In letzter Zeit häufen sich die Absagen in den WhatsApp-Sportgruppen.
„Lara kann heute nicht kommen, sie muss für zwei Klassenarbeiten lernen.”
„Mia hat so viele Termine und so viel zu tun für die Schule, wir wissen erst heute Nachmittag, ob sie zum Ballett kommen kann.”
„Ab nächster Woche wird es hoffentlich wieder entspannter, mit Zeit für die schönen Dinge.”
„Sie freut sich immer so auf das Handballtraining, aber leider schafft sie es heute nicht.”
So oder so ähnlich lauten die Nachrichten, die schon früh morgens nach und nach eintrudeln. Und ich kann das alles so gut nachvollziehen.
Es geschieht schnell, dass wir uns von dem Strudel aus Erwartungen und eigenen Ansprüchen an unsere Kinder mitziehen lassen. Gerade Alleinerziehende versuchen nicht selten, am Abend noch all das nachzuholen, was tagsüber zu kurz gekommen ist. Wie können gerade alleinerziehende Mütter Schulstress vermeiden und worauf kommt es an?
Gerade alleinerziehende Mütter könnten die Pause, während ihre Kinder ihrem Hobby nachgehen, besonders gut gebrauchen.
Unsere Prioritäten und Erwartungen werden oft zu ihren
Es fühlt sich an, als würden bereits viele Kinder davon mitgerissen und hätten den Blick für das, was wirklich zählt, verloren. Unsere Prioritäten werden zu ihren Prioritäten. Über den Preis, den sie dafür zahlen, möchte ich gar nicht nachdenken. Sollten Grundschüler wirklich schon diesem Schulstress ausgesetzt werden oder können wir Eltern diesen abfedern?
Unsere Kinder bewegen sich immer weniger, sitzen viel mehr und brauchen immer häufiger Brillen. Dabei sollten wir, mit unseren Kopf- und Rückenschmerzen, es doch wirklich besser wissen. Auch wir brauchen Pausen, gerade wenn wir allein für unsere Kinder verantwortlich sind. Wann wurde Freizeit für unsere Kinder eigentlich zur Nebensache?
Ich erinnere mich an meine Kindheit, in der Freizeit und Hobbys nicht weniger wichtig waren als Schule.
Welche Träume und Talente bleiben auf der Strecke?
Wie viele Traumtänzer werden nie auf der Bühne stehen und wie viele Talente werden nie entdeckt? Kinder halten es für normal, dass sie eigene Wünsche und Bedürfnisse den Ansprüchen anderer unterordnen. Denn nichts anderes ist es, wenn Kinder regelmäßig ihre liebgewonnenen Hobbys absagen, um sich dem Lernen zuwenden, auch wenn es um so fragwürdigen Lernstoff wie dem Hunde- und Katzenskelett geht. Meine Tochter sollte für morgen eigentlich die einzelnen Skelettteile lernen. Ja, kann man machen… muss man aber nicht.
Vielmehr muss sie lernen, dass es wichtig ist, dass es ihr gut geht und dass sie eine gute Zeit hat, auch im Hier und Jetzt. Nicht später. Denn wer weiß schon, wann dieser Zeitpunkt fürs schöne Leben kommt.
Leben aufschieben? Ein Irrtum, den viele irgendwann bereuen
Unzählige Geschichten könnte ich mit meinen fast 45 Jahren aufzählen, von Menschen, die dachten, sie könnten das Leben irgendwann nachholen. Nur kam das oft zitierte “‘Irgendwann“ nicht mehr.
Übrigens hat das Lernen der Skelettteile in zehn Minuten super funktioniert, nachdem sie erst den ganzen Nachmittag mit ihrer Freundin draußen gespielt hat.
Lernen zu erzwingen, indem wir Erholung, Spiel und Spaß aus dem Alltag verdrängen, geht auf Dauer eher nach hinten los. Entspannt und voller positiver Energie lassen sich viele Dinge schneller merken.
Für alleinerziehende Mütter ist der Alltag oft eine große Herausforderung
Es gibt Zeiten, in denen wir funktionieren müssen, das lässt sich kaum vermeiden. Die Jahre nach der Trennung, als meine Tochter klein war und ich unreflektiert mitgeschwommen bin, im Strom der Erwartungen. Als ich auf dem Zahnfleisch ging, weil ich jahrelang nicht durchgeschlafen hatte und meinte, ich müsste all das alleine schaffen, was andere zu zweit, als Elternpaar, nicht auf die Reihe bekamen.
Manchmal vergessen Eltern dann, wieder aus dem Strudel aufzutauchen. Aufzuhören, zu paddeln und zu schauen, wo sie ankommen. Wenn es ganz schlimm ist, reißen sie ihre Kinder mit und treiben sie an, damit sie ebenfalls funktionieren.
Mehr Leichtigkeit für dich und dein Kind: Warum Zeit für Erholung so wichtig ist
Dein Alltag kann so viel leichter werden, wenn du Leichtigkeit, Zeit für Verbindung und Erholung priorisiert und genug Balance in eure Tage bringst.
Wenn ich diese Nachrichten in den WhatsApp-Gruppen lese, werde ich nachdenklich. Was lernen die Kinder? Dass die schulischen Leistungen wichtiger sind, als ihrem Hobby nachzugehen? Dass klassisches Lernen wichtiger ist als Spaß an der Bewegung und Erfolgen durch komplizierte Tanz-Pirouetten oder das gemeinsame Singen im Chor?
Dass es wichtiger ist, sich alleine zu Hause Wissen einzuhämmern, anstatt in einer Gemeinschaft eine gute Zeit zu haben? (und ganz nebenher ganz viel zu lernen)
Was geht verloren, wenn nur Leistung zählt?
Wann wurde es wichtiger, die vier Mägen der Kuh zu kennen, als den eigenen Leidenschaften und Interessen nachzugehen? Seit wann sind Noten wichtiger als sich selbst und wichtiger als den eigenen Körper und die eigenen Bedürfnisse kennenzulernen und ernst zunehmen? Wie erklären wir unseren Kindern, dass sie Dinge in ihr Hirn stopfen müssen, die ihre Eltern nicht mal wissen? Im Ernst jetzt! Hand aufs Herz?
Wobei lernt ein Kind wohl mehr? Wenn es eine Stunde konzentriert im Ballett eine Choreografie einstudiert oder beim Handball ein Erfolgserlebnis hat, weil es endlich ein Tor geworfen hat. Wenn es einem Team angehört, das miteinander spielt und in dem alle gleichwertig sind. Die Stärkeren die Schwächeren stützen und dennoch mitspielen lassen?
Freizeit ist kein „Extra“ – sie ist wichtig fürs Leben
Nein, das ist kein Artikel, der das Lernen für die Schule in Frage stellt. Ich meckere auch nicht am Schulsystem herum, auch wenn es dafür viele Gründe gibt. Im Großen und Ganzen bin ich dankbar für das, was unsere Kinder in Deutschland haben. Leider nicht alle, ich weiß. Wir hatten bisher einfach Glück mit den Lehrkräften und allem, was die Schule betrifft.
Es ist vielmehr ein Artikel, der dich zum Nachdenken anregen möchte. Sollen unsere Kinder wirklich bis später warten? Mit dem Leben? Sollten sie der Schule immer Vorrang lassen? Und was passiert, wenn sie weniger büffeln und dafür Freude und Entspannung in ihrer Leidenschaft finden?
Was, wenn sich dadurch die Schulnoten sogar verbessern würden? Könnte doch sein, oder? Denn wie viel behält ein Kind wohl, wenn es am Schreibtisch sitzt und sich unnötiges Wissen aufzwingt, obwohl es gerade viel lieber ein Buch lesen, ein Puzzle oder Handstand machen oder mit seinen Freunden ein neues Lied singen würde?
Mut zur Lücke: Muss es immer die beste Note sein?
Wie wäre es, wenn es einen Mittelweg gibt? Mut zur Lücke? Muss es immer die Zwei oder Drei sein? Reicht bei manchen Themen vielleicht auch einfach mal eine Vier?
Lernen findet an so vielen Orten statt und es ist Zeit, dass wir all die Dinge, die unsere Kinder mit Freude und Begeisterung tun, nicht lediglich als nette Beschäftigung sehen, sondern als Lernen.
Der nette Nebeneffekt ist dann, dass wir alleinerziehenden Mütter so auch zu regelmäßigen kleinen Pausen kommen, die wir so dringend benötigen. Das tut auch der Beziehung zu unserem Kind gut. Freizeitspaß statt ständiger Streit wegen des Lernens.
Schaffst du es, den Hobbys deiner Kinder mindestens genauso viel Bedeutung beizumessen wie den Ansprüchen der Schule? Wie sieht dein Alltag als alleinerziehende Mutter aus? Wie findest du eine Balance für deine Kinder?