Allleinerziehend zu sein bedeutet: Doppelte Arbeit, doppelte Küsse, echt jetzt?
Alleinerziehend zu sein bedeutet für jeden etwas anderes. Die Lebensrealität von getrennten Eltern sind vielfältig. Viele teilen sich die Last gleichmäßig auf, mindestens genauso viele nicht.
Wie es tatsächlich ist, alleinerziehend zu sein, wissen wir erst, wenn wir es sind.
Ein Satz, den ich immer wieder höre, und der nicht weiter an der Realität vorbeigehen könnte, ist der hier: Doppelte Arbeit, doppelte Küsse und Umarmungen.
Ich war letztens in einem Seminar zu dem Thema. Mich ärgert der Satz und ich finde ihn schlichtweg falsch. Er gaukelt Vorteile vor, wo keine sind.
Außerdem unterstreicht er das Gerücht von „Mother Gate Keeping“. Also die Annahme, dass es Mütter gibt, die ihre Kinder für sich haben wollen.
Liebend gerne teile ich die Arbeit und die Küsse und auch gleich dazu die Umarmungen.
So viele Küsse und Umarmungen können auch manchmal herausfordernd sein. Vor allem, wenn ein Kleinkind von morgens bis morgens auf uns lebt. Also 24/7.
Mal ganz davon abgesehen, dass ich bezweifle, dass die Küsse weniger würden, wenn die Arbeit auf zwei Paar Schultern aufgeteilt wäre.
Kinder haben genügend Küsse für alle.
Gar kein Thema. Ich teile gerne! Da muss ich kein zweites Mal drüber nachdenken.
Mein Kind gehört mir nicht.
Ich will, dass es viele fürsorgliche Menschen um sich herum hat, auf die es sich verlassen kann. Wenn der andere Elternteil dazu gehört, umso besser.
Wenn nicht, bemühe ich mich weiter, so viele Erwachsene in unser Leben zu lassen, auf die mein Kind sich verlassen kann.
Der Satz „Doppelte Arbeit, doppelte Küsse“, stimmt natürlich zum Teil. Aber es ist nichts, was wir für erstrebenswert halten sollten.
Oder als gewünscht. Wir sollten nicht für alles alleine verantwortlich sein, immer und ständig. Wir sollten auch nicht immer alles alleine machen müssen.
Liebe Alleinerziehende, holt euch Hilfe.
Fordert sie ein. Nimmt sie an. Alleinerziehend muss nicht bedeuten, alles alleine zu machen. Allleinerziehend zu sein bedeutet, sich sein Dorf suchen zu müssen.
Vielleicht braucht es auch endlich einen anderen Begriff für unsere Familienkonstellation. „Einelternfamilie“ hat sich noch nicht wirklich durchgesetzt.
Es ist ein Schritt, mehr in die Gemeinschaft zu gehen. Mehr für andere zu tun und dadurch auch wieder etwas zurückzubekommen. Igelt euch nicht ein, in eