Passiert es dir auch manchmal, dass dein Kind nicht mitkommen möchte, wenn du es im Kindergarten abholst? Schaut es vielleicht weg und „ignoriert“ dich?
Scheint es ihm egal zu sein, was du sagst? Mir ging das eine ganze Weile so.
Aus dem Verhalten schließen ganz viele Eltern, dass die lieben Kleinen am liebsten den ganzen Tag in der KiTa bleiben würden.
Das mag hier und da zutreffen, aber beim Großteil der Fälle, mit denen Eltern zu mir kommen, eher nicht.
Meine Tochter geht sehr gerne in den Kindergarten und liebt ihre Erzieherinnen. Mittlerweile kann sie aber auch ganz klar kommunizieren, dass ihr 5 Stunden reichen.
Häufig wird ein ganz natürlicher Instinkt fehlinterpretiert.
Auch bei meiner Tochter hatte ich die Situation beim Abholen, als sie zwischen 2 und 3,5 Jahre alt war.
Ich kam zur Tür herein und sie lief erstmal weg. Sie ließ keinen Blickkontakt zu und zeigte keine Freude, mich zu sehen. Es schien ihr egal zu sein, dass ich da war.
Ohne das Wissen über defensive Bindungsabwehr und die natürlichen Mechanismen von Bindung hätte ich das Verhalten leicht fehlinterpretieren können, ja sogar beleidigt sein können.
Denn es kann ganz schön weh tun, wenn das eigene Kind scheinbar lieber im Kindergarten sein möchte, als mit nach Hause zu gehen.
Erstmal ist es aber oft ein Zeichen dafür, dass die Trennung zu lang war und sie während meiner Abwesenheit nicht an unserer Bindung festhalten konnte.
Ich kam also, um sie abzuholen, war sie fest an die Erzieherin gebunden und „verweigerte“ jegliche Anweisungen meinerseits.
Nun habe ich das große Glück, dass in unserem Kindergarten feste Abschlussrituale gelebt werden und die Erzieherin mir so meine Tochter wieder übergeben konnte.
Mit diesem Ritual hat die Erzieherin quasi die Bindung zu mir wieder aktivieren können.
Sie hat sich bei meiner Kleinen für den tollen Tag bedankt, ihr gesagt, dass sie sich sehr auf morgen freut und dass sie nun wieder mit ihrer Mama mitgehen kann. Das hat ganz gut geklappt.
Klar musste ich noch einiges an Bindungsarbeit leisten, um die Beziehung auf einen sicheren Sockel zu stellen und so den Rest des Tages ohne viel Spannungen verbringen zu können.
Das funktioniert aber nur in dem Fall, dass das Kind an die Erzieherin gebunden ist.
Schwierig wird es, wenn die Hauptbindung ein anderes Kind ist.
Leider ist das immer öfter der Fall, da die Erzieher in vielen Einrichtungen nicht mehr im Mittelpunkt stehen.
Die Kinder kreisen umeinander und die Erzieher sind lediglich als Begleiter anwesend.
Es wäre der einfachere Weg gewesen, ihr Verhalten anders zu interpretieren und sie länger im Kindergarten zu lassen. Das ist auch oft die Reaktion der Eltern.
Es kann kränkend und verletzend sein, wenn es scheint, dass das Kind nicht mit einem nach Hause gehen möchte.
Tage mit einem Kind, das nicht gut an uns gebunden ist sind sehr anstrengend und führen zu viel Frust und Wut.
Deshalb sollten wir immer den Fokus auf die Bindung legen. Ist diese stark, führt das zu ganz viel Kooperation und die Tage machen einfach mehr Spaß.
Wissen Eltern über die Bindungsdynamiken Bescheid, können sie ganz anders mit dem Thema umgehen.
Mit Defensiver Bindungsabwehr reagieren Kinder meist dann, wenn eine Beziehung zu verletzlich ist.
Als meine Tochter noch kleiner war und die Bindungswurzeln nicht so tief, verletzte sie es sehr, so lange von mir getrennt zu sein und zeigte eine klare Ablehnung, wenn ich sie abholte.
Das fühlte sich so an, als wolle sie mir sagen: „Du hast mich zu lange alleine gelassen und damit komme ich nicht klar! Dann bleib gleich ganz weg!“
Sie zeigte mir dann die kalte Schulter und verhielt sich absolut fragwürdig. Sie warf Dinge durch die Gegend und schrie haltlos in der Garderobe herum. Meine Kleine war völlig außer Kontrolle, nicht zu bändigen.
Das geschah alles auf einer emotionalen Ebene und das Kind reagiert völlig instinktiv.
Das tat sehr weh. Zumal ich keine Alternative sah. Ich musste arbeiten und meine Tochter musste in die Kita, daran gab es nichts zu rütteln.
In der Zeit brauchte sie ganz viel Nähe und Zuneigung an den Nachmittagen. Es fiel erstmal sehr schwer, meine eigenen Gefühle hinten anzustellen und ihr trotz des extremen Verhaltens das zu geben, nachdem sie hungerte. Aber alles andere wäre nach hinten losgegangen.
So konnte sie sich jeden Nachmittag wieder fallen lassen, ihre Mauern lockern und zur Ruhe kommen. Jeden Tag war ich damit beschäftigt, ihr Herz wieder aufzuweichen.
Je tiefer ihre Bindung an mich, desto besser konnte sie mit physischen Trennungen umgehen. Heute reicht ein kurzes Begrüßungsritual, um sie wieder an mich zu binden.
Es gibt natürlich auch Situationen, in denen die Bindung völlig in Ordnung ist und das Kind einfach noch etwas im Kindergarten bleiben möchte.
Da sollte man eben ganz genau hinschauen.
Dennoch sollten die Erwachsenen immer die Verantwortung für die Bindungsbedürfnisse des Kindes übernehmen.
Kleine Kinder ticken so anders als wir, so dass es uns oft nicht leichtfällt, hinter ihr Verhalten zu blicken.
In meinem Video „Starke Kinder trotz Trennung“ spreche ich über die 4 Bausteine, die ein Kind für eine glückliche Kindheit braucht.
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Hallo Andrea, ich bin gerade zufällig über diesen Artikel gestolpert und frage mich gerade wie man die Abholsituation wohl bei uns dann sieht. Meine dreieinhalbjährige freut sich immer total, wenn wir , die kleine Schwester und ich, sie abholen. Morgens sagt sie mir, dass ich sie nicht zu spät abholen soll und dann komme ich extra früher und sie möchte dann doch wieder nicht gehen. Sie rennt dann weg und will sich nicht anziehen und am Ende auch nicht in den Fahrradanhänger einsteigen. Meist hat sie nur geruht und nicht geschlafen und ist sobald ich da bin ziemlich unentspannt.
Meist beruhigt sich die Situation dann im Fahrradanhänger mit etwas zu essen.
Habe ich da nun doch etwas übersehen?
Liebe Grüße Cornelia
Hallo Cornelia, hört sich nicht so an, als hättest du was übersehen. Sie freut sich, wenn ihr kommt, sie begrüßt euch. Wenn sie in Bindungsabwehr wäre würde sie dich nicht beachten oder ablehnen. Wahrscheinlich fühlt sie sich wohl im KiGa und es fällt ihr schwer, dann zu gehen. Diese Übergänge fallen vielen Kindern schwer. Die Trennung ist wohl kurz genug, so dass deine Kleine während deiner Abwesenheit an dir festhält. Müdigkeit macht dann alle Situationen nicht immer einfach. Hilfreich wäre natürlich ein Abschlusskreis, so dass die Kinder zu festen Uhrzeiten verabschiedet werden. Aber das bieten die wenigsten KiGas noch an. Vielleicht könntest du ihr morgens schon sagen, was ihr nach dem Kindergarten macht. „Wenn ich dich abhole, drück ich dich ganz fest und dann fahren wir nach Hause und machen x,y,z.“ sowas. Vielleicht macht das es irgendwann einfacher. Könnte aber noch etwas dauern. Meine Kleine ist 4,5 und es klappt gut mittlerweile. Allerdings mit festem Abschiedsritual.
Verläuft der Rest des Tages denn gut? Wenn nicht, würde ich genauer hinschauen.
Ich würde auch nie das Kind entscheiden lassen, wann ich es abhole, so übernimmt es nämlich die Verantwortung für eure Beziehung. Ich hab meiner Tochter immer gesagt, dass ich sie so früh abhole wie möglich, weil mir die Zeit mit ihr ganz wichtig ist. Und weil ich ihr so gerne vorlese, etc. Sie hat sich irgendwann ein Spiel daraus gemacht und 100 Mal gesagt, sie will im KiGa bleiben bis es dunkel ist, nur um immer und immer wieder zu hören, wie gerne ich sie bei mir habe. Lass dich nicht verleiten, sie später abzuholen. kinder in dem Alter können das nicht entscheiden.
