag im Freibad meinem Kind beim Schwimmen zuschaue, allein, versteht sich.

​​Meine Tochter hat sich so gefreut, mir mein Geschenk zu übergeben und alleine schon deshalb habe ich mich natürlich auch gefreut.

Muttertag, Vatertag, irgendwie passt das alles nicht in meine Lebensrealität als alleinerziehende Mutter.

​​Ich versuche, es mir immer so leicht und schön zu machen, wie es geht. Das klappt mal mehr und mal weniger. In letzter Zeit immer weniger- aber das muss ja nicht so bleiben.

Wenn wir darauf warten, von den Menschen um uns herum und von unseren Politiker*innen mitgedacht zu werden, warten wir, bis unsere Kinder erwachsen sind.

​​Deshalb lasst uns doch in unserer kleinen Welt um uns herum anders agieren. Lasst uns anderen Müttern unsere Hände reichen, lasst uns Unterstützung anbieten und lasst uns andere Kinder und Familien mitdenken. Kleine Taten können große Steine ins Rollen bringen und unseren Alltag schöner und weniger allein gestalten.

 

 

Was wünsche ich mir eigentlich zum Muttertag für Alleinerziehende?

 

Zu Corona Zeiten habe ich mein Muttertagsgeschenk mit meiner Tochter gemeinsam gebastelt und ein Geschenk für die Mama eines befreundeten Kindes gleich mit. Das hat Spaß gemacht und die Mama hat sich gefreut.

Denn, was viele vergessen, wenn die Schule oder der Kindergarten nicht dafür sorgen, dass die Mamas ein kleines Geschenk bekommen, dann werden ganz viele Allleinerziehende einfach vergessen. Da gibt es keinen Papa, der der Mama mit dem Kind zusammen einen schönen Tag macht.

Und das ist es, was ich mir wünsche.

Keine Geschenke, kein langes Ausschlafen, kein gedeckter Frühstückstisch.

Ich wünsche mir mehr Gemeinschaft. Mehr Zusammenhalt. Mehr Verantwortungsbewusstsein, auch für Kinder, die nicht unsere eigenen sind. Ich wünsche mir, auch mal zum Grillfest in der Nachbarschaft eingeladen zu werden oder gefragt zu werden, wenn Familien sich zum Zelten verabreden.

Denn Aufteilung von Care Arbeit funktioniert hier nicht und mit dem Gefühl von mehr Gemeinschaft und weniger alleiniger Verantwortung würde auch die viele Arbeit nicht so schwer auf mir lasten.

Na ja, Muttertag 2025 kommt bestimmt. Bis dahin ist nun etwas Zeit für mehr Gemeinschaft und weniger Alleinsein.

Da fällt mir ein, ich hab dazu sogar schon mal ein E-Book mit Workbook geschrieben. „Weniger allein als Alleinerziehende“.

Wenn du dein Dorf also weiter ausbauen möchtest, dann findest du weitere Informationen hier: