Hier nun mein Beitrag zur Blogparade: Das habe ich von meinen Eltern über Geld gelernt (geldkinder.de).

Leider verspätet, aber immerhin doch geschafft. Das Thema Geld und Alleinerziehende ist ein sehr sensibles Thema, zu dem ich in Zukunft mehr schreiben möchte, deswegen kam dieser Aufruf zur Blogparade gerade zur rechten Zeit.

 

Geld macht unabhängig

 

Meine Oma war früh Witwe und die erste Frau weit und breit, die gearbeitet hatte. Auch als ihr Mann noch lebte und der Mann damals noch zustimmen musste, wenn die Frau arbeiten wollte. Meine Mama hat auch immer gearbeitet. Das war für mich total normal.

Für mich war es nie eine Frage, ob ich mein eigenes Geld verdienen würde. Und zwar genug, dass ich davon leben konnte. 

Ich glaube, das ist eine der Messages, die ich heute jedem Mädchen mitgeben würde. Suche dir eine berufliche Tätigkeit, mit der du genug verdienst, um gut leben zu können, damit du gehen kannst, wenn es mal nicht gut läuft.

Finanzielle Unabhängigkeit macht frei. Wer bleibt, weil er möchte und nicht weil er muss, führt eine glückliche Beziehung.

 

 

Es gibt viele Wege, Geld zu erwirtschaften

Tatsächlich hatte ich immer Interesse daran, mein eigenes Geld zu verdienen. Das fing mit der Autowaschstraße bei uns am Brunnen an und ging über Wiesenblumenverkauf an der Straßenecke.

Weniger glamourös war die Bettelrunde durch den Ort, die meine Eltern auch weniger cool fanden.

Zeitungen austragen, Ferienjobs, das alles war für mich immer normal. Weil ich wollte, gar nicht so sehr, weil ich musste.

Heute bin ich überzeugt, dass durch die vielen kleinen Erfahrungen mein Selbstbewusstsein gewachsen ist und ich ein starkes Urvertrauen habe, dass ich immer für mich sorgen kann und dass es viele Wege gibt, die wir gehen können.

 

 

Jede Arbeit ist gleichwertig

Das Gefühl, das ich hatte, als ich zum ersten Mal im Hotel die Uniform der Reinigungskräfte anziehen musste, werde ich nie vergessen. Auch wenn ich in der Theorie wusste, dass ich nicht weniger wert bin, nur weil ich den Dreck anderer Menschen wegmache, macht so ein Kleidungsstück etwas mit einem.

Eine wichtige Erfahrung und die Werte, die mir von zu Hause mitgegeben wurden, haben mir geholfen, mich dann doch irgendwann in der nicht schönen Uniform wohlzufühlen.

 

 

Privilegien

Natürlich kann dieser Artikel nur jemand schreiben, der selten Geldsorgen hatte. Der das Glück hatte, nie aufgrund fehlender finanzieller Mittel ausgeschlossen worden zu sein. Jemand, deren Eltern zwar beide immer gearbeitet haben, aber eben auch Zeit für die schönen Dinge im Leben hatten.

Geld ist sehr ungleich und ungerecht verteilt und das ist nicht richtig. Die Menschen, die am härtesten arbeiten, bekommen oft den niedrigsten Lohn dafür.

Da ich das schon früh gelernt habe, tue ich mir schwer mit dem Wort “verdienen”. Denn ganz sicher gibt es sehr viele Menschen, denen eine finanzielle Sorglosigkeit genauso zusteht wie mir und allen anderen. “Das Gefühl von Armut” von Chelsy Dehnert empfehle ich hier gerne als Lektüre.

 

 

Du bist nie zu jung für die Börse

Bis heute ist es mir ein Rätsel, weshalb ich stundenlang mit meinem Vater beim Bankberater verbracht habe.

Damals war das wohl noch so. Man ging dort 1 bis 2 Mal im Jahr hin, hat viel Kaffee getrunken (für Kinder gab es Kakao) und ließ sich Anlagen aufquatschen.

Wie alt ich war, kann ich nicht mehr sagen. Aber sicher ging ich schon mit 10 Jahren mit meinem Vater mit.

Wahrscheinlich erst aus Neugierde und weil ich gerne Zeit mit meinem Vater verbracht habe.

Das Interesse, worüber da eigentlich gesprochen wurde, nämlich Geld, wuchs mit der Zeit.

 

 

Du bist deine beste Geldberaterin

Die schlechtesten Geldentscheidungen habe ich aufgrund von Beratung getroffen. Denn die Beratung verdient mit ihren Ratschlägen meistens ihr Geld.

Die ersten Aktien, die ich kaufte, waren RWE Aktien, die innerhalb kürzester Zeit über 50% Verlust machten. Und wie sollte es anders sein, diese wurden mir vom netten Berater mit dem leckeren Kakao empfohlen. 

Doch das ist lange her, Schwamm drüber. Mittlerweile frage ich niemanden mehr und treffe meine Entscheidungen selbstständig.

 

 

Geld kommt zu uns zurück, wenn wir es teilen

Auch wenn diese Erkenntnis sicher nicht Absicht meiner Eltern war, kann ich im Rückblick dennoch dieses Fazit ziehen.

Meine Eltern haben, so lange ich denken kann, zu Weihnachten Pakete für Kinder in Russland gepackt und Patenkindern im Ausland mit regelmäßigen Spenden den Schulbesuch ermöglicht.

Wie selbstverständlich habe ich das übernommen und ganz ehrlich, das Geld, das Anfang des Monats abgebucht wird, hat mir noch nie gefehlt. Ich habe das Gefühl, dass es etwas mit unserer Haltung zum Geld macht, wenn wir regelmäßig spenden, und es nur kleinere Beträge.

In Worte kann ich diesen Effekt nicht fassen, aber ich habe ihn immer und immer wieder erlebt. Geld kommt zu uns, wenn wir es nicht krampfhaft festhalten.

 

 

Eine Anlage, die nicht wenigstens die Inflation schlägt, ist keine Anlage

Unser Geld wird weniger, wenn wir es auf dem Tagesgeldkonto haben, das meistens weniger Zinsen abwirft, als die Preissteigerung in die Höhe geht.

Zu verstehen, dass ich mit meiner Mark als Kind noch zwei Kugeln Eis kaufen konnte und ich als Erwachsene dafür nicht mal mehr eine halbe Kugel kriegen würde, war wichtig. 

Übrigens ein Effekt, den ich meiner Tochter immer mal wieder erkläre, wenn ich möchte, dass sie ihr Sparschwein endlich mal leert. Dann lieber heute ausgeben, oder besser, investieren.

 

 

Gönnen ist gut – Geiz ist uncool

Vernünftig mit Geld umzugehen lohnt sich. Was für mich vernünftig ist, ist für dich vielleicht ganz was anderes. Geiz ist nicht geil. Auf jeden Pfennig zu schauen und sich nichts zu erlauben, ist anstrengend. Ständig darüber zu reden, was Dinge kosten und sich viele Gedanken darüber zu machen, kann Freude am Geld ausgeben zunichte machen.

 

 

Es ist nie zu spät, den Umgang mit Geld zu erlernen

Besser spät als nie. Anpacken und Schritt für Schritt aufräumen. Vielleicht unangenehm – ja, aber es lohnt sich.

Wir reden viel zu wenig über Geld und das Thema “Armut” ist unter dicken Schichten von Scham vergraben. Lasst uns solidarischer mit denen sein, die weniger haben und unsere Vorurteile unter die Lupe nehmen. 

Am Ende hat die finanzielle Situation sehr viel damit zu tun, in welchem Umfeld wir aufgewachsen sind, welche Chancen unsere Eltern wirklich hatten und was uns vermittelt wurde zum Thema Geld. Das meiste davon läuft völlig unterbewusst ab.

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