Hi Andrea, danke für diesen super Artikel ♡
Bei uns ist es zur Zeit so das ich meine Tochter (22Monate) in den Kindergarten bringe, sie auch zu Hause schon auf heißen Kohlen steht. Sie Läuft sofort zu ihrer Erzieherin schaut mich nicht mal mehr an guckt weg. Sonst verabschieden wir uns immer aber im Kindergarten möchte sie das überhaupt nicht. Beim abholen komm ich in den Raum und sie sagt schon NEIN. Ich nehme mir viel Zeit schau ihre Spielsachen an spiele kurz mit ihr und wenn wir gehen wollen wird es wieder schwierig oft extreme Wutanfälle im Kindergarten oder danach zu Hause ! Ist oft sehr müde und sehr Hungrig das Spiel auch eine große Rolle.
Sie ist Ansich ein sehr quengeliges Kind, möchte alles selber, möchte überall dabei sein aber alles nur wie sie das möchte sonst gibt’s Terror. Ich lasse sie die Dinge entscheiden und tun die gehen und überlege gut wann ein nein meinerseits angebracht ist und wenn bin ich sehr konsequent. Es ist im Moment echt herausfordernd ♡ Kann ich die Abholung anders gestalten ? Was könnte ich machen das sie gerne mit nach Hause kommt 🙂
Liebe Grüße
Liebe Anja, Danke für das Teilen deiner Erfahrung. Das hört sich doch alles ganz ok an. Ich glaube, wir dürfen bei unserer Erwartungshaltung anfangen. Übergänge sind in dem Alter meist schwierig und wir dürfen uns darauf einstellen, dass sie nicht problemlos verlaufen. Helfen könnte eventuell, wenn die Erzieher*innen deine Tochter schon zuvor vorbereiten, dass du demnächst kommen wirst. Es läge bei den Erzieher*innen, deine Tochter wieder an dich zu übergeben. Nicht du solltest dein Kind einsammeln, sondern die zur Zeit aktive Bindung sollte diese wieder an dich übergeben. Da dies aus Zeitgründen meist nicht möglich ist, gestaltet sich das Abholen oft herausfordernder. Das liegt aber nicht an dem, was du tust, sondern an ganz normalen/gesunden Dynamiken. Es scheint keinen Abschlusskreis/Abschiedsritual zu geben bei euch im Kindergarten? Damit würde es vielen Kindern leichter fallen. Vielleicht kannst du die Erzieher*innen dafür sensibilisieren? Was das Entscheiden angeht, so dürfen/sollten wir Kinden in dem Alter klare Strukturen vorgeben, mit ihren Bedürfnissen im Blick. Vielleicht kannst du sie zum Gehen bewegen, wenn ihr klare Absprachen/Rituale/Strukturen habt. Wenn sie genau weiß, was jetzt kommt. Was die Wutanfälle angeht, so kannst du die in der Situation nur begleiten und danach dein Kind auffangen. Offensichtlich ist da vieles zu viel und das muss raus. Bei uns hat geholfen, noch 20 Minuten alleine auf dem benachbarten Spielplatz zu sein, zusammen zu spielen, einen kleinen Snack zu essen und uns zu verbinden. Da darfst du schauen, wie es für euch am einfachsten ist. Sobald das Kind sich wieder in die Bindung fallen lässt, wird es meist entspannter. Deswegen würde ich den Fokus auf die Verbindung legen und schauen, was diese am ehesten wieder in den Mittelpunkt stellt.
Dankeschön, für deine Antwort! Wir haben das am Anfang tatsächlich so gemacht, dass ich ihr erzählt habe, was wir nach der Kita machen werden, aber eher unbewusst und es ist dadurch wohl verloren gegangen- schade! Das werde ich wieder einführen! Ich übergebe sie auch meist einer Erzieherin beim Gehen und das ist für uns alle am entspanntesten.
Momentan habe ich nur leider das Problem, dass die Kleine Mittags zu lange schläft und ich es dadurch nicht früher schaffe sie abzuholen, aber das wird ja auch wieder anders werden! Leider bietet unsere Kita kein festes Abschiedsritual an, könnte aber mit ihr sehr gut klappen, wenn sie der Kita so richtig Tschüß sagt, das machen wir auch bei anderen Situationen um den Übergang besser zu schaffen.
Danke für deine Tipps und Anregungen!
Liebe Grüße Cornelia
Hallo Cornelia,
ich finde Deinen Artikel äusserst interessant und würde Dich gerne um Deine Meinung zu unserem Fall bitten, der mir inzwischen starke Sorgen bereitet. Mein Sohn wird nächsten Monat 2 Jahre alt und geht seitdem er 8 Monate alt ist in den Kindergarten. Er geht sehr lange (von 7:80 / 8:30 – 17h, leider muss ich so lange arbeiten). Ich muss dazu sagen, dass wir in Spanien leben, hier ist einiges anders. Anfangs habe ich ihn immer morgens hingebracht und 3 Tage die Woche abgeholt, 2 Tag hat ihn der Papa abgeholt, manchmal auch die Grosseltern. Ich habe mich immer ausführlich von ihm verabschiedet und es gab fast nie Probleme. Weinen kam ganz selten mal vor und beim Abholen (egal von wem) hat er sich immer tierisch gefreut. Seit ca. 2 Wochen bringe ich Ihn immer morgens hin und hole ihn nun meistens auch ab (nur selten der Papa). Seit längerem beobachte ich schon, dass er sich morgens nicht richtig von mir verabschiedet. Er geht direkt zu den Spielsachen ist aber fröhlich. Ich hab das als positiv gewertet. Dann erzählte mir eine andere Mutter, die ihre Tochter später hinbringt, dass mein Sohn zu ihr gelaufen kam und ihr einen Kuss gab und dass das auch schon öfter vorkam. Ich war darüber geschockt und hab versucht, die Verabscheidung bewusster zu gestalten. Generell, gibt er mir keine Küsschen sondern hält mir seine Wange hin, anderen Leuten eher selten. Seit ca. 2 Wochen hat sich sein Verhalten beim Abholen geändert. Zunächst zeigte er mir seine Speilsachen (er ist meist der Letzte und hat dann alles für sich) und wollte noch bleiben. Nach kurzem „Oh, Ah, toll“ meinerseits kam er dann mit, wollte aber nicht ins Auto einsteigen. Ich habe dann noch kurz mit Ihm in der Nähe des Kindergartens gespielt bis wir irgendwann nach mehrmaligem bitten endlich los konnten. Seit einigen Tagen läuft er beim Abholen vor mir weg, ignoriert mich wenn ich Ihn anspreche und will schon gar nicht ins Auto einsteigen. Obwohl ich nach 5,5 Monaten wieder arbeiten gehen musste (ist hier leider so), er blieb dann bis er 8 Monate war mit Papa zu Hause, habe ich versucht, alles für eine gute Bindung zu tun. Und hatte auch das Gefühl, dass wir eine gute Bindung haben. So habe ich Ihn bis 6 Monate im Tragetuch getragen (dann wollte er nicht mehr), bis vor ca. 3 Wochen gestillt (immer nach Bedarf, und zum Einschlafen), nie weinen lassen, er schläft in seiner Wiege direkt an unser Bett angeschlossen und kann zu mir / uns ins Bett wann er möchte… Wie soll ich sein Verhalten interpretieren? Ist er sauer auf mich? Wird er nur langsam selbstständig? Will er nur seinen eigenen Willen durchsetzten? Gestern wollte er dann auch zu Hause zunächst nur Fernsehen und nix von mir wissen. Später dann schon… Was kann ich tun? Es ist mir schon peinlich vor den Erzieherinnen und anderen Müttern und tut mir natürlich auch weh.
Ich würde mich freuen, wenn Du mir Deine Meinung dazu schreiben könntest. Viele liebe Grüße!
Hallo Alexandra, Es ist natürlich immer schwierig, aus der Ferne eine Situation zu beurteilen. Ich glaube, das kannst tatsächlich nur du und die Menschen, denen dein Kind am Herzen liegt.
Was ich dir aber gerne mit auf den Weg geben möchte ist, dass es oft eben nicht so möglich ist, wie wir es gerne hätten. Du musst arbeiten, dein Kind muss so lange im Kindergarten bleiben. Das tut dir wahrscheinlich erstmal weh und sorgt für viel Unruhe deinerseits.
Ich teile Bindung grundsätzlich nicht in gut und schlecht ein. Bindung verändert sich immer wieder und ist nie gleich. Sie wächst nur langsam in die Tiefe. Dein Kind ist mit sehr viel Trennung konfrontiert. (wie auch viele andere Kinder). Wenn du daran nichts ändern kannst, so kannst du vieles an der sekundären Trennung ändern. Denn schwierige Verhalten können so gut wie immer auf die Frustration, die von zu schwierigen Trennungen ausgelöst wird, zurückgeführt werden. Nimm deinem Kind das Verhalten nicht „übel“, stelle es in den Hintergrund. Zeige ihm immer und immer wieder, dass du an ihm festhälst, ganz egal, wie er sich verhält. Hilf ihm, seine Emotionen rauszulassen und fange ihn auf. Die Zeit, die ihr gemeinsam habt ist natrülcih sehr wichtig, um die Bindung immer wieder zu festigen.
Dein Gefühl gegenüber den Erziehern und Eltern kann ich gut nachvollziehen. Trotzdem, Eltern sollten als Puffer zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und Kind agieren. Sei stark für dein Kind. Denn ER kann für sein Verhalten nichts. Es ist sein Weg, mit der Situation umzugehen. Zeige ihm immer wieder wie Willkommen er in deiner Gegenwart ist. Je tiefer kinder gebunden sind, desto besser können sie mit Trennungen umgehen. Mit 3 Jahren haben die wenigsten Kinder diese tiefe Bindung. Meine Tochter hat dazu 5 Jahre gebraucht und selbst heute noch bereitet ihr Trennung oft Schwierigkeiten.
Wichtig ist natürlich auch, wie die Bindung zu den Erziehern ist. Eine Erzieherin kann durchaus der dringend benötigte sichere Hafen für ein Kind sein.
Hallo
Ich bin auch gerade zufällig auf deinen Artikel gekommen. Und nun frage ich mich, ob ich es bei meinem Sohn falsch gemacht habe. Als er 4 war wurden ihm Freunde immer wichtiger. Er wollte länger in der Kita bleiben als ich ihn abholte und auch so viel nachmittags mit seinen Freunden spielen. Auch heute mit fast 8 meckert er run wenn ich zu früh im Hort bin. Er hat noch eine kleine Schwester und nun stellt sich mir die Frage ob ich es vielleicht falsch interpretiert haben könnte und meine Bindung zu ihm nicht gut ist und er die sozialen Kontakte gesucht hat, weil da noch die kleine Schwester ist, die mich auch braucht. Ab wann ist es normal, dass die Kumpels bevorzugt werden? Als er noch klein war, ist er auch immer sofort in meine Arme gerannt als ich ihn abgeholt habe. Aber wie gesagt ab 4 ging es dann langsam los mit ich will noch spielen…
Hallo Denise, Danke für deinen Kommentar. „Falsch gemacht“ ist so ein großes Wort…Das Letzte, was ich mit dem Artikel wollte, ist verunsichern. Du hast es so gemacht, wie es dir zu dem Zeitpunkt am besten für euch erschien. Vorweg: meiner mittlerweile 9-Jährigen Tochter sind ihre Freund:innen auch super wichtig und am liebsten verbringt sie sehr viel Zeit mit ihnen. Ich denke, das ist auch eine Typsache. Nichts hält sie zu Hause, immer ist sie auf Achse. Was mir Sorgen bereiten würde, wäre, wenn sie mit ihren Ängsten, Fragen und Gefühlen nicht mehr zu mir kommen würde. So lange dein Sohn sich an dir und den anderen Erwachsenen in seinem Umfeld orientiert, würde ich mir keine Gedanken machen. Gleichaltrige in dem Alter sind zum Spielen und Spaßhaben da. Zum Streiten und allem, was dazu gehört. Dass ein Kind die Kinder zum Spielen irgendwann bevorzugt ist nicht ungewöhnlich und natürlich. Wichtig in meinen Augen ist, dass sie mit ihren Problemen und Fragen weiterhin zu uns kommen und dass sie interessiert, was wir denken. Das gilt auch für Jugendliche…
Hallo,
Ich habe deinen Artikel auch gelesen, bei uns ist es auch leider so.Meine Tochter geht seit 4-5 Monaten in die Kita. Sie hat von Anfang auch sehr gut mitgemacht in der Eingewöhnung,ohne Weinen. Abholung war am Anfang auch normal,sie hatte sich gefreut auf uns. Aber seit paar Wochen ist die Abholung eine Qual.Sie geht zu Erziehern kuscheln und will nicht mit uns nach Hause und läuft weg.Dann schreit sie und wird aggressiv.Abschiedsritual hat leider auch nicht geholfen.Wir sind auch verzweifelt und wissen nicht was wir tun sollen. Leider ist sie momentan auch im Hochpunkt der Trotzphase und Schlafen tut sie auch nicht in der Kita, obwohl sie sehr müde ist.Sie geht von 8-16 Uhr in die Kita und ist 2 Jahre alt. Was könnten wir denn tun.
