Eine Trennung mit Kleinkind unterscheidet sich von einer Trennung mit älteren Kindern schon alleine aufgrund des Entwicklungsstandes.

Die Punkte, die ich in dem Artikel aufzeigen werde, können bis zu einem Alter von sieben Jahren angenommen werden.

Es wird also eher um Klein-und Vorschulkinder gehen.

Meine absoluten Lieblingsmenschen. Sie sind so klar in ihren Gefühlen. Kein Gemisch, kein einerseits- andererseits, einfach nur die pure Wut oder die pure Freude, Trauer, Angst, oder welches Gefühl auch immer.

Eine Trennung mit Kleinkind kann eine echte Herausforderung werden wenn wir nicht verstehen, wo in der Entwicklung sie gerade stehen. Es hilft ungemein zu wissen, was hier der Plan der Natur ist.

Viele Verhalten, die unsere Klein- und Vorschulkinder zeigen, sind völlig gesund und normal.

Oft hat ihr Verhalten nicht mal etwas mit der Trennung der Eltern zu tun.

Auch Klein- und Vorschulkinder mit Eltern, die zusammenleben, zeigen ängstliches, aggressives, klammerndes oder sonstiges Verhalten, das wir als auffällig wahrnehmen.

Natürlich werden Klein- und Vorschulkinder durch die Trennung ihrer Eltern erstmal aus der Bahn geworfen. Vieles verändert sich und sie haben überhaupt nicht die Fähigkeit, zu verstehen, was vor sich geht.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir sie nicht mit Informationen überfrachten.

Sie müssen jetzt erstmal wissen, was gleich bleibt nach der Trennung mit Kleinkind und was sich ändern wird. Fakten, die feststehen.

Wir dürfen hier, wie bei allen Trennungen, auf die Dinge fokussieren, die gleichbleiben.

Für Kinder ist es wichtig zu wissen, dass sie sicher sein werden und dass die Erwachsenen sich gut um sie kümmern werden. Sie sollten stets das Gefühl haben, dass wir die Lage im Griff haben und uns kümmern.

Sie brauchen die Sicherheit durch die Bindung zu uns, um zur Ruhe zu kommen und sich zu entwickeln.

Im Folgenden werde ich 6 Eigenschaften von Klein- und Vorschulkindern aufführen, die sie so sehr von uns unterscheiden.

Denn diese kleinen Menschen sehen vielleicht so aus wie kleine Erwachsene. Sie funktionieren aber nicht mal ansatzweise so wie wir.

 

Deshalb sollten wir ihnen auch nicht mit unseren Erwachsenenvorstellungen begegnen, 

sondern uns mit ihrer Entwicklung beschäftigen und sie da abholen, wo sie stehen.

 

Mit rationalen Erklärungen werden wir nach einer Trennung mit Klein-und Vorschulkindern nicht weiterkommen.

Trennung mit Kleinkind

 

 

1. Entwicklung der Bindung nach einer Trennung mit Kleinkind

 

Die Entfaltung einer tiefen Bindung benötigt mindestens 6 Lebensjahre. Klein- und Vorschulkinder haben noch nicht die Fähigkeit, sich tief an uns zu binden.

Sowieso ist die Entfaltung der Bindung ein Kapitel für sich, über die es sehr viel zu wissen gibt.

Eigentlich kann sehr viel der Verhaltensauffälligkeiten von Klein- und Vorschulkindern mit der Bindung erklärt werden. Zum Beispiel schützt das Gehirn des Kindes es instinktiv  vor zu verletzenden Bindungen. Wenn es also zu lange von dir getrennt war und dies als sehr schmerzhaft empfunden hat, kann es gut sein, dass es dich erstmal wegstößt, wenn ihr euch wiederseht.

Das kann aber auch nach dem Tag im Kindergarten vorkommen und nicht nur nach dem Umgang mit dem anderen Elternteil.

