Die Entscheidung, ob ein Kind eine alternative Schule oder eine Regelschule besuchen wird, fällt vielen Eltern schwer. Sehr viel mehr Eltern habe nicht einmal den Luxus, darüber nachzudenken. Denn nicht in jeder Region gibt es zahlreiche Angebote.

Wir hatten tatsächlich einige alternative Schulen in der näheren Umgebung, wobei „nah“ relativ ist. Es gibt keine alternative Schule, die meine Tochter selbstständig erreichen könnte. Elterntaxi wäre also immer nötig. Abgase in die Luft pusten, inklusive.

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, sind mir drei Dinge vor allem im Gedächtnis geblieben:

 

  • Ich hatte unglaublich viel freie Zeit, die ich meist draußen verbracht habe
  • Meine Oma hat uns mit einer warmen Mahlzeit zu Hause empfangen und wir konnten all den emotionalen Stress, der sich im Laufe eines Schultages angehäuft hatte, rauslassen
  • Schule war immer Nebensache. Ich ging da hin und es war nicht super, aber eben ok. Einfach gar nicht so sehr wichtig. Leben fand außerhalb statt.

 

Du siehst schon, mein Fokus bei der Schulauswahl ist vielleicht nicht der gängigste.

Schon in der Formulierung „eine Schule besuchen“ steckt es drin. Eine Schule wird besucht und wird nicht zum Lebensmittelpunkt.

 

Vorab: Für mich sind alle Schulen, Schulen.

 

Letzten Endes halten sie sich doch alle an einen Lehrplan. Manche machen das etwas kindgerechter als andere.

Trotzdem würde ich meinem Kind nicht zumuten, den ganzen Tag außer Haus zu sein, nur um eine solche Schule besuchen zu können.

Wieso eine Ganztagesschule für mich in den ersten Jahren nicht in Frage kommt, habe ich in diesem Artikel näher beleuchtet.

In die nähere Auswahl hat es lediglich eine alternative Schule geschafft, in dem Fall war es eine Montessori Schule. Das Konzept hat mir wirklich sehr gefallen und auch der Freitag, der immer für Ausflüge, meist in die Natur verwendet wird, fand ich klasse. Die Kinder bekommen Bio Essen, haben am Tag 2 Stunden Zeit, sich selbstständig mit den Materialien zu beschäftigen und noch einiges anderes, was ich toll fand.

 

Aber: An dieser Schule wird nur einer von zehn Bewerbern einen Platz bekommen.

 

Und auch auf solch einer Schule muss es zwischen Lehrern und Kindern passen. Wer garantiert mir, dass der Aufwand sich lohnt?

Alle anderen alternativen Schulen waren zu umständlich zu erreichen, teuer, oder Ganztagesschulen.

Es waren also schon mal pragmatische Gründe, die uns in Richtung Regelschule gelenkt haben.

 

Das Bindungsdorf

 

Das Thema Bindungsdorf ist eines, das mir von Anfang an wichtig ist. Wir sind eine minikleine Familie. Wer hier schon länger liest, weiß, dass meine Kleine und ich seit vier Jahren alleine leben. Insofern fehlen ihr Geschwister, Großeltern und so….Sie ist mittlerweile so gut in die Nachbarschaft und auch in den Ort integriert, dass ich ihr das einfach nicht nehmen möchte. Bei ihrem täglichen Ausflug in die nähere Umgebung trifft sie auf Kinder, deren Eltern und Geschwister, die wir bereits seit Jahren kennen. Die Altersspanne ist sehr groß, so dass sie mit Kindern von 1-12 spielt.

Ich weiß, es heißt immer, Kinder würden sich so schnell umgewöhnen.

Ja, das mag sein. Ich kann mir dennoch nicht vorstellen, ihr die Chance zu nehmen, eigenständig, mit ihrer Laufgruppe zur Schule zu laufen.