Die Erzieherinnen könnten sie schon frühzeitig darauf vorbereiten, dass sie demnächst abgeholt wird. Vielleicht auch etwas mit ihr malen, was sie euch dann gleich geben kann. (Ich weiß, dass dazu meist die Zeit fehlt). Ihr könnt eurer Tochter etwas mitgeben in die Kita, das sie an euch erinnert und in ihrer Garderobe lassen. Allerdings ist sie mit zwei einfach noch zu klein um an der Verbindung bei Abwesenheit festzuhalten, so dass euch eventuell nur der Weg bleibt, erstmal zu akzeptieren, dass es schwer ist. Wenn ihr an der Situation nichts ändern könnt.
Wichtig ist eben, dass die Erzieherin, an die sie zur Zeit der Abholung gebunden ist, euch übergibt. Sozusagen den Staffelstab der Bindung wieder zurückgibt. Wichtig: Euer Kind KANN nicht anders, reagiert emotional. Auffangen ,da sein, bis der Sturm zu Ende ist. Ihr signalisieren, dass sie mit all ihrer Frustration bei euch willkommen ist. Bei uns hat auch geholfen, wenn ich ihr morgens schon erzählt hab, wie sehr ich mich freue, sie später abzuholen und dann noch Zeit mit ihr zu verbringen. Ihr sagen, was ihr dann machne werdet. Vielleicht könnt ihr ein festes Ritual einbauen? Ich drück euch die Daumen ,dass ihr eine gute Lösung findet. Aus deiner Erzählung lese ich, dass eure Tochter sich bei der Erzieherin sicher fühlt. Das ist schon mal toll und mehr, als viele kinder in der Kita haben.
Hallo Andrea!
Danke für diesen Artikel. Ich habe es immer geahnt, dass es mit defensiver Bindungsabwehr zu tun hat. Ein ganz wichtiger Aspekt, der oft in den ganzen Ratgebern vernachlässigt wird. Im Kindergarten wurde es immer abgetan mit: „sie ist so toll und das Verhalten (Abwehr, weinen, Wutanfall) können wir uns gar nicht erklären, wenn Sie von Ihnen abgeholt wird.“
Ihr Artikel hat es auf den Punkt gebracht. Sehr klug und treffend geschrieben. Nochmals DANKE! – AHA- Effekt!
Ich werde jetzt einiges ändern im Umgang, um unsere Bindung v.a. hier zu festigen.
LG
Alexandra
Hallo Alexandra, Danke für dein Feedback. Ich freu mich, dass dir der Artikel geholfen hat. Nachdem ich das schwierige Verhalten verstanden hatte, konnte ich mein Kind viel besser auffangen. An der Betreuungssituation konnte ich damals nichts ändern. Oder zumindest hab ich damals keine Möglichkeit gesehen.
LG;
andrea
Hi Andrea, danke für diesen super Artikel ♡
Bei uns ist es zur Zeit so das ich meine Tochter (22Monate) in den Kindergarten bringe, sie auch zu Hause schon auf heißen Kohlen steht. Sie Läuft sofort zu ihrer Erzieherin schaut mich nicht mal mehr an guckt weg. Sonst verabschieden wir uns immer aber im Kindergarten möchte sie das überhaupt nicht. Beim abholen komm ich in den Raum und sie sagt schon NEIN. Ich nehme mir viel Zeit schau ihre Spielsachen an spiele kurz mit ihr und wenn wir gehen wollen wird es wieder schwierig oft extreme Wutanfälle im Kindergarten oder danach zu Hause ! Ist oft sehr müde und sehr Hungrig das Spiel auch eine große Rolle.
Sie ist Ansich ein sehr quengeliges Kind, möchte alles selber, möchte überall dabei sein aber alles nur wie sie das möchte sonst gibt’s Terror. Ich lasse sie die Dinge entscheiden und tun die gehen und überlege gut wann ein nein meinerseits angebracht ist und wenn bin ich sehr konsequent. Es ist im Moment echt herausfordernd ♡ Kann ich die Abholung anders gestalten ? Was könnte ich machen das sie gerne mit nach Hause kommt 🙂
Liebe Grüße
Ich glaube, jedes Kind entwickelt eine starke Bindung zum Kindergarten. Man sollte trotzdem schauen, dass man das Kind dann schnell in die Schule befördert. Mal gucken, wie es mit meinem Sohn wird, er besucht bald ein Privatkindergarten. Danke für den tollen Beitrag!
