Sonntag ist Familientag bei uns. In meiner Kindheit war der Sonntag der Tag für die Familie.
Wir aßen bei Oma oder Oma bei uns. Es gab echtes Essen. Es kam aus mehr als nur einem Kochtopf und wir saßen alle zusammen am Tisch.
Oma wusste genau, was wir mochten und umsorgte uns.
Es rief niemand an und wir gingen nicht einfach zu den Nachbarskindern. An allen anderen Tagen gingen wir bei den Nachbarn ein und aus, ohne lästige Verabredungen. Der Sonntag war ein geschützter Tag. Ein Tag, den die Familien zusammen verbrachten.
Auch heute ist mir das noch sehr wichtig. Da ich alleinerziehend bin ist meine Kleine samstags tagsüber meist mit ihrem Papa unterwegs und der Sonntag gehört uns, auch wenn ich diesen Tag immer wieder gegen Verabredungen verteidigen muss.
Es überrascht mich oft, wenn mir Freundinnen, die in intakten Familien leben Treffen am Sonntag vorschlagen.
Ich habe diese Familientradition noch so in mir verankert, dass ich nie auf die Idee käme, die Sonntagsruhe zu „stören“. Schließlich war das bei uns der Tag, an dem mit der ganzen Familie auch mal etwas unternommen wurde oder aber an dem einfach mal entspannt wurde.
Es geht mir hier gar nicht um die gemeinsamen Verabredungen mit der ganzen Familie. Klar, treffen wir uns auch mal mit Familien am Sonntagnachmittag oder so.
Was mich viel mehr stört ist, dass mehr und mehr Dinge, die früher am Nachmittag unter der Woche stattfanden nun aufs Wochenende verlegt werden.
Kindergeburtstag im Indoor-Spielplatz am Sonntag ist keine Seltenheit mehr. Da hört bei mir das Verständnis auf. Das ist wertvolle Familienzeit, die sich Familien bewahren sollten. Unbedingt bewahren müssen. Klar, einmal im Jahr – kein Problem. Aber einmal im Monat? Das wird mir echt zu viel.
Es sind ja nicht nur die Kindergeburtstage. Viele Grundschulkinder wollen sich mit ihren Mitschülern am Wochenende zum Spielen verabreden, weil sie die ganze Woche über keine Zeit dazu haben.
Klar, kann ich verstehen. Zeit mit der Familie ist aber wichtig und sie verschwindet nach und nach, wenn ständig anderen Dingen Vorrang gewährt wird. Diese Studie ermittelte zwar, dass Eltern heute mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen als früher, aber so ganz möchte ich das nicht glauben. Wobei der Vergleich mit den 60-er Jahren sowieso auch schon überholt ist.
Geben wir jetzt wirklich noch den einzigen Tag ab, an dem die Familie entspannt tun und lassen kann, was sie möchte? Ich wehre mich dagegen. Okay, es gibt Menschen, die Sonntags arbeiten.
Dennoch gibt es immer die Möglichkeit, Familienrituale einzubauen und einen eigenen Familientag zu schaffen. Strukturen, Rituale, Gewohnheiten. Es ist einfach schön zu wissen, dass Tag x,y,z mit einem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück beginnt und anschließend Zeit für Spiel und Spaß bist. Oder was auch immer zu deiner Familie passt.
Ein gemütlicher Spaziergang mit der ganzen Familie. Zufällige Treffen mit den Nachbarn. Spontane Spiele, Verbindung mit unseren Lieben.
Bereits fressen Job und Nachmittagsverpflichtungen die wertvolle Familienzeit. Mehr und mehr werden nun auch „Verpflichtungen“ auf das Wochenende verlegt.
Eltern, die froh sind, am Sonntag mal „frei“ zu haben und ihre Kinder bei einem Kindergeburtstag oder Freunden gut aufgehoben zu wissen.
Klar, könnte ich meine Tochter jeden Nachmittag mit einer anderen Freundin nach Hause gehen lassen und dann das Ganze noch aufs Wochenende ausbreiten. Mir wurde aber schon sehr früh klar, wie wichtig die Zeit in der Familie ist.
Zu uns darf jeder zu Besuch kommen und auch gerne seine Kinder zu uns schicken. Aber mir ist es sehr wichtig, Zeit mit meinem Kind zu verbringen.
Nach zwei Tagen mit Terminen am Nachmittag bekomme ich schon das Gefühl gar nicht zu wissen, was in der Welt meiner Kleinen gerade vor sich geht. Es fehlt dann einfach die Zeit für ausführliche Gespräche und ausgelassenes Spiel.
Sonntag verbringen wir zusammen und tun das, worauf wir beide Lust haben.
Meine Kleine hat hin und wieder am Wochenende gefragt, wieso sie nicht zu ihrer Freundin gehen könne zum Spielen. Ganz einfach: „Weil ich gerne Zeit mit dir verbringe. Weil mir wichtig ist, dich zu kennen und weil es einfach toll ist, in deiner Gegenwart zu sein. Weil Familien Zeit für sich brauchen“
Wenn sie unbedingt mit einer bestimmten Freundin Zeit verbringen will, dann laden wir sie zu uns ein. Oder gleich die ganze Familie.
Unser perfekter Sonntag
Letzten Sonntag hatten meine Tochter und ich den perfekten Sonntag. Also perfekt in unseren Augen. Zuvor hatte ich lange hin und her überlegt. Es sollte tolles Wetter werden. Freunde gingen in den Zoo, andere auf einen Abenteuerspielplatz. Für mich hörte sich beides ziemlich stressig an.
Termindruck, viele Leute, die alle die Sonne genießen wollten. Generell ist hier bei uns in der Gegend überall viel los, wo es etwas Schönes gibt. Muss ich mir das wirklich antun und mir am Affengehege die Nase plattdrücken oder mein Kind unter den vielen anderen Kindern auf dem Spielplatz suchen? Die ständigen Ermahnungen von gestressten Eltern? Nein – Danke!
Es entsteht schnell ein undefinierbarer Druck, man müsse etwas Besonderes unternehmen. Zum Glück habe ich mich dagegen entschieden. Wir haben einfach in den Tag hineingelebt, sind mit den Inlinern in den Wald gefahren und haben auf einem Spielplatz Pause gemacht. Dort saß ein unglaublich süßer Hund (weder meine Tochter noch ich mögen Hunde besonders) und meine Kleine streichelte ihn fast eine Stunde lang. Eine ganz besondere Erfahrung für sie, und auch mich – sie so zu sehen.
Dann ganz entspannt nach Hause zum Kochen , Eis essen auf dem Balkon und am Nachmittag auf den Spielplatz vor unserem Haus, wo sich schnell einige Freunde zum Spielen und für mich Eltern zum Quatschen einfanden.
Ganz einfach, ganz stressfrei, super bereichernd, für mich und meine Tochter.
Es lohnt sich, öfters mal „nein“ zu sagen zu Dingen, die eventuell stressig und sicher überflüssig sind. So lange Kinder noch so klein sind braucht es so wenig, um ihnen die nötige Geborgenheit und Anregung zu geben, so dass sie sich gesund und in aller Ruhe entwickeln können.
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