Die Blogparade „Sehnsuchtsorte rund um die Welt: Wohin zieht es mein Herz und warum?“hat mich angesprochen und ich hatte direkt Lust, dazu etwas zu schreiben.

Ich bin in meinen Zwanzigern viel gereist, habe viele schöne Orte kennengelernt, nur um etwas festzustellen, das ich dir am Ende des Artikels verraten werde.

Die Sache mit den Sehnsuchtsorten ist schwierig.

Wenn ich so an meine denke, haben die Orte immer etwas mit den Menschen und den Erfahrungen zu tun, die ich dort gemacht habe.

Mir fällt da zum Beispiel der Blick vom Piton des Neiges auf der Ile de la Réunion ein, den ich mit einer Gruppe Wanderer, die ich durch Zufall gefunden habe, bei den schlechtesten Wetterbedingungen, erwandert hatte.

Oder die Pointe du Raz in der Bretagne, wo ich viele Sonnenuntergänge in meiner Zeit in der Bretagne bestaunen durfte.

Auch in guter Erinnerung geblieben ist eine kleine Insel in der Bretagne, die von vier oder fünf Leuchttürmen umrandet ist. Der Spaziergang am Abend war magisch.

Die Lichter aller Leuchttürme waren gleichzeitig zu sehen. Leider habe ich vergessen, welche Insel es war und wenn ich es noch wüsste, würde ich es eher nicht verraten wollen.

Aber auch fällt mir eine kleine Kirche, direkt an der Themse ein, keine zwei Minuten von meiner Wohnung in London, meiner damaligen Wahlheimat, ein.

In Vietnam bin ich mit Kindern eine bekannte Düne heruntergerutscht und habe danach lange mit ihnen gespielt und einiges von ihnen gelernt.

Oft reise ich in Gedanken zu diesem Ort.

In meiner Heimat der Kindheit gibt es einen Rundweg, den ich sicher schon mehrere hundert Mal gelaufen bin und dessen “Gipfel” eine Aussicht bereithält, die für mich einfach Heimat bedeutet. Den Weg bin ich unzählige Male mit meiner Familie gelaufen, was ihn bereits zu einem Sehnsuchtsort macht.

Zum Thema “Reisen” hat mir letztens ein guter Freund gesagt:

 

“Das macht alles keinen Sinn. Wenn alle reisen, wie soll das funktionieren?”

 

Und genau das ist es, was mich in letzter Zeit beschäftigt. All diese Orte, die ich damals, oft alleine, besucht habe, waren meist besonders. An einigen habe ich mehrere Monate gearbeitet und konnte viele Erinnerungen sammeln.

Für mich gibt es einen großen Unterschied zwischen “einen Ort besuchen” und “einen Ort erleben”. Ersteres ist eher nicht mein Ding.

Vor zwanzig Jahren waren viele dieser Orte “leer”, die Einheimischen waren neugierig und offen.

Es kam zu echten Verbindungen mit Menschen und die Natur war atemberaubend.

Nun, mit dem Massentourismus und den vielen Folgen des Klimawandels haben sich wahrscheinlich auch die meisten dieser Orte gewandelt und ich bin bisher nicht nochmal dorthin zurückgekehrt.

Auch wenn die Bretagne und auch La Réunion irgendwann mal wieder von mir besucht werden, so zumindest aktuell der Wunsch. 

Nur, wenn man Fliegen vermeiden möchte, wird zumindest die schöne Insel im Indischen Ozean eine Herausforderung. 

 

Wobei, vielleicht möchte ich sie einfach in meiner Erinnerung behalten, wie sie damals war.

 

 

Als ich, total leichtsinnig, auf den ausgebrochenen Vulkan geklettert bin, nur um ein Foto der glühenden Lava zu erhaschen. Mein Freund, der auf der Insel heimisch ist, hat zuletzt von neuen Straßen, viel Verkehr und Angriffen durch Haie berichtet. Vielleicht hat der Ort gar nicht mehr so viel mit dem zu tun, den ich damals erwandern durfte.

So, und nun zu meiner Erkenntnis und meinem aktuellen Sehnsuchtsort.

Du musst nicht um die Welt reisen, um tolle Orte und Sehnsuchtsorte zu finden. Sie sind überall, und damit meine ich überall. 

Trommelwirbel…..Tadaa, mein Sehnsuchtsort, keine 10 Minuten mit dem Fahrrad von unserem zu Hause entfernt. Ein Ort, der uns durch Corona gerettet hat und uns in den Jahren der Corona-Regeln regelmäßige Erholung bescherte.

 

Eine Sanddüne, mitten im Wald, auf der ich auch noch nie einen anderen Menschen antraf:

Fünf Minuten weiter, durch einen kleinen Trampelpfad im Wald, kommt man zu meinem zweiten Sehnsuchtsort, mitten im Wald. Ein kleiner Froschtümpel, der in den letzten Jahren mal bessere und mal schlechtere Jahre hatte. Kurz vorm Austrocknen war es kein Vergnügen, den Tümpel zu beobachten. Dieses Jahr ist er voller Wasser und einem lauten Froschkonzert.

Leider ist es unmöglich, die ganze Schönheit auf einem Foto festzuhalten. Auch ein Ort, an dem ich selten anderen Menschen begegne. Ich habe dort mit meiner Tochter und ihren Freundinnen unzählige Radtouren unternommen. Stundenlang haben wir dort Picknick gemacht und die Frösche beobachtet. Mittlerweile bin ich meistens alleine dort, meine Tochter hat aktuell andere Interessen:

Gerade vor ein paar Tagen war ich seit langem nochmal dort, eher ungeplant. Meine Radtour hat dort irgendwie geendet, ohne dass mir das vorher so klar war.

 

Es ist definitiv ein Ort, der mich immer mal wieder anzieht.

 

Vielleicht ist es so mit den Sehnsuchtsorten, dass wir sie mit bestimmten Gefühlen verbinden.

Manche von diesen Orten passen wahrscheinlich in bestimmte Lebensphasen, in andere jedoch nicht mehr. Ich kann mir vorstellen, dass der ein oder andere Ort heute bei mir für andere Gefühle sorgen würde, wenn ich sie nun als mein 43-jähriges Ich erleben würde. Wahrscheinlich wäre ich nicht selten enttäuscht oder sogar entsetzt.

Das ist mit Sicherheit auch einer der Gründe, weshalb ich keinen mehr davon nochmal besucht habe. Und eben auch die Erkenntnis, dass es keine weiten Reisen braucht, um Sehnsuchtsorte zu haben.

Mit diesem Artikel wollte ich dir Lust machen, morgen einfach mal einen anderen Weg als gewöhnlich einzuschlagen.

Mit Neugierde durch deine Welt zu gehen und Neues zu entdecken. Tausende Menschen fahren oder laufen jährlich an dem kleinen Pfad vorbei, der zu meinem Froschtümpel führt und wissen nicht mal, was sie da tagtäglich verpassen.

Die juckenden Beine aufgrund der Brenneseln sind es allemal wert, in Kauf zu nehmen. Man wird mit einem Ort belohnt, der ohne ein klein wenig Mühe nicht erreicht werden würde.

Was entdeckst du, wenn du um die nächste Ecke biegst?

Ein Hoch auf die Neugierde!