Darum geht es in dem Beitrag eigentlich gar nicht…um die Einschulung meine ich. Zumal ich nicht finde, dass man Kinder so schnell wie möglich in die Schule befördern sollte. Wozu? MeinerTochter hat das Extra Jahr so viel Gutes gebracht…
Danke für den Beitrag, besonders bezüglich der Bindung des Kindes im Kindergarten! Aufgrund meiner neuen Stelle muss ich für meine beiden Kinder einen Ganztagskindergarten finden. Hoffentlich kennt meine Schwester einen guten Ort dafür.
Hallo,
danke für diesen interessanten Artikel. So rum habe ich das noch nicht betrachtet, aber vielleicht ergibt es jetzt mehr Sinn, Meine Tochter kam mit 3 in den Kindergarten. Sie hat es ab Tag 1 geliebt, endlich jeden Tag mit anderen Kindern zusammen zu sein, und auch zu Ihren Erzieherinnen hat sie ein sehr gutes Verhältnis. Ich hatte sehr bald das Problem, jeden Tag ein weinendes Kind abzuholen, das nicht nach Hause möchte. Ich habe es bis jetzt so verstanden, dass es mit mir zu Hause ohne Freunde zum Spielen doof ist.
Aber länger als maximal 7 Stunden kann ich sie nicht dort lassen – unser Gutschein hat nur 5 bis 7 Stunden. Und länger trödeln beim Abholen wird von allen Erzieherinnen nicht gern gesehen.
Nach knapp 2 Jahren mit Abhol-Krisen beinahe jeden Tag bin ich schon verzweifelt.
Übrigens ist sie mindestens genauso schlecht drauf wenn ich sie dienstags und freitags schon nach rund 4 Stunden abhole, um zu Logopädie bzw. Sport zu gehen. Dabei liebt sie beides.
Defensives Abwehrverhalten? Neue Sichtweise, denn seit einiger Zeit fragt sie oft, was wir nach der Kita machen. Aber ich höre da Enttäuschung raus, wenn wir „nur“ nach Hause gehen. Unternehmungen führen seltener zu Drama. Aber leider muss ich auch mal Haushalt oder Einkauf erledigen. Das geht nicht vor dem Abholen, denn Erwerbsarbeit muss auch mal sein…
Da kann so vieles dahinter stecken. Vielleicht ist sie auch einfach nur gerne im Kindergarten. So lange sie dort von den Erzieherinnen fürsorglich begleitet wird, ist das ja auch toll. Das macht natürlich mehr Spaß, als zu Hause bei der Hausarbeit dabei zu sein.
Uns hat immer geholfen, morgens schon mitzuteilen, was wir am Nachmittag machen. Meistens waren wir am Nachmittag dann aber noch auf Spielplätzen unterwegs. Zu Hause wäre es meiner Tochter leider zu langweilig gewesen. Aber das ist bei jedem Kind anders. Kann ja auch ein kurzes Ritual sein, in dem ihr euch miteinander verbindet.
Gibt es denn einen Abschlusskreis im Kindergarten? Es für viele Kinder schwer, wenn sie abgeholt werden, ohne dass sie vorher verabschiedet und darauf vorbereitet wurden. Wenn sie quasi mitten in einer Aktivität sind, wenn sie dann plötzlich gehen sollen. Bei uns wurden die Kinder von den Erzieherinnen an die Eltern übergeben, das hat sehr gut geklappt.
Vielleicht kann man an der Abschiedssituation noch etwas ändern. Und morgens schon sowas sagen wie : „Freu ich mich, dich nachher abzuholen und mit dir a,b oder c zu machen/spielen.“
Vielen Denk für den Artikel!
Unsere Tochter ist jetzt 21 Monate und geht seit 9 Monaten in die Kita. Sie ist dort zwischen 4 und 4,5 Stunden. Sie ist morgens immer fröhlich beim Abgeben, manchmal ein bisschen schüchtern (schaut die Erzieherinnen der Sammelgruppe nicht an und diese grüßt auch nicht). Mittags gibt es auch kein Problem beim Abholen
Sie musste vor zwei Wochen die Gruppe und die Erzieherin wechseln. Seitdem erzählt sie mir auf dem Heimweg und Hinweg immer wieder, dass sie heute in der Kita Mittagessen oder schlafen möchte. Sie nimmt es dann bereitwillig hin, wenn ich sage, dass das nicht geht. Am Nachmittag fragt sie dann nach Oma und ihren Kita-Freunden.