Auf dem Schulhof jedes 5. Kind zu kennen und sich doch schon irgendwie zu Hause zu fühlen. Weil wir schon häufig zusammen in der Schulturnhalle oder im Schwimmbad waren. Weil sie den Schulhof bereits seit vielen Jahren Nachmittags immer mal wieder zum Spielen nutzt. Weil ihre Freunde, die sie schon aus dem Kindergarten kennt, da sein werden. Weil die größeren Kinder, die wir von unserem Spielplatz kennen, ihr alles zeigen werden.

Die Beziehung zu einigen Geschwisterkindern und Eltern von Freunden haben sich über die Jahre intensiviert. Es ist ein richtiges kleines Dorf entstanden. Ich weiß, dass ein Schulwechsel nicht das Ende davon bedeuten muss, es wäre dennoch um einiges aufwändiger, diese wichtigen Beziehungen weiter zu pflegen. Häufig bleiben wir spontan nach dem Kindergarten noch auf einem nahegelegenen Spielplatz hängen und bleiben bis zum Abendessen.

Ich hab übrigens noch heute meine zwei Kindergartenfreundinnen und das ist einfach schön.

 

Zu guter Letzt hoffe ich einfach auf Glück.

 

Auch an Regelschulen gibt es tolle Lehrer, die auf Beziehung setzen.

Ich vertraue darauf, dass ich einen echten Unterschied machen kann.

Ich finde Verhaltensampeln und Belohnungssysteme echt zum K….aber ich vertraue darauf, dass ich einen Weg finden werde, so dass meine Kleine sich nicht an diesen unnötigen Bewertungen orientiert.

Ich vertraue darauf, dass ihre Bindung an mich stark genug ist, um den Fokus auf dem zu belassen, was wirklich wichtig ist.

Ich bin fest davon überzeugt dass Eltern einen echten Unterschied machen können. Und dann sage ich mir: was können 4 Stunden Schule schon Schlimmes anrichten?

Deswegen war mir fast noch wichtiger, dass meine Tochter nach der Schule nach Hause kommt und nicht bis nachmittags in der völlig überladenen Betreuung bleibt. Ich wollte ihr unbedingt diesen Raum geben. Kinder müssen auch mal alleine sein. Auch mal tun und lassen, was sie wollen. Nicht ständig kooperieren und irgendwelchen Ideen anderer folgen.

 

Vor allem muss Schule auch mal zu Ende sein.

 

Dann muss der Ranzen in die Ecke fliegen und die Verletzungen, die Kinder sich nun mal oft zufügen, gleich mit. Aber das hab ich hier schon mal genauer unter die Lupe genommen.

Wenn wir richtig Pech haben sollten, was ich nicht glaube, dann kann ich immer noch reagieren. Jetzt freue ich mich erst mal, meinem Kind ermöglicht zu haben, dass es sich noch ein volles Jahr in Ruhe im Kindergarten entfalten konnte und ich so einen flexiblen Arbeitgeber habe, so dass ich zumindest im ersten Schuljahr nach der Schule mit einer warmen Mahlzeit auf mein Kind warten kann. Vielleicht sagt sie mir dann nach dem ersten Jahr, dass sie wie ihre Freunde in die Betreuung möchte, vielleicht aber auch nicht. Aber das ist noch lange hin und bis dahin finden wir den für uns besten Weg.

PS: Ich hatte kein Glück in der Schule, aber auch kein großes Pech. Ich bin irgendwie durchgekommen, ohne größeren Schaden. Klar, hätte ich mein Potential vielleicht besser entfalten können, wenn es anders gelaufen wäre. Was ich mir aber durch meine ganze Schullaufbahn bis heute bewahrt habe, ist meine Neugierde und meine Freude an Neuem. Bis heute lerne ich freiwillig (und zahle dafür sogar:-)). Ich mache eine Weiterbildung nach der anderen, bilde und entwickle mich stetig weiter.

Bildung ist so viel mehr als Schule. Schule ist da und als meine Aufgabe sehe ich es, die Freude am Lernen, die Unbekümmertheit und die Individualität meines Kindes zu schützen. Ich hoffe, dass mir das gelingen wird. Dazu finde ich es schon mal einen guten Ansatz, so wenig Zeit wie nötig mit dem Thema Schule zu verbringen.