Kinder außer Rand und Band.
Tage, an denen ich abends hier sitze, als hätte ich den ganzen Tag schwer gearbeitet und mich frage, ob ich wirklich darauf vertrauen kann, dass die Natur ihren Plan hat.
Eigentlich nur noch dazu in der Lage mich aufs Sofa zu knallen und mich sinnlos berieseln zu lassen bis ich mich irgendwann ins Bett schleppe.
Zwei Tage, an denen ich mein kleines Energiebündel, das gerade 3,5 Jahre ist, vom Kindergarten abgeholt habe und kaum zu ihr durchgedrungen bin. Sie war einfach überreizt, sehr aufgedreht und nicht zu bremsen.
Diese Tage sind anstrengend. Nichts scheint zu funktionieren. Am liebsten würde ich mich mit ihr tief in den Wald zurückziehen, wo sie in Ruhe herunterkommen kann.
Doch seitdem die Sonne wieder scheint, sind überall Kinder. Kinder, mit denen meine Tochter versucht, zu spielen. Das geht ein paar Minuten gut, bis sie den Impuls, aus dem Nichts einem Kind auf den Kopf zu hauen, nicht unterdrücken kann.
Und das ginge dann endlos weiter, wenn ich die Situation nicht ändern würde.
Mittlerweile reagiere ich viel gelassener. Ich versuche immer, solchen Situationen vorzubeugen. Zu sehen, wo steht mein Kind, was ist bei ihr los, was braucht sie jetzt? Aus der Vergangenheit weiß ich, dass Schimpfen rein gar nichts bringt. Außer dass ich mein Kind beschäme und unserer Beziehung schade.
Die Situation ohne größeren Würdeverlust für mein Kind und mich durchzustehen, das ist mein Ziel.
Und natürlich andere vor Verletzungen zu schützen, voraussehen, zuvorkommen, einlenken.
Ihr zeigen, dass ich immer da bin. Natürlich wünche ich mir ein reiferes Verhalten. Aber das weiß sie ja sowieso, das muss ich ihr in der Situation nicht sagen. Sie weiß es, kann es aber nicht immer kontrollieren.
Nichts die Beziehung in Frage stellen lassen. Und mir immer wieder Gordon Neufelds Worte in den Kopf holen.
„Unreife überbrücken, Situation so schnell wie möglich beenden, keinen größeren Schaden anrichten, nichts erreichen wollen. Die Umstände ändern, nicht das Kind. Auf die Beziehung des Kindes zu seinen Emotionen und Impulsen fokussieren, nicht auf seine Beziehung zu anderen Kindern…..“
Jedenfalls sind diese Situationen viel seltener geworden seitdem ich vorher abschätze, mit was mein Kind gerade umgehen kann und mit was nicht. Seitdem ich sie beobachte und für sie entscheide, was gut für sie ist. Seitdem ich für ihre altersbedingte Unreife die Verantwortung übernehme.
Wenn ich etwas zum Hundertsten Mal sage, spiegelt das meine eigene Unreife wieder.
Nämlich meine Unreife darin, mich zu adaptieren. Denn wenn etwas nicht funktioniert, sollte ich zu meinen Tränen finden und einen anderen Weg einschlagen. Es dem Kind zum 100-ten Mal sagen wird kein anderes Ergebnis bringen als beim letzten Mal.
Seitdem mir das klar ist ziehe ich immer die Notbremse, sobald mir einer dieser Sätze in den Kopf schießt. „kannst du nicht endlich mal….wie oft muss ich dir das noch sagen-…..? Spätestens da merke ich, dass ich auf dem falschen Weg bin. Ich gebe meinem Kind die Verantwortung über etwas, was es nicht kontrollieren kann.
Die Frage, die ich mir dann stelle ist die : “What are you doing to keep your child out of trouble?“ (Gordon Neufeld)