Mein Kind klammert extrem an Mama, berichten mit Eltern immer wieder.
Schnell sorgen sie sich, weil ihr Kind zu sehr klammert. Da schwebt immer diese Angst mit, das Kind würde nie selbstständig werden.
Was, wenn mein Kind viel zu lange an mir klammern wird? Was wenn es niemals selbstständig in die Welt hinausgeht?
Leider wurde unser Verhältnis zum Thema Selbstständigkeit von Kindern durch die aktuell vorherrschende verhaltensorientierten Ansätze sehr geprägt.
Ich wünsche mir, das wir endlich wieder auf die Natur vertrauen und völlig normale und gesunde Verhaltensweisen als natürlich hinnehmen.
Was ist denn eigentlich das Problem mit dem Klammern?
Nicht das Verhalten ist das Problem, sondern die falschen Erwartungen.
Kinder zu früh in die Selbstständigkeit zu schubsen, oder wie viele Erzieherinnen das nennen würden „zu fördern“ geht für mich in die falsche Richtung.
Die Natur hat ihren Plan und der kann sich eben nur entfalten, wenn unsere Kinder nicht allzu viele Hindernisse in den Weg gelegt bekommen.
Ein Kind bewegt sich in die Selbstständigkeit, wenn der Heimathafen sicher ist und es Zeit hatte eine tiefe Bindung zu entwickeln.
Das braucht aber Zeit. Ein 3-Jähriges Kind ist noch sehr oberflächlich gebunden und kann mit Trennungen von der Hauptbezugsperson noch nicht gut umgehen.
Im Leben eines Kindes gibt es immer wieder Phasen, die ihm Angst machen, in denen es unsicher ist.
Eine Tatsache, die Kinder verunsichern kann
Größer zu werden ist bereits Grund genug, um sich an Mama zu klammern.
Denn zu realisieren, dass sie doch nicht Teil von uns sind, sondern eigenständige Wesen, die auch ohne Mama hin und wieder zurechtkommen werden, kann schon beängstigend sein.
Alles verändert sich und ist im Wandel. Das kann ein Kind schon mal verunsichern und klammern lassen.
Bei uns kommen solche Phasen immer wieder vor bedeutenden Entwicklungsstufen. Erst vor kurzem fing meine Tochter an zu schwindeln – ihre Lieblingsbeschäftigung aktuell.
Davor war ihr gar nicht klar, dass ich nicht automatisch alles weiß, was sie auch weiß. „Theory of mind“.
Vor diesem Schritt hatten wir eine Phase, in der sie intensiv an mir geklammert hat. Das ist nicht immer leicht, vor allem weil ich so ziemlich alleine bin und wirklich alles auffangen muss.
Aber mit dem Wissen dahinter fällt es mir wesentlich leichter auf ihre Bedürfnisse nach Nähe und Sicherheit einzugehen.
Ist ihre Bezugserzieherin krank oder geht es ihrem Papa nicht so gut, kommt ihr sicherer Hafen ins Wanken. Zu sehen, dass auch Erwachsene nicht immer stark sind macht ihr sehr zu schaffen.
Es beunruhigt sie, wenn sie merkt, dass es mir nicht gut geht und dann weicht sie mir nicht mehr von der Seite.
Am Wochenende ist sie wesentlich entspannter und spielt auch mal alleine.
Hole ich sie aber nach 6,5 Stunden vom Kindergarten ab, brauchen wir erst wieder Stunden zusammen um ihr Bedürfnis nach Nähe zu sättigen.
Ich kann ja nicht erwarten, dass ein Kind, das den halben Tag von seiner Hauptbezugsperson getrennt war, dann auch noch am Nachmittag freiwillig auf die Aufmerksamkeit verzichtet.
Wenn du wie ich alleinerziehend bist, kann natürlich auch die Trennung vom anderen Elternteil phasenweise bewirken, dass dein Kind klammert.
Es gibt so viele Gründe, warum ein Kind plötzlich diese Unsicherheit fühlt.
Die Stimmung im Kindergarten, ein paar Monate vor der Einschulung ist so alarmierend, dass selbst ich, als Erwachsene dies regelrecht spüren kann.
Da kommt eine große Veränderung auf alle Beteiligten zu und das kann schon mal dazu führen, dass ein Kind wieder stärker klammert.
Bevorstehende Trennungen sind so ziemlich das beängstigendste, was ein Kind erleben kann. Sie haben dafür ganz feine Antennen.
Aktuell verhält sich meine fast 5-Jährige Tochter ständig wie ein Baby und ich muss all mein Verständnis und all meine Geduld zusammennehmen um es zuzulassen.
