Fühlt sich mein Kind im Kindergarten wohl?

Eltern sind häufig ratlos im Bezug auf das Verhalten ihrer Kinder im Kindergarten. Auf welche Aspekte können sie achten, um sich die Frage zu beantworten, ob sich ihr Kind im Kindergarten wohlfühlt? Oft können Kinder nicht klar sagen, was los ist und wie es ihnen geht.

Da hilft es, sich bestimmte Dinge anzuschauen.

„Sie organisiert ihren Tag ganz selbstständig und braucht uns eigentlich gar nicht“, war eine Aussage im Entwicklungsgespräch, die mich besorgt zurückließ.

Wird in unserem Kindergarten zu sehr Wert auf Selbstständigkeit gelegt, fragte ich mich direkt.

Schließlich wollte ich, dass meine Tochter umsorgt wird und Hilfe bekommt, ohne diese ständig vehement einfordern zu müssen.

Viele Eltern sind stolz, wenn ihre Kinder so vermeintlich selbstständig sind. Ich wurde schon angesprochen, weil ich meine 4-Jährige noch hin und wieder im Huckepack in den Kindergarten trage.

Dass ich ihr auch heute noch gerne ihre Jacke aus- und ihre Hausschuhe anziehe, wird oft belächelt. Seltsamerweise ist meine Tochter aber wirklich selbstständig.

Sie will viele Dinge von sich aus selbst machen, niemals musste ich sie drauf trainieren. Leider sehen das viele Erzieher anders. Selbstständigkeit wird groß geschrieben.

Ein Kind wird selbstständig, wenn es abhängig sein darf. So einfach ist das. Alles andere ist antrainiert. Echte Selbstständigkeit entwickelt sich ohne ständige Ermahnungen von außen.
Es braucht weder Belohnungssysteme noch Lobeshymnen.

Noch so eine moderne Entwicklung:

„Die Kinder lösen ihre Probleme schon!“

Echte Probleme sollten nicht von solch kleinen Kindern gelöst werden.
Kannst du deinem Kind vermitteln, dass es sich bei Problemen an eine erwachsene Person wenden soll?

Dieser Spruch: „Gepetzt wird nicht!“, ist auch noch so ein unsinniger Spruch.

Kinder waren nie dazu gedacht den Großteil ihrer Zeit mit so vielen Kindern im gleichen Alter zu verbringen.

 

 

Wie sollen unreife Menschen von unreifen Menschen lernen, Probleme zu lösen?

Kinder würde ich immer dazu ermutigen, sich an Erwachsene zu wenden, wenn sie ein Problem haben. Idealerweise merkt natürlich einer der fürsorglichen Erwachsenen, dass etwas nicht stimmt und dass Hilfe gebraucht wird.

 

 

Missverständnisse rund um das Thema Essen

„Sie isst schon, wenn sie Hunger hat!“ Auch das eine Entwicklung, die mir überhaupt nicht gefällt. Essen ist ja nicht nur Nahrungsaufnahme. Essen hat ganz viel mit Bindung zu tun.

Ich möchte wissen, mit wem meine Kleine isst. Wer sitzt neben ihr und welche Rituale gibt es?

Kindergärten, in denen ein Buffet steht und die Kinder sich bedienen können, wann Sie wollen haben mit Beziehung nicht mehr viel zu tun.

Beim Essen geht es ganz viel darum, versorgt zu werden. Sich fallen zu lassen und sich geborgen fühlen. Das geht eben verloren, wenn es keine festen Strukturen und Rituale rund um das Thema Essen gibt.

Ein Kind, das ins Spiel vertieft ist, merkt darüber hinaus wahrscheinlich nicht, dass es hungrig ist. Viele Kinder können das Hungergefühl gar nicht zuordnen.

Ich kenne Kinder, die schlecht gelaunt und aggressiv werden und gar nicht merken, dass es vielleicht am Hunger liegt.

Dein Kind isst im Kindergarten nicht? Wie du oben gesehen hast, kann es dafür viele Gründe geben. Kinder essen mittelfristig das, was die Menschen essen, an die sie gebunden sind. Wenn im Kindergarten die Essensaufnahme völlig unabhängig von Bindungen vor sich geht, wundert es mich nicht, dass Kinder nicht gut essen.

In unserem Kindergarten wurde ein Benotungssystem eingeführt. Die Kinder geben nach dem Essen Noten. Für mein Empfinden ist das ganz schrecklich. Die Verantwortung für das Essen wird somit irgendwie in die Hände der Kleinen gelegt. Diese gehört aber immer in die Hände der Erwachsenen.

Wie sollen sich die Kinder versorgt und geborgen fühlen, wenn sie selbst dafür sorgen müssen zu bekommen, was sie möchten?

Idealerweise spürt der Erwachsene was die Kinder brauchen und auch mögen und versorgt sie damit. Die Kinderspeisekarten, ein blanker Hohn. Wer braucht so was? Kinder wissen oft, was sie wollen, aber meist nicht, was sie wirklich brauchen. Chicken Mc Nuggets und Pommes ist kein Mittagessen.

