Dank meiner Intagram-Pause, die nun schon einige Monate anhält, habe ich den Spaß an Romanen wieder gefunden. Lesen, um zu fühlen. Lesen, um zu entspannen. Lesen, um zu verstehen.

In den Buchladen bin ich mit festem Plan und einigen Titeln, die ich kaufen wollte. Einer meiner Vorsätze diesen Sommer war, nur Bücher von weiblich gelesenen Autorinnen zu lesen.

 

Doch dann fiel mir “Der Markisenmann” von Jan Weiler* in die Hände.

 

Noch nie zuvor hatte ich von dem Buch gehört und den Autor kannte ich auch nicht. Ich lese ja seit Jahren schon nicht mehr Bücher zum Vergnügen.

Meist habe ich Fachbücher gelesen oder meine Zeit auf Instagram und ähnlichen Ablenkungsmedien vertrödelt.

Vielleicht waren es die auffällige Aufmachung und der Spiegel Bestseller Sticker, die zusammen meine Aufmerksamkeit einfingen. Vielleicht werden wir auch einfach von den Büchern gefunden, die wir gerade brauchen.

Als mein Blick auf dem Cover landete, war ich skeptisch und gleichzeitig neugierig. 

 

Was soll hinter diesem außergewöhnlichen Titel stecken?

 

Dass es eine wunderbare Vater-Tochter-Geschichte sein sollte, ahnte ich da noch nicht. Der Klappentext hat mich überzeugt und vergessen waren mein Vorsatz und die Titel auf meiner Liste.

In dem wirklich sympathischen und stellenweise lustigen Roman geht es um Kim, ein Mädchen im Teenager-Alter (15 Jahre), das mit ihrer Mutter, ihrem Halbbruder und ihrem Stiefvater aufwächst. Ihren leiblichen Vater hat sie nie kennengelernt und sie weiß auch kaum etwas über ihn.

“Der Unscharfe” betitelt Kim ihn meist und sie traut sich auch gar nicht, bei ihrer Mutter nachzufragen, wo ihr Vater eigentlich steckt. Sie wächst auf und hat stets das Gefühl, nicht akzeptiert zu werden und nicht dazuzugehören. 

Welche Wahrheit hinter der Situation steckt ahnt der*die Leser*in lange nicht.

Kim´s Stiefvater hat offensichtlich ein Problem mit ihr und ihr Halbbruder wird all die Jahre bevorzugt.

Eines Abends passiert etwas sehr Schlimmes, was durch Kim ausgelöst wird. Deshalb muss sie ihre Sommerferien im Ruhrpott bei ihrem leiblichen Vater verbringen, während der Rest der Familie in Florida Urlaub macht.

 

Ihr Stiefvater sieht sich nicht mehr in der Lage dazu, Kim als Familienmitglied zu behandeln.

 

Die ersten Begegnungen zwischen ihr und ihrem Vater sind herzerwärmend. Die anfängliche Distanz löst sich langsam auf und Kim erkennt sich immer mehr in den Eigenarten ihres Vaters.

Ein Charakter zum Liebhaben. Herr Pappen, wie sie ihren Vater nennt, ist einfach zum Gernhaben.

An einigen Stellen habe ich herzhaft gelacht und mich mit Kim über viele neue Erfahrungen gefreut. Das Buch rutscht nie ins Sentimentale ab und dennoch wachsen die Charaktere dem*r Leser*in ans Herz. 

Nebenbei erfährt man einiges über das Leben in der ehemaligen DDR und die Herausforderungen, denen die Menschen begegnet sind. Das Buch ist streckenweise spannend weil zu keinem Zeitpunkt durchscheint, welche gemeinsame Geschichte der drei Elternteile im Verborgenen liegt.

Kim verbringt einen „Urlaub“, der deutlich macht, dass es viel mehr auf die Menschen ankommt, mit denen wir ihn verbringen als auf den Ort.

Außerdem zeigt die Geschichte, dass wir auch an den seltsamsten Orten auf Menschen treffen können, die es gut mit uns meinen und die liebenswürdig sind, auch wenn sie noch so schräg erscheinen mögen.

 

Die Geschichte macht deutlich, was alles in Bewegung kommt, wenn längst begrabene Themen angesprochen werden und gegenseitiges Verständnis wächst.

 

Die erzwungene Begegnung zwischen Kim und ihrem Vater wird zu einer  Begegnung, die das Leben vieler Menschen verändert und zu einer Geschichte, die zeigt, dass es nie zu spät ist, die eigenen Wurzeln kennenzulernen.

Für mich eines der wenigen Bücher, die den Weg in mein Regal finden werden. Die meisten Bücher gebe ich weiter nach dem Lesen. Der Markisenmann von Jan Weiler* lese ich ganz sicher noch ein zweites Mal.

Einfache Unterhaltung mit außergewöhnlich sympathischen Charakteren, die einem schnell ans Herz wachsen. Eine Vater-Tochter-Geschichte, die versöhnt und zeigt, welchen Unterschied Begegnungen machen können und wie sehr es versöhnlich sein kann, unterschwellige Themen zu ihrer Zeit anzusprechen.

Ohne dass der Eindruck entsteht, dass Vater und Tochter nach so langer Zeit eine normale Vater-Tochter-Beziehung entwickeln könnten.

Ach…Buch schön, lustig, sympathisch, schade, dass es schon zu Ende ist…auch wenn ich das Ende ganz besonders mag. 

I like, like, like!

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