Das Verhalten interpretiere ich ebenfalls als eine Art des Klammerns. „Mama, ich will dein Baby sein!“, denn alles andere ist so unsicher und so unbekannt.
Sie will ständig die Geschichten darüber hören, wie sie als Baby war und es gefällt ihr ungemein zu hören, dass sie immer mein Baby sein wird, ganz egal wie groß sie ist. Das gibt ihr etwas Sicherheit und beruhigt sie.
Das hilft, wenn dein Kind klammert
Die Lösung ist das Wachsen der Bindungswurzeln in die Tiefe.
Je tiefer die Bindungswurzeln, desto „freier“ wird ein Kind, selbstständiger zu werden.
Aber diese Wurzeln brauchen Zeit. Zeit, die unsren Kindern leider häufig nicht mehr gegeben wird.
Das einzige, was bei uns in Zeiten des Klammerns und des offensichtlichen Alarms hilft, ist es mehr Sicherheit, Geborgenheit und Aufmerksamkeit anzubieten als benötigt wird.
Das ist oft nicht leicht, aber alles andere klappt bei uns zum Glück nicht, denn genau das ist es, was mein Kind braucht.
Wenn dein Kind unter 7 Jahren alt ist und du alleinerziehend bist, dann wird dir dieses Video einige AHA-Momente bescheren:
In dem Video erfährst du 3 wichtige Dinge:
- Weshalb die 3 gängigen Umgangsmodelle Residenzmodell, Wechselmodell und Nestmodell nur als grobe Richtschnur dienen können.
- Weshalb Kleinkinder und Vorschulkinder bei der Trennung der Eltern besondere Begleitung brauchen.
- Weshalb der Satz „Die Kinder leiden am meisten“, unreflektierter Bull*it ist.
Nachdem du deine Email-Adresse eintragen hast, sende ich dir den Link zum Video:
Danke für diesen Artikel der hat mir sehr geholfen. Ich bin alleinerziehende Mutter habe auch keine Eltern das heißt ich mache wirklich alles alleine und es kommt sehr oft vor dass meine Tochter zehn bis elf Stunden im Kindergarten war bzw jetzt in der Schule ist. Im September hatten wir die Einschulung und seitdemklammert sie fürchterlich und bittet mich weinend – Mama ich kann nicht mehr ohne dich sein bitte verlass mich nicht, bitte bleib bei mir. Z.b. wenn ich sie in der Früh in die bringe. Dazu kommt jetzt auch noch der Umzug in unsere neue Wohnung. Jetzt im Nachhinein eigentlich einleuchtend.
Danke für deinen Artikel jetzt fühle ich mich etwas leichter und habe auch ein Gefühl wie ich mit ihr besser umgehen kann bzw wie ich besser auf sie eingehen kann.
Danke
Danke für deine Rückmeldung, Hedwig. Das ist ja ganz schön viel für dein Kind im Moment. Der Übertritt zur Schule alleine kann schon Trennungsängste auslösen. Es freut mich ,dass dir der Artikel etwas geholfen hat. Ich drück euch die Daumen, dass dein Kind sich schnell im neuen Alltag wohlfühlt.
mein Kind klammert an mir sagt sie habe Angst vorm Papa dieser ist ein voll Narzisst und lässt uns nicht gehen hast du einen Rat? bitte
mein Kind klammert an mir sagt sie habe Angst vorm Papa dieser ist ein voll Narzisst und lässt uns nicht gehen hast du einen Rat? bitte
Es gibt natürlich auch genügend Fälle, in denen es konkrete Gründe für klammerndes Verhalten gibt. In diesem Fällen würde ich mir professionelle Hilfe holen und bei der Caritas oder der Diakonie zur Beratungsstelle gehen. Da hab ich bisher noch die besten Erfahrungsberichte gehört.
Als Mutter spüren wir ja oft, was dahintersteckt. Wie reagiert denn der Vater? Lässt er das Kind dann bei dir? Zwingen ist kein guter Weg. Ich würde erst schauen, welche Gründe die Angst hat. Kinder haben nicht ohne Grund Angst. Kinder spüren einfach auch ganz viel. Wenn tatsächlich eine Persönlichkeitsstörung beim Vater vorliegt, dann verunsichert das das Kind natürlich sehr. Leider kann ich dir keine guten Ratschläge geben, da es leider ein Glücksspiel an wen man gerät, wenn man z.B. Jugendamt einschaltet oder das Gericht. Mütter und Kinder erfahren nicht immer den Schutz, den sie brauchen. Eine Seite, die sich mit dem Thema narzisstischer Ex beschäftigt, ist diese hier: https://midlife-boom.de/ Ich empfehle den Podcast sehr!