 

 

Wie du sicher oben schon rauslesen konntest, sind mir Strukturen und Routinen sehr wichtig.

Denn echtes Spiel braucht einen Rahmen, einen Anfang und ein Ende. Außerdem kann sich echtes Spiel nur im verletzungsfreien Raum entwickeln und das ist mit so vielen Gleichaltrigen eine Herausforderung.

Um echtes Spiel zu ermöglichen (und das ist es nun mal, was Kinder/Menschen reifen lässt) braucht es also auch Regeln. Manche Regeln sind für viele Eltern ein Problem. Wenn so viele Kinder in einer Gruppe sind, werden die Bedürfnisse der Einzelnen manchmal dem Allgemeinwohl der Gruppe unterstellt. Ohne dies ist ein friedliches Zusammensein in einer Gruppe von Gleichaltrigen kaum möglich.

Wie diese Regeln durchgesetzt werden, ist ganz unterschiedlich, das würde ich immer fragen, bevor ich mich für einen Kindergarten entscheide.

Ein Kindergarten, in dem die Erzieher die Hauptbindungen der Kinder sind, die Kleinen also um die Großen kreisen, ist das mit den Regeln gar kein so großes Thema.

Denn die Kinder orientieren sich an den Erwachsenen und das macht das Zusammenspiel um einiges entspannter und einfacher. So wie die Küken der Muttergans hinterherwatscheln.

 

 

Wie ist das mit den Kleinen und den Großen?

Auch ein Thema, das ich immer ansprechen würde ist, wie mit dem Altersunterschied umgegangen wird.

Werden die fürsorglichen Instinkte in den Großen geweckt und unterstützt in dem sie „Verantwortung“ für die Kleineren übernehmen?

Ich finde, das machen viele Grundschulen mittlerweile ganz gut, in dem sie 4- Klässlern einen 1-Klässler als Patenkind zuordnen. So wird die natürliche Hierarchie (kümmern und um sich kümmern lassen) genutzt, um einen harmonischen Umgang zu gewährleisten. Natürlich müssen immer Erwachsene da sein, die die Hauptverantwortung tragen. Mit solchen Ansätzen kann aber vielleicht verhindert werden, dass die Kleinen von den Großen gehänselt werden – wie schon so oft erlebt.

Im Kindergarten kann das zum Beispiel bei Ausflügen umgesetzt werden. Meine Kleine ganz stolz :“Morgen darf ich Marie an die Hand nehmen und ihr zeigen, wie alles geht. Denn ich bin bei den Großen und sie bei den Kleinen.“ Davon profitieren beide Seiten. Auch hier ist es selbstverständlich wichtig, dass alle Kinder um die Erwachsenen kreisen.

 

 

Freunde…auch so ein Thema.

Die besten Freundschaften entwickeln sich, wenn die Kinder eine gemeinsame erwachsene Bezugsperson haben. Schon so häufig gesehen. Kinder, die von der selben Erzieherin eingewöhnt wurden oder die selbe Erzieherin als ihre Bezugserzieherin auserkoren haben, werden nicht selten automatisch Freunde.

Wenn dies der Fall ist, kreisen die Freunde nicht umeinander, sondern sie kreisen um die selbe erwachsene Person.

Das verhindert sehr viele Auseinandersetzungen. Die Kinder müssen keine Hierarchie erkämpfen, denn diese ist bereits klar. So können sie entspannt spielen und sich sicher sein, dass sie versorgt und geschützt sind.

 

 

Der Toilettengang – auch immer wieder ein Thema, mit dem Eltern auf mich zukommen.

Manche Kinder können im Kindergarten einfach nicht aufs Klo. Und auch das für mich ein Bindungsthema, ein Wohlfühlthema.

So wie wir unsere faule Frustration und unsere Tränen nur da rauslassen können, wo wir uns sicher und geborgen fühlen, so können wir auch unsere Fäkalien nicht loswerden, wenn die Bedingungen dazu nicht gegeben sind.

Wie die Lösung aussehen kann, erschließt sich dann von alleine.
Der erste Schritt ist wohl, sich klarzumachen, dass das Problem nicht ist: Mein Kind isst nicht! Oder Mein Kind hält den Stuhlgang an, bis es Bauchschmerzen bekommt!

Das sind die Symptome, die sichtbar sind, die Wurzel des Problems liegt aber woanders.

Wann du dir wahrscheinlich keine Sorge machen musst:

Dein Kind spielt die ganze Zeit, ist ausgeglichen und fröhlich? Wenn du es abholst kommt es freudig strahlend auf dich zu? Den ganzen Rest des Tages über ist es entspannt und spielt. Es sucht deine Nähe und findet wieder ins Spiel, sobald sein Bedürfnis nach Nähe gestillt ist. Dann gibt es wahrscheinlich nicht so viel Grund zur Sorge.

Schlechte Phasen sind immer mal wieder normal. Dafür gibt es viele Auslöser, manchmal auch einfach ein Entwicklungsschritt oder eine Krankheitswelle und Ausfälle im Kindergarten.