Mein Fazit nach 9 Jahren Alleinerziehend sein

So schnell gehen neun Jahre vorbei. Bald vor neun Jahren habe ich mich vom Vater meines Kindes getrennt. Warum ich das so genau weiß, obwohl ich sonst so ziemlich jedes Datum schnell vergesse? Weil die Trennung fast genau auf den zweiten Geburtstag unserer Tochter fiel. Toller Geburtstag —– nicht.

Seitdem hat sich natürlich vieles getan. In letzter Zeit frage ich mich immer wieder, was eigentlich gut gelaufen ist nach der Trennung mit Kleinkind und was nicht so gut.

 

Vorbereitung der Trennung

Tja, was soll ich sagen, eine Vorbereitung gab es hier keine.

Den Gedanken, dass ich gehen muss, gab es wahrscheinlich schon sehr lange in meinem Kopf. Und dennoch war da immer die Hoffnung, dass es vielleicht doch noch klappen könnte.

Ich bin kein Mensch, der sich über die Konsequenzen eines Schrittes besonders viele Gedanken macht. Die merke ich dann, wenn es so weit ist.

So hatte ich Null Ahnung von Rechten und Pflichten. Keinen Plan, wie wir die Betreuung unserer Tochter organisieren sollten. Und auch keinen Ex, der sich hier in der Verantwortung sah oder von Kommunikation viel hielt.

Heute würde ich mich definitiv vor der Trennung von einer Anwältin für Familienrecht beraten lassen. Mein Besuch bei der Caritas zum Thema Trennungsberatung würde ich vor und nicht erst Monate nach der Trennung in Anspruch nehmen.

Letzten Endes hatte bei uns dann vieles auch mit Glück zu tun. Dass meine Tochter und ich in der Wohnung bleiben konnten, zum Beispiel. Ihr Papa hätte genauso gut bleiben können wollen

Wenn du also mit deinem Noch-Partner in einem gemeinsamen Haus oder einer gemeinsamen Wohnung wohnst, bereite dich unbedingt vor und lasse dich beraten.

Da ich Hauptverdienerin und finanziell unabhängig war, blieb mir einiges erspart, was anderen Mamas nach einer Trennung das Leben sehr schwer macht.

In dem Fall unbedingt Papiere sichern und planen, wie es weitergeht. Am besten mit Hilfe von außen.

 

Dem Umfeld von der Trennung erzählen

Damals habe ich einfach so weitergemacht wie vorher. So viel Unterschied war da gar nicht.

Weniger Streit, ja. Aber der Rest blieb mehr oder weniger gleich. Allerdings war die Trennung für meine damals zweijährige Tochter durchaus eine große Veränderung.

Im Nachhinein betrachtet, wäre es für sie und für mich wichtig gewesen, mit der Trennung offener umzugehen.

Am Anfang war ich überfordert und wollte nicht darüber sprechen. So wussten die Erzieherinnen im Kindergarten lange nicht, dass der Papa meiner Kleinen ausgezogen war.

Auch Bekannten von mir habe ich nicht immer erzählt, was bei mir so los war. Fassade erhalten. Wobei darum ging es mir glaube ich gar nicht. Ich hatte einfach keine Lust mit Menschen darüber zu sprechen, die meine Situation kaum verstehen konnten.

Schließlich spüren Kinder unterschwellige Themen. Wenn sie sehen, dass wir mit unserem nahen Umfeld nicht offen über wichtige Dinge kommunizieren, dann können sie unterbewusst aufnehmen, dass sie über gewisse Dinge nicht sprechen dürfen.

 

Hamsterrad und Perfektionismus, adieu

Ganz am Anfang nach der Trennung wollte ich einfach weiter funktionieren. Bloß keine schlechte Mutter sein und immer für saubere Kleidung und gesundes Essen sorgen. Nach einiger Zeit wurde ich wesentlich entspannter und konnte Fünfe auch mal gerade sein lassen.

Termine und alles, was uns nicht guttat oder uns in Stress versetzte, habe ich irgendwann einfach sein lassen.

Kinderturnen und Co. gab es bei uns einfach viele Jahre lang nicht. Im Nachhinein genau die richtige Entscheidung.

Wir hatten so viele lange, freie Nachmittage, die wir meist auf den umliegenden Spielplätzen verbrachten. 

Vielleicht ist das gar nicht so sehr ein Thema von Alleinerziehenden. Denn wenn ich sehe, wie gestresst Mamas in Partnerschaften sind, ist der Unterschied nicht mehr groß.

Als allein verantwortliches Elternteil lernen wir aber vielleicht schneller auf uns zu achten und unsere Gesundheit als oberste Priorität zu sehen

Wenn du morgen umkippst, dann steht deine Familie still. Der Gedanke ist manchmal schon genug, um sich auf das Wesentliche (das meist immer noch viel zu viel ist!) zu beschränken.

Also, aus heutiger Sicht wäre ich viel schneller aus dem Hamsterrad ausgestiegen, wahrscheinlich schon vor der Trennung.

 

Alles alleine machen

Hilfe suchen und Hilfe annehmen. Ich würde mir nicht mehr alles auf meine eigenen Schultern packen. Sobald ich offen mit dem Thema Trennung und alleinerziehend sein umgegangen bin, würde ich schauen, wo ich mir mit anderen Familien zusammen das Leben leichter machen könnte.

Ich habe sehr viel später erst angefangen, befreundete Kinder nach der Kita mitzunehmen und zu betreuen. Das hatte zur Folge, dass auch mein Kind von anderen Familien an bestimmten Tagen betreut wurde und ich etwas Zeit zum Luftholen hatte.

Würde ich heute nochmal in die Situation kommen, mit Kleinkind alleine dazustehen, würde ich schauen, dass ich mehr Menschen in unser Leben hole.

Was ich heute wirklich bereue ist, dass ich es damals nicht geschafft habe, eine Leih-Oma oder einen Leih-Opa zu suchen und zu finden. Oder sowas ähnliches eben.

Meine ein, zwei Versuche waren gescheitert und dann habe ich keine Energie mehr in dieses Vorhaben gesteckt. Aus heutiger Sicht: Schade!

Ich würde sehr viel früher, sehr viel mehr Fokus auf unser Bindungsdorf legen. Dazu habe ich hier sogar ein E-Book mit Workbook geschrieben.

Den Vater ins Boot holen

Mein Ex-Partner konnte sich quasi aussuchen, wie viel Verantwortung er übernehmen würde. Ich habe nichts gefordert und bereitwillig 100 % der Care-Arbeit übernommen.

Dafür gab es natürlich viele Gründe. Dennoch würde ich aus heutiger Sicht zumindest versuchen, das Verantwortungsgefühl in ihm zu wecken und die Care-Arbeit gerechter aufzuteilen.

Ob dies zum Erfolg führen würde, weiß ich nicht. Aber dann hätte ich es zumindest versucht. Unterstützung und Beratung hätten mir da anfangs sicher weiter geholfen.

 

Näher zu meiner Familie ziehen

Immer wieder habe ich mit dem Gedanken gespielt, wieder in meine Heimat zu ziehen und somit mehr Familienanschluss zu haben. Meine Tochter würde ihre Großeltern öfter sehen und mit ihren Cousins spielen können.

Anfangs hielt mich die örtliche Nähe zu ihrem Papa zurück. Als er dann irgendwann selbst 1000 weit wegzog, war der Zug irgendwie abgefahren. Meine Tochter ist hier verwurzelt und fühlt sich zu Hause.

Ein früherer Umzug hätte wahrscheinlich vieles erleichtert. Vielleicht aber auch nicht. 

 

Und du?

Jetzt bin ich neugierig. Was würdest du heute anders machen? Was lief gut nach der  Trennung und was weniger gut? Was würdest du deinem jüngeren Ich empfehlen oder deiner besten Freundin, die darüber nachdenkt, sich vom Vater ihres Kindes zu trennen?

Lass mich das doch in den Kommentaren wissen und hilf den Mamas, die hier mitlesen, von deiner Erfahrung zu lernen.