Passiert es dir auch manchmal, dass dein Kind nicht mitkommen möchte, wenn du es im Kindergarten abholst? Schaut es vielleicht weg und „ignoriert“ dich?

Scheint es ihm egal zu sein, was du sagst? Mir ging das eine ganze Weile so.

Aus dem Verhalten schließen ganz viele Eltern, dass die lieben Kleinen am liebsten den ganzen Tag in der KiTa bleiben würden.

Das mag hier und da zutreffen, aber beim Großteil der Fälle, mit denen Eltern zu mir kommen, eher nicht.

Meine Tochter geht sehr gerne in den Kindergarten und liebt ihre Erzieherinnen. Mittlerweile kann sie aber auch ganz klar kommunizieren, dass ihr 5 Stunden reichen.

 

Häufig wird ein ganz natürlicher Instinkt fehlinterpretiert.

Auch bei meiner Tochter hatte ich die Situation beim Abholen, als sie zwischen 2 und 3,5 Jahre alt war.

Ich kam zur Tür herein und sie lief erstmal weg. Sie ließ keinen Blickkontakt zu und zeigte keine Freude, mich zu sehen. Es schien ihr egal zu sein, dass ich da war.

Ohne das Wissen über defensive Bindungsabwehr und die natürlichen Mechanismen von Bindung hätte ich das Verhalten leicht fehlinterpretieren können, ja sogar beleidigt sein können.

Denn es kann ganz schön weh tun, wenn das eigene Kind scheinbar lieber im Kindergarten sein möchte, als mit nach Hause zu gehen.

Erstmal ist es aber oft ein Zeichen dafür, dass die Trennung zu lang war und sie während meiner Abwesenheit nicht an unserer Bindung festhalten konnte.

Ich kam also, um sie abzuholen, war sie fest an die Erzieherin gebunden und „verweigerte“ jegliche Anweisungen meinerseits.

Nun habe ich das große Glück, dass in unserem Kindergarten feste Abschlussrituale gelebt werden und die Erzieherin mir so meine Tochter wieder übergeben konnte.

Mit diesem Ritual hat die Erzieherin quasi die Bindung zu mir wieder aktivieren können.

Sie hat sich bei meiner Kleinen für den tollen Tag bedankt, ihr gesagt, dass sie sich sehr auf morgen freut und dass sie nun wieder mit ihrer Mama mitgehen kann. Das hat ganz gut geklappt.

Klar musste ich noch einiges an Bindungsarbeit leisten, um die Beziehung auf einen sicheren Sockel zu stellen und so den Rest des Tages ohne viel Spannungen verbringen zu können.

 

Das funktioniert aber nur in dem Fall, dass das Kind an die Erzieherin gebunden ist.

Schwierig wird es, wenn die Hauptbindung ein anderes Kind ist.

Leider ist das immer öfter der Fall, da die Erzieher in vielen Einrichtungen nicht mehr im Mittelpunkt stehen.

Die Kinder kreisen umeinander und die Erzieher sind lediglich als Begleiter anwesend.

Es wäre der einfachere Weg gewesen, ihr Verhalten anders zu interpretieren und sie länger im Kindergarten zu lassen. Das ist auch oft die Reaktion der Eltern.

Es kann kränkend und verletzend sein, wenn es scheint, dass das Kind nicht mit einem nach Hause gehen möchte.

Tage mit einem Kind, das nicht gut an uns gebunden ist sind sehr anstrengend und führen zu viel Frust und Wut.

Deshalb sollten wir immer den Fokus auf die Bindung legen. Ist diese stark, führt das zu ganz viel Kooperation und die Tage machen einfach mehr Spaß.

Wissen Eltern über die Bindungsdynamiken Bescheid, können sie ganz anders mit dem Thema umgehen.

Mit Defensiver Bindungsabwehr reagieren Kinder meist dann, wenn eine Beziehung zu verletzlich ist.

Als meine Tochter noch kleiner war und die Bindungswurzeln nicht so tief, verletzte sie es sehr, so lange von mir getrennt zu sein und zeigte eine klare Ablehnung, wenn ich sie abholte.

Das fühlte sich so an, als wolle sie mir sagen: „Du hast mich zu lange alleine gelassen und damit komme ich nicht klar! Dann bleib gleich ganz weg!“

Sie zeigte mir dann die kalte Schulter und verhielt sich absolut fragwürdig. Sie warf Dinge durch die Gegend und schrie haltlos in der Garderobe herum. Meine Kleine war völlig außer Kontrolle, nicht zu bändigen.

Das geschah alles auf einer emotionalen Ebene und das Kind reagiert völlig instinktiv.

Das tat sehr weh. Zumal ich keine Alternative sah. Ich musste arbeiten und meine Tochter musste in die Kita, daran gab es nichts zu rütteln.

In der Zeit brauchte sie ganz viel Nähe und Zuneigung an den Nachmittagen. Es fiel erstmal sehr schwer, meine eigenen Gefühle hinten anzustellen und ihr trotz des extremen Verhaltens das zu geben, nachdem sie hungerte. Aber alles andere wäre nach hinten losgegangen.

 

So konnte sie sich jeden Nachmittag wieder fallen lassen, ihre Mauern lockern und zur Ruhe kommen. Jeden Tag war ich damit beschäftigt, ihr Herz wieder aufzuweichen.

Je tiefer ihre Bindung an mich, desto besser konnte sie mit physischen Trennungen umgehen. Heute reicht ein kurzes Begrüßungsritual, um sie wieder an mich zu binden.

Es gibt natürlich auch Situationen, in denen die Bindung völlig in Ordnung ist und das Kind einfach noch etwas im Kindergarten bleiben  möchte.

Da sollte man eben ganz genau hinschauen.

Dennoch sollten die Erwachsenen immer die Verantwortung für die Bindungsbedürfnisse des Kindes übernehmen.

 

Kleine Kinder ticken so anders als wir, so dass es uns oft nicht leichtfällt, hinter ihr Verhalten zu blicken.

In meinem Video „Starke Kinder trotz Trennung“ spreche ich über die 4 Bausteine, die ein Kind für eine glückliche Kindheit braucht. 

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Trennungskinder begleiten



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