Selbstregulation bei Süßigkeiten

Selbstregulation bei Süßigkeiten

Bei meinem Kind funktioniert Selbstregulation bei Süßigkeiten nicht.

Ein immer wieder kehrendes Thema in unserem Alltag ist seit einiger Zeit der liebe Zucker.

Es gibt dazu die unterschiedlichsten Ansichten, aber für mich ist klar, dass ich meinem Kind helfen muss, den Konsum von Zucker zu regulieren.

Ich habe es auch schon ohne Einschränkungen meinerseits probiert aber nach ein paar Wochen aufgegeben.

Das mag für manche Familien funktionieren, für uns definitiv nicht. Nun sind Süßigkeiten ja gerade überall anzutreffen und es fängt wirklich an, mich zu nerven.

Was denken sich Menschen dabei, meiner Tochter ständig und überall Süßigkeiten zuzustecken?

Es geht mir nicht in den Kopf, ich kann es einfach nicht nachvollziehen. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe, andere Kinder mit Zucker zu versorgen.

Wieso meinen andere Menschen dies mit meiner Tochter tun zu müssen?

Ihr mangelt es weder an Energie (ganz das Gegenteil ist der Fall), noch sieht sie so aus, als wäre sie unterernährt.

Selbstregulation bei Süßigkeiten ist für uns in weiter Ferne.

 

Ja genau, sie freut sich über eine Süßigkeit und auf den ersten Blick sieht es so aus, als würden die Leute ihr damit einen Gefallen tun, aber tun sie das wirklich?

 

Dass Oma und Opa zum Verwöhnen da sind, habe ich akzeptiert und ich finde es auch schön, dass bei ihnen vieles etwas anders läuft und somit Besuche bei den Großeltern für mein Kind etwas Besonderes sind.

Muss es aber wirklich sein, dass ich bei jedem Apothekenbesuch, Einkauf im Drogerieladen oder Spielplatzbesuch Süßigkeiten dankend ablehnen muss?

In welche Situation bringt das meine Tochter? Und in welche Situation bringt das mich?

Ich weiß ganz gut, was sie braucht und es ist meine Aufgabe sie vor einem zu viel zu beschützen, bis sie reif genug ist, es selbst zu tun.

Muss es wirklich sein, zum Sportunterricht oder zum Spielplatz Süßigkeiten mitzunehmen? Ich verstehe den Sinn dahinter gar nicht. Ach doch, der Junge letztens bekam die Gummibärchen nur, wenn er im Turnunterricht auch richtig mitmacht.

Dass diese dann in der Umkleide verteilt werden fand die Mutter überhaupt nicht schlimm.

 

 

Ausschnitt aus unserem Alltag, der die Selbstregulation beim Zuckerkonsum so herausfordernd macht:

Meine Tochter und ihre Freundin spielen vertieft im Sand. Sie sind dabei, eine Festung zu bauen. Sie sind komplett im Spiel versunken, als eine dritte Freundin kommt und mir zwei Traubenzucker für die zwei gibt.

Lehne ich diese nun ab, steht das Mädchen blöd da, das teilen wollte (auf Wunsch der Mutter hin). Nehme ich sie an, habe ich die unangenehme Situation, meiner Tochter mitteilen zu müssen, dass es diesen frühestens morgen nach dem Mittagessen gibt. Letzteres habe ich getan – und meine Tochter war den Rest des Abends mit diesem blöden Traubenzucker im Kopf beschäftigt.

Das Spiel war erstmal dahin und in ihrem Kopf schrie alles nach dem Zucker.

Nun würden die meisten Mütter wohl sagen, ich soll mich nicht so anstellen. Aber doch, das tue ich.

Erstens gibt es Tage, an denen sich solche Situationen häufen und zweitens weiß ich, dass es meiner Tochter nicht guttut und dass Traubenzucker völlig unnötig ist.

Kann mir das mal jemand erklären überhaupt? Was ist das mit dem Traubenzucker? Dachte immer, den würde man essen, wenn man unterzuckert ist…wieso sollte ich einem gesunden Kind Traubenzucker zum Essen geben?

 

 

Wieso können wir die Ernährung der Kinder nicht einfach den Familien überlasen? Wieso haben wir das Gefühl, fremde Kinder mit Süßigkeiten vollstopfen zu müssen?

Weiterer Ausschnitt aus unserem Alltag:

Meine Tochter spielt mit 5-6 Kindern vertieft. Ein Mädchen kommt zum Spielplatz mit einer riesigen Packung Capri Sonne.

Klar, alle bekommen eine und trinken diese sofort. Danach kommt eine Großmutter mit einer Packung Haribo und ja auch da, stopfen alle fröhlich Süßigkeiten in sich hinein.

Zum krönenden Abschluss kommt noch ein Junge mit Wassereis für alle raus. Alle haben es irgendwie gut gemeint, aber muss das wirklich sein? Das waren dann innerhalb von 3 Stunden circa 10 Würfelzucker.

Die von der WHO 6 Teelöffel pro Tag (für Erwachsene) dürften weit übertroffen worden sein. Kann das gut sein? Mir wird schlecht, alleine bei dem Gedanken daran. Meine Tochter war an dem Abend wie auf Drogen, überhaupt nicht mehr zu beruhigen.

Es ist einfach zu kurz gedacht!

Ihr, die die Kinder mit Zucker versorgt wisst nicht, was das Kind heute schon gegessen oder getrunken hat und auf was die Familie Wert legt. Behaltet doch bitte euren Zucker für euch und lasst das alle so machen wie sie möchten.

Davon mal abgesehen ist euch aufgefallen, dass wenn ihr Essen mit auf den Spielplatz nehmt das Kind etwas essen möchte, sobald es Leerlauf hat?

Das Essen somit als Lückenfüller dient und alle anderen Kinder wie einen Magneten anzieht?

Meine Tochter spielt jedenfalls viel kreativer wenn klar ist, dass wir außer Wasser nichts dabeihaben.

Wenn sie Hunger hat können wir jederzeit nach Hause gehen. Ich biete ihr aber eben nicht Essen als Beschäftigung an.

Alle, die süß in rauen Mengen genießen lassen, gibt es euch nicht zu denken, dass einige Produkte in Deutschland dank der fehlenden Zuckersteuer viel mehr Zucker enthalten als die in manch anderem Land?

Ist euch noch nie aufgefallen, dass mehr Süße meist auch nach noch mehr verlangt?

Selbstregulation bei Süßigkeiten ist bei solch einem großen Angebot schier unmöglich. Welches Kind schaut schon den anderen nur zu?

 

 

Weiterer Ausschnitt:

Meine Tochter isst sehr gerne Jogurt und kam noch nie auf die Idee irgendetwas anderes als frisches Obst oder ein paar Rosinen in ihrem Naturjoghurt haben zu wollen.

Ein netter Mensch meinte es gut und gab ihr Fruchtjoghurt (mit ich weiß schon nicht mehr wieviel Löffeln Zucker darin).

Wieso muss das sein? Ihr schmeckt der Naturjoghurt sehr gut, wieso müssen wir den Kindern dennoch die zuckerintensive Variante aufdrängen – nur weil dieser Person Naturjoghurt nicht schmeckt.

Und diese Situation hat mich besonders traurig gemacht:

Dienstag, Vorlesestunde in unserer Bücherei. Als die 45 Minuten vorbei waren kamen alle 20 Kinder mit einem Lolli im Mund aus dem Raum.

Meine Tochter freudestrahlend: „Haben wir bekommen weil wir so brav waren!“

Argh, ich wollte laut aufschreien.

Wieso werden Kinder dafür belohnt, wenn sie sich eine schöne Geschichte bis zum Ende anhören? Für mich macht das die Freude am Lesen kaputt. Diese Art von Belohnungen sind sowas von kontraproduktiv.

Wieso stellen uns an Weihnachten Menschen Schokolade vor die Tür, die das ganze Jahr über kaum mit uns sprechen?

Ich verstehe es als nette Geste – aber ein paar Orangen würden es auch tun. Die „Billigschokolade“ mit den fragwürdigen Inhaltsstoffen werfe ich sowieso nach und nach unauffällig weg – so leid mir das um die Ressourcenverschwendung tut.

Ich kann meinem Kind nichts mit ruhigem Gewissen zu essen geben, was ich niemals selbst essen würde.

Ich verbiete niemandem, sein Kind mit Süßigkeiten zu versorgen – aber bitte mache das doch nicht mit meinem Kind!

Mein Kind hat die Selbstregulation bei Süßigkeiten nicht im Griff.

Vielleicht hast du ja auch ein Kind, das gar nicht viel süß isst und kannst dir gar nicht vorstellen welch Reizthema das in anderen Familien ist.

 

 

Glück gehabt. Und nein, nicht jedes Kind verliert das Interesse an Süßigkeiten, nur, weil man ihm freien Zugang gewährt. Das ist Glückssache.

Und falls du vom Gegenteil überzeugt bist, wünsche ich dir beim nächsten Kind nicht so viel Glück. Denn nein, es gibt Kinder, die total auf Zucker abfahren.

Jedenfalls merke ich, dass das Verlangen bei meiner Kleinen nachlässt, wenn es dafür klare Regeln und Strukturen gibt. Sobald du dazwischenfunkst, fangen wir wieder von vorne an.

Ich backe meiner Tochter übrigens selbst Kekse, um ihr Verlangen zu stillen- da ist aber dann kein Zucker drin und meist reicht ihr ein klitzekleines bisschen Süße. Wenn wir zusammen backen schmeckt ihr sowieso alles. Diese übersüßten Kekse, die im Supermarktregal stehen sind also gar nicht nötig.

Also, willst du meiner Kleinen unbedingt eine Freude machen, freut sie sich auch über einen Luftballon, Seifenblasen oder einfach über eine gepflückte Blume.