Der vorherrschende Verhaltensansatz ist so sehr in unseren Köpfen verankert, dass wir manchmal nur durch ein flaues Gefühl in der Bauchgegend erahnen können, dass irgendetwas nicht stimmig ist.
Jedenfalls ging es mir so.
Bei all den Dingen, die Eltern tun, um ihren Nachwuchs zu gewünschtem Verhalten zu bewegen, hatte ich ein ungutes Gefühl.
Oft fühle ich den Schmerz der Kinder richtig mit. Meine Intuition sagte mir, dass ich etwas anders machen will.
Als ich dann bei Gordon Neufeld auf die Unterschiede der beiden Ansätze gestoßen bin, habe ich die theoretische Grundlage für mein Bauchgefühl gefunden.
Der Verhaltensansatz gibt klare Handlungsanweisungen. Wenn das Kind A tut, dann reagiere mit B. Und vor allem lasse die Konsequenz immer unmittelbar folgen.
Der Entwicklungsansatz würde dies so übersetzen:
„Ist dein Kind bereits frustriert und verzweifelt, füge noch mehr Gründe für Frustration und Verzweiflung hinzu!“
Denn das machen wir immer und immer wieder, indem wir den Kindern damit drohen ihnen etwas wegzunehmen, das ihnen wichtig ist.
Dass das Quatsch ist und niemals den gewünschten Effekt, nämlich die volle Entfaltung des menschlichen Potentials zur Folge hat, sollte doch allen klar sein.
Beim Entwicklungsansatz geht es nicht um ein akzeptables Verhalten des Kindes, sondern um die Frage, welche Bedingungen das Kind benötigt, um sein volles menschliches Potential zu entwickeln.
Es geht um den Blick für das große Ganze, nicht um kurzfristige Verhaltensänderungen.
Beim Verhaltensansatz liegt der Fokus auf den Konsequenzen und auf der Technik. Die verschiedenen Vorfälle stehen im Vordergrund und nicht, wie beim Entwicklungsansatz, die Beziehung.
Beim Entwicklungsansatz geht es darum, die Kinder zu verstehen, Erkenntnisse zu gewinnen und das Problem und die Situation zu betrachten.
Meist resultiert ein unerwünschtes Verhalten daraus, dass das Kind in einer bestimmten Situation überfordert ist.
Aus entwicklungspsychologischer Sicht macht es also Sinn, die Situation zu ändern und nicht das Kind für sein Verhalten zu maßregeln.
Wir als Erwachsene müssen die Verantwortung übernehmen und dem Kind die Bedingungen schaffen, in denen es sich optimal entfalten kann.
Dem Kind muss jederzeit spürbar sein, dass die Beziehung über jedem Problem steht. Nur so kann man sich der bedingungslosen Liebe sicher sein und sich in der Beziehung entspannen.
Nur ein Kind, das sich seiner Bindungsperson sicher ist, kann zur Ruhe kommen.
Diese Ruhe vor Bindungshunger ist unbedingt notwendig, damit das Kind ins freie Spiel findet und sich weiterentwickelt.
Der Entwicklungsansatz beschäftigt sich also mit der Entfaltung des menschlichen Potentials, wohingegen der Verhaltensansatz auf das konkrete Verhalten fokussiert.
Was nun unter der Entfaltung des menschlichen Potentials zu verstehen ist, erläutere ich in diesem Artikel.
Nur so viel vorweg: Es hat absolut nichts mit Wissen oder Intelligenz zu tun oder mit dem, was Kinder in der Schule lernen.
Welche Erfahrung hast du mit dem Verhaltensansatz gemacht?
Stößt du auch immer wieder auf Vorurteile und Unverständnis?
Wie gehst du damit um, wenn Erzieher klassisch nach dem Verhaltensansatz erziehen, du aber einen beziehungsbasierten Ansatz vertrittst?
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