Sie war vor kurzem mal länger in der Kita und das hat wohl auch problemlos geklappt.
Hier scheint ja keine defensive Bindungsabwehr stattzufinden, oder übersehe ich diese? Sollten wir versuchen eine längere Betreuungszeit für sie zu bekommen? Oder ist das ein Zeichen, dass sie in ihrer neuen Gruppe und bei der neuen Erzieherin nicht angekommen ist und sie mich doch verbal abwehrt. Oder plappert sie das irgendjemandem nach, weil sie das einzige Kind der Gruppe mit der kurzen Betreuungszeit ist.
Liebe Sandra, Danke für deine Frage. Defensive Bindungsabwehr ist laut und chaotisch. Das würdest du merken. Du würdest direkt merken, dass hier etwas ganz und gar nicht gut ist. Das wird meistens auch ziemlich körperlich. Das hört sich für mich in deinen Schilderungen gar nicht danach an. Vielleicht ist euer Kind einfach neugierig und verbringt gerade gerne viel Zeit in der Kita. So lange sie dort an eine Betreuungsperson gebunden ist und nicht ausschließlich wegen der Kinder hingeht, würde ich mir da keine Sorgen machen. Ob ihr sie länger dort lassen möchtet oder nicht, entscheidet ihr. Das kann euer Kind noch nicht überblicken. Es kann auch sein, dass sie nach 2 Wochen längerer Betreuung dann doch lieber wieder nach Hause möchte. Wenn sie bisschen älter ist, kommen sicher auch vermehrt Freunde nach Hause zum spielen, dann vermisst sie die Kinder nicht mehr so. Toll, dass ihr ein so neugieriges, offenes Kind habt, das offensichtlich gerade merkt, dass die Welt sehr viel größer ist, als die, die sie in den ersten Lebensmonaten kennengelernt hat. Das Maß dürft ihr entscheiden und schauen, was euch als Familie gut tut. Liebe Grüße, Andrea
Hallo! Danke für den tollen Artikel. Was wäre denn zum Beispiel ein gutes Abschiedsritual beim Abgeben in der Kita? Und was wäre ein gutes Begrüßungsritual beim Abholen? Unsere Kita hat leider keinen gemeinsamen Abschluss, da die Kinder teilweise auch zu unterschiedlichen Zeiten geholt werden.
Vielen Dank!
Angelika
Liebe Angelika, das kann ganz unterschiedlich aussehen. Ab einem gewissen Alter hat meine Tochter mich mit der Erzieherin gemeinsam aus der Tür geschoben. Danach hab ich ihr noch am Winkefenster eine Kusshand zugeworfen. Morgens hab ich ihr immer gesagt, was wir am Nachmittag machen werden, wenn ich sie abhole. Aber auch, das Kind auf den Schoß nehmen und noch gemeinsam die Hausschuhe anziehen kann ein solches Ritual sein. Oder, ihr ein Foto von der Familie in die Tasche stecken oder das Kuscheltier tschüss sagen zu lassen. Toll wäre halt, wenn die Erzieherin da bereits für das Kind da wäre, die Übergabe also schon stattgefunden hat.
Das Abholen ohne feste Abholzeit wäre für uns wirklich schwierig gewesen. Ich kann mir schwer vorstellen, wie das ausschaut? Laufen die Eltern in die Kita und suchen ihre Kinder oder werden sie zur Garderobe gebracht? Einfacher ist es natürlich wenn die Erzieherin das Kind darauf vorbereitet, dass es gleich abgeholt wird und es dann auch wieder „Übergibt“. Wenn du reinkommst, und dein Kind spielt, kannst du dich kurz für sein Spiel interessieren, auf Augenhöhe gehen, Interesse bekunden, schauen, ob es eventuell bald „Fertig“ ist und ihm erzählen, was ihr noch macht, zusammen. Dass ein Kind, das im Spiel vertieft ist, erstmal nicht freudestrahlend nach Hause geht, erklärt sich von selbst. Vielleicht muss das auch gar nicht so abrupt geschehen? Das ist ja in jeder KiTa anders.