Wie erziehst du denn eigentlich deine Kinder?
Heute war ich seit langem mal wieder in der Bücherei. Einer meiner Lieblingsorte. All die Bücher, all das Wissen an einem Fleck, einfach schön.
Irgendwann führte mein Weg mich zum Elternratgeberregal. Ich muss zugeben, ich musste kurz schlucken. Die Masse an Ratgebern rund um das Thema Erziehung hat mich schlichtweg erschlagen. Als ich mir dann einige genauer anschaute, konnte ich nur den Kopf schütteln.
Gibt es wirklich so viele Menschen, die Bücher suchen, die ihnen sagen, „Wenn dein Kind xxx tut, dann tue xxx..“?
Wie sollen Eltern in dem ganzen Ratgeberdschungel den Weg finden, wie sie ihre Kinder erziehen wollen? Begleiten wollen?
Klar, es gibt auch andere Ratgeber, viele haben sicher ihre Berechtigung, aber wo ist unsere Intuition hin?
Ist es wirklich so weit gekommen, dass wir irgendeinem Autor oder einer Autorin mehr vertrauen, als unserem eigenen Bauchgefühl? Ich hatte schon mal einen Artikel darübergeschrieben, warum ich all meine Elternratgeber verkauft habe.
Dann habe ich mir die Frage gestellt, wie ich eigentlich meine Kleine erziehe.
Auseinandergesetzt habe ich mich bereits mit Attachement Parenting, also bedürfnisorientierter Erziehung und mit „unerzogen“. Nichts hat so richtig gepasst.
Sicher ist meine Erziehung von den Bedürfnissen in der Familie geleitet. Ich versuche immer die Situation zu verstehen und nicht das Verhalten meiner Tochter passend zu machen.
Nicht immer gelingt mir das. Manchmal will ich einfach, dass Dinge funktionieren, auch wenn ich weiß, dass es viel zu viel von der Kleinen abverlangt. Da kommt dann die 3-Jährige in mir durch, die mit den Füßen aufstampft, und laut sagt: „Ich will das aber so!“
Kurz danach fällt mir auf, wie kindisch das gerade war, dann entschuldige ich mich bei meiner Tochter und sage ihr ganz klar, dass ich nicht in dem Ton mit ihr reden darf. Dass ich noch übe und mir Mühe gebe. Dann lachen wir darüber, dass solche Dinge auch Erwachsenen passieren.
Ich versuche, Probleme von meiner Tochter fernzuhalten, wenn es mir mal nicht gutgeht, versuche ich, das so gut es geht, zu verbergen um ihr das Gefühl von Sicherheit nicht zu nehmen. Trotzdem spürt sie es, wenn ich Sorgen habe. Beim nächsten Mal klappt es bestimmt.
Ich atme öfters mal tief ein, sammle mich und versuche im Hier und jetzt zu sein. Auch das gelingt mir nicht immer.
Manchmal habe ich einfach so viele Gedanken in meinem Kopf, dass ich keine Lust habe eine Szene zum hundertfünfzigsten Mal nachzuspielen. Dann sage ich Dinge, wie: „Am liebsten würde ich immer mit dir spielen, aber heute kann ich nicht mehr!“
Wie erziehst du denn dein Kind? Diese Frage wurde mir letztens tatsächlich gestellt. Als gäbe es einen Leitfaden dazu. Ich stolpere, hoffentlich in eine gute Richtung.
Ich folge keinem festen Plan, arbeite nicht mit Konsequenzen, verstecke Unsicherheiten vor meiner Tochter und versuche, ihr Fels in der Brandung zu sein. Meine Fehler gebe ich offen zu und erwarte nicht, dass sie mir gleich verzeiht, denn das bringt sie in die Verantwortung. Sie kann ruhig sauer auf mich sein, das sit ihr gutes Recht.
Ich lese keine Ratgeber mehr, sondern nur noch Literatur, die mir hilft, Kinder von innen heraus zu verstehen und endlich wieder auf mein Bauchgefühl zu hören.
Denn ich will keinen Fahrplan, sondern eher eine Landkarte. Eine Karte, an der ich mich orientieren kann und verschiedene Situationen durchleuchten kann.
Jedes Kind ist anders, jeder Tag ist anders und jede Situation ist anders. Da macht es für mich schlichtweg keinen Sinn, einen Ratgeber zu lesen, der mir sagt, wie ich reagieren sollte, wenn mein Kind dies oder jenes tut.
PS.: Bitte, wenn du mal wieder über einen Flohmarkt schlenderst und ein Exemplar des Buches „Jedes Kind kann schlafen lernen“ findest, kaufe es und entsorge es. Du tust einem Baby damit einen großen Gefallen. Damit habe ich schon einige Babys vor einer traurigen Tortur bewahrt.
Und wie erziehst du denn? Oder begleitest du? Ich freue mich über deine Erfahrungen.
Tatsächlich gibt es nun, 5 Jahre später sowas wie einen Ratger, ohne wirklich Ratgeber zu sein, von mir. Und zwar für die Begleitung von Trennungskindern. Wie du dein Kind unter 7 gut durch die Trennung begleiten kannst, darum geht es in meinem E-Book: