Mein Kind will nicht mehr in den Kindergarten

Mein Kind will nicht mehr in den Kindergarten, stellen viele Eltern irgendwann fest. Doch was steckt dahinter?

Probleme im Kindergarten gibt es viele. Es gibt immer mal wieder Phasen, in denen es dem Kind schwerfällt, sich zu trennen oder in denen es überhaupt nicht dortbleiben möchte.

Phasen, in denen es scheinbar nicht mit nach Hause möchte, in denen es wegrennt, wenn es abgeholt wird. Defensive Bindungsabwehr habe ich hier schon mal thematisiert.

Oft kommen verzweifelte Eltern auf mich zu und wissen nicht, wie sie mit dem Verhalten umgehen sollen.

Ein Patentrezept gibt es leider generell im Alltag mit Kindern nicht.

Da sind die engsten Bezugspersonen gefragt herauszufinden, was in der jeweiligen Situation dahintersteckt.

Dabei hilft es natürlich viel über die verschiedenen Bindungsdynamiken und über Entwicklungsschritte zu wissen.

Auch bei uns gibt es immer wieder solche Phasen. Gerade erst vor kurzem fiel meiner Kleinen der Abschied wieder besonders schwer. In solchen Zeiten bin ich so dankbar für die vielen einfühlsamen Erzieherinnen in unserem Kindergarten, die mit den Kindern kuscheln und sie einfach auffangen, wenn sie es brauchen.

Wahrscheinlich ist es gar nicht selbstverständlich, dass Erzieher auch 5-Jährige noch auf dem Arm herumtragen. Umso dankbarer bin ich dafür, dass das bei uns selbstverständlich ist.

Wäre das nicht der Fall, hätte ich meine Kleine wohl in den letzten Wochen einige Mal wieder mit nach Hause genommen.

Und genau das ist es, was ich den Eltern meistens mit auf den Weg gebe:

Wie ist die Beziehung zu den Erziehern? Fangen sie das Kind auf und sind sie für das Kind da? Bekommt das Kind die nötige Sicherheit im Kindergarten und verbringt es den Rest des Tages damit, zu spielen? Zu wem geht das Kind, wenn es ein Problem hat?

Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass es verschiedene Arten von „Ich will nicht in den Kindergarten gehen!“ gibt.

 

 

Kindergartenkinder fühlen immer nur ein Gefühl

Sind sie also gerade gefüllt mit dem Gefühl “Ich will bei dir bleiben“, dann ist das Gefühl „Ich möchte aber auch so gerne zu meiner Erzieherin und in den Kindergarten“ nicht da.

Das Kind kann schlichtweg nicht beides gleichzeitig spüren. Das erklärt auch, warum viele Kinder, erstmal im Kindergarten angekommen, freudig von ihren Eltern weglaufen, um mit ihren Freunden zu spielen.

Aufgrund dieser Eigenschaft von Vorschulkindern ist es auch so einfach, ihre Launen zu ändern.

Wir können ihnen ganz viel helfen, indem wir die Gefühle anerkennen, die es gerade hat, das Kind aber darauf aufmerksam machen, dass es auch noch andere Gefühle hat:

„Ich weiß, dass du am liebsten den ganzen Tag bei mir bleiben willst. Ich sehe aber auch, dass du Elisabeth sehr vermissen wirst, wenn du sie heute nicht siehst. Du hast dich doch das ganze Wochenende darauf gefreut heute beim Mittagessen neben ihr sitzen zu dürfen.“

 

 

Bei uns gab es ganz selten das „ich will nicht in den Kindergarten, weil ich dich heute WIRKLICH so unbedingt brauche!“.

Den Unterschied habe ich immer ganz deutlich gespürt und dann mein Kind, so wie es ging, auch immer wieder mitgenommen. Trotz der kritischen Blicke anderer Eltern oder der Erzieher – da muss ich als Mutter drüberstehen, denn die Bedürfnisse meines Kindes kenne ich besser.

Im Nachhinein hat sich mein Gefühl immer bestätigt. Entweder stand ein Entwicklungsschritt an oder mein Kind wurde krank. Die zusätzliche, gemeinsame Zeit war in den Momenten immer enorm wichtig.

Manchmal steckt auch ein spezieller Grund dahinter. Hat das Kind Probleme mit anderen Kindern, wird es vielleicht geärgert oder hat es vor irgendetwas Angst? Sind seine Bezugserzieher im Urlaub oder krank? Hat es Schwierigkeiten, weil so viele kleine Kinder dazukommen sind und es nun schon zu den Mittleren gehört? Hat das Kind ein kleines Geschwisterchen bekommen und ist die Mama sowieso zu Hause?

Es gibt unzählige Gründe, wieso Kinder plötzlich nicht mehr in den Kindergarten wollen.

Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass die Erzieher im Mittelpunkt stehen und die nötige Struktur und Orientierung bieten.

Es gibt Kindergärten, in denen die Kinder als „Petze“ bezeichnet werden, wenn sie bei Problemen mit anderen Kindern zu den Erziehern gehen. Das ist schlimm. Kinder können sich nicht sicher fühlen, wenn von ihnen erwartet wird, dass sie mit Problemen alleine klarkommen. Ohne Sicherheit können Kinder nicht spielen.

Leider können wir unsere Kinder nicht immer zu Hause lassen, weil Eltern eben mittlerweile meist eine Doppelrolle haben und darauf angewiesen sind, dass ihr Kind betreut wird.

Schwierig wird das natürlich, wenn es mit dem Kindergarten nicht passt.

 

 

Dass ein Kind Schwierigkeiten beim Abschied hat, ist absolut normal und wahrscheinlich auch nicht auf Dauer zu vermeiden. Zu erwarten, dass es sich immer freudig von uns löst ist einfach zu viel verlangt.

Wenn das Kind dann am Nachmittag schlecht gelaunt scheint und vielleicht hin und wieder „überreagiert“ sollten wir immer im Hinterkopf haben, dass dies ganz wahrscheinlich mit den vielen Trennungserfahrungen zusammenhängt, die das Kind erlebt. Fatal wäre es dann auf das Verhalten ablehnend oder genervt zu reagieren.

Denn dann erfährt das Kind auch noch sekundäre Trennung, nämlich Trennung aufgrund des Verhaltens, das aus Trennung resultierte.

Mein Kind wollte unbedingt gestern nach dem Kindergarten mit einer der Erzieherinnen nach Hause, deren Tochter eine ihrer besten Freundinnen ist. Ich wusste bereits im Vorfeld, dass es abends schwierig werden würde. Sie hatte ganz viel Spaß und wollte unbedingt zur Freundin.

Meine Tochter kann mit ihren 5 Jahren nicht abschätzen, wie es ihr damit gehen wird. Ich habe mich bereits vorm Abholen mental darauf vorbereitet, erstmal als Blitzableiter zu fungieren. Und genauso kam es.

Nachdem sich all ihre angestaute Frustration entladen hatte, konnte sie endlich weinen und mir unter Schluchzen berichten, dass sie mich vermisst hat und dass in Zukunft bitte nur noch ihre Freundin zu uns kommt.

Die Trennung war ihr einfach zu lang. Alles wurde um ein vielfaches einfacher, seitdem meine Tochter diese Dinge verbalisieren kann.

Ich kann mich an unzählige Nachmittage erinnern, an denen ich sie von der Kita abgeholt habe und sie erstmal stundenlang von einem Tief zum nächsten rutschte. All ihre Frustration kam, verbunden mit aggressivem Verhalten, zum Ausdruck.

Das einzige, was ich tun konnte, war, ihre Gefühle zuzulassen und da zu sein. Es gehört dazu, dass Kinder, die mit zu viel Trennung konfrontiert werden, nicht so gerne gesehenes Verhalten zeigen. Wichtig ist, das Kind dafür nicht verantwortlich zu machen.

Ideal ist natürlich, wenn man die Trennung reduzieren kann. Dies geht aber eben leider nicht immer. Die sekundäre Trennung jedoch kann so gut wie immer minimiert werden.

 

 

Dann können wir immerhin sehr viel bewirken, in dem wir das Kind auffangen und es nicht noch für ein Verhalten verantwortlich machen, für das es rein gar nichts kann.

Was will ich damit sagen? Die Art und Weise, wie wir unsere Kinder betreuen lassen ist sicher nicht immer ideal.

Die langen Trennungen von den primären Bezugspersonen verursachen viel Frustration auf allen Seiten. Wenn wir die Trennung verringern können ist das der zu bevorzugende Weg. Wenn nicht, müssen wir mit unseren Kindern dadurch und versuchen, die Trennungen so „angenehm“ wie möglich zu gestalten.

Trennungen immer überbrücken, sicherstellen, dass die notwendigen Beziehungen zu anderen Erwachsenen vorhanden sind. Es gibt so vieles, das wir tun können, um den Erziehern unser Kind ans Herzen zu legen. Niemals sollten kleine Kinder ohne aktive Bindung zu einer erwachsenen, fürsorglichen Person gelassen werden.

Voraussetzung ist selbstverständlich, dass wir mit dem Kindergarten einverstanden sind. Haben wir das Gefühl, dass unser Kind da richtig gut aufgehoben ist? Wenn das alles stimmt, dann sind zumindest schon mal gute Bedingungen gegeben und wir können schauen, woher die plötzliche Ablehnung des Kindes rührt.

Wenn dein Kind unter 7 Jahren alt ist und du alleinerziehend bist, dann wird dir dieses Video einige AHA-Momente bescheren:



In dem Video erfährst du 3 wichtige Dinge:

  • Weshalb die 3 gängigen Umgangsmodelle Residenzmodell, Wechselmodell und Nestmodell nur als grobe Richtschnur dienen können.
  • Weshalb Kleinkinder und Vorschulkinder bei der Trennung der Eltern besondere Begleitung brauchen.
  • Weshalb der Satz „Die Kinder leiden am meisten“, unreflektierter Bull*it ist.

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