Da ist dann ganz viel Geduld und Feinfühligkeit gefragt. Es gibt eine ganze Reihe solcher Reaktionen, die instinktiv ablaufen und denen wir nur mit Wohlwollen und Verständnis begegnen sollten.

 

2. Überbrücken von Trennung

 

Klein- und Vorschulkinder können Trennungen noch nicht überbrücken. Sie sind schlichtweg nicht für Trennung gemacht.

Manche Kinder können bereits mit 5 Jahren Trennungen ganz gut überbrücken. Andere erst mit 7 oder sogar 8. Mit Überbrücken meine ich: Sie fühlen sich trotz Abwesenheit verbunden. Das emotionale Band bleibt bei Trennung bestehen und kann leicht wieder aufgenommen werden, wenn ihr euch wieder seht. Übergänge werden dann also leichter.

 

 

3. Hauptbindung nach der Trennung mit Kleinkind

 

Klein- und Vorschulkinder haben meist eine Hauptbindung. Die Trennung von dieser löst Frustration und Alarm im Kind aus. Die Bindung muss immer wieder aufgenommen und aktiviert werden. Wenn sich die Bindung über die Jahre zu beiden Elternteilen vertieft hat, fällt der Wechsel viel leichter.

 

 

4. Kein Mischen der Gefühle

 

Klein- und Vorschulkinder können nur ein Gefühl zurzeit spüren. Das erklärt die Pendelbewegungen in ihrem Gefühlsleben.

Trennungen mit Kindern in dem Alter bringen besondere Herausforderungen mit sich. Ihre Gefühlsausbrüche können sehr intensiv sein. Von wütend, über traurig hin zu super fröhlich in einer halben Stunde, alles ist möglich.

Aufgrund ihres Entwicklungsstandes. Wenn wir darüber Bescheid wissen, können wir sie viel besser begleiten.

Denn so viele Verhaltensweisen sind ganz einfach normal und richtig. Trotzdem machen wir sie so oft zum Problem.

 

 

5. Strukturen und Rituale

 

Klein- und Vorschulkinder brauchen Strukturen und Rituale. So fühlen sie sich sicher und können sich orientieren. Diese im Chaos einer Trennung zu erhalten oder neu zu schaffen kann eine Herausforderung darstellen.

Manchmal braucht es auch einfach Zeit.

 

 

6. Übergänge

 

Klein- und Vorschulkinder sind nicht für Übergänge gemacht. Der Übergang von einer Bindungsperson zur anderen kann sich schwierig gestalten. Je mehr wir darüber wissen, desto besser können wir sie begleiten.

Wenn sie nicht zu Papa möchten, kann das auch ganz einfach bedeuten, dass sie nicht von Mama weg möchten in dem Moment.

Einmal die Bindung an den Papa aktiviert und sich verabschiedet, kann die Situation ganz anders ausschauen.

Wir können ihnen die Übergänge erleichtern, wenn wir wissen, dass das was wie Ablehnung aussieht, oft keine ist.

 

Das Wissen über Bindung ist essentiell, wenn wir unsere Kinder gut durch die Zeit der Trennung und auch danach begleiten wollen.

 

Ich kenne Eltern, die sich für das Wechselmodell entscheiden, in dem beide Eltern von Anfang an je hälftig die Zeit mit dem Kind verbringen.

Aus Angst, dass sich sonst nur die Bindung zu einem Elternteil entfalten könnte. So entwickelt Bindung sich jedoch nicht. Zuerst wächst die Bindung mit der Hauptbindung in die Tiefe, bevor sie in die Breite wächst.

Die Hauptbindung kann das Kind dabei unterstützen, andere Bindungen zuzulassen und zu vertiefen.

Je oberflächlicher ein Kind gebunden ist, desto kürzer sollte die Trennung von der Hauptbindung sein. Die Bindung zum anderen Elterneil kann sich dennoch gut entwickeln, wenn die Bedingungen dafür gut sind.

Trennung mit Kleinkind

Am Ende geht es darum, die bestmögliche Lösung für diese konkrete Familie zu dem konkreten Zeitpunkt zu finden.

Das beste Umgangsmodell bei Trennungen mit Kleinkind ist das, auf das sich die Eltern harmonisch einigen können.

Ein Modell, das die Bedürfnisse des Kindes in den Fokus stellt und sich diesen mit der Zeit anpasst.

Es macht einen großen Unterschied, ob die Übernachtung mit 2 Jahren erzwungen wird oder ob Eltern warten, bis das Kind sich weit genug entwickelt hat und von sich aus gerne beim anderen Elternteil übernachtet.

Eltern dürfen sich hier auch die Frage stellen, was es mit den Beziehungen des Kindes zu ihnen macht, wenn es von klein auf entgegen seiner Bedürfnisse gezwungen wird, Trennungen zu erleben, die es noch nicht verkraften kann.

Wenn du es mit einem nicht kooperierenden Elternteil zu tun hast wirst du die Bedürfnisse des Kindes nicht immer zufriedenstellend im Umgangsmodell durchsetzen können. Auch dann kannst du dein Kind gut durch die Trennung begleiten, wenn du seinen Entwiklungsstand im Hinterkopf hast.

Nicht immer können wir alle Faktoren berücksichtigen bei einer Trennung mit Kleinkind. Die Lösung muss auch irgendwie praktikabel sein. Denn getrennt sein bedeutet oft auch, mehr arbeiten zu müssen, gerade für die Mütter.

 

 

Manchmal sieht die bestmögliche Lösung dann ganz anders aus, als geplant.

 

Dann kann das Annehmen der Situation wie sie ist, der erste Schritt in eine gute Richtung sein.

Unsere bestmögliche Lösung können viele Menschen nicht als eine solche anerkennen:

Oft, wenn ich Menschen davon erzähle, dass der Papa meiner Kleinen weit weg wohnt, bekomme ich die Reaktion:

„Oh, das tut mir so leid für euer Kind!“ (Hundeblick)

Hier werden Gefühle und Idealbilder, die wir Erwachsenen haben auf die Kinder projiziert. Denn die Situation „MUSS“ ja wohl schlimm sein für das Kind.

Klar, hätten wir uns das alles anders gewünscht. Aber irgendwie haben wir es trotzdem schön.

Ist ein Mensch erstmal tief gebunden, kann die Verbindung auch über Entfernungen bestehen bleiben.

Ich kann mein Kind dabei unterstützen.

Für mich ist die Situation wahrscheinlich „schlimmer“ als für unsere Tochter. Denn wer fängt das alles denn auf?!

Aber dennoch ist es auch für mich die bestmögliche Lösung im Moment.

 

Vielleicht geht es darum bei Trennungen, die für die ganz bestimmte Familie BESTMÖGLICHE Lösung zu finden.

 

Ich wünsche dir, dass du eine bestmögliche Lösung für euer Kind etablieren kannst, offen bleibst und diese immer wieder betrachtest und hinterfragst.

Gerade Trennungen mit Kindern im Kleinkindalter brauchen eine regelmäßige Anpassung weil die Entwickelung der Kinder und ihrer Bedürfnisse rasant voranschreitet.

 

Wenn deine Kinder unter 7 Jahre sind, dann solltest du unbedingt dieses Video anschauen.

In dem Video erfährst du 3 wichtige Dinge:

  • Weshalb die 3 gängigen Umgangsmodelle Residenzmodell, Wechselmodell und Nestmodell nur als grobe Richtschnur dienen können.
  • Weshalb Kleinkinder und Vorschulkinder bei der Trennung der Eltern besondere Begleitung brauchen.
  • Weshalb der Satz „Die Kinder leiden am meisten“, unreflektierter Bull*it ist.

Wenn du deine Email-Adresse einträgst, sende ich dir den Link zum Video.

 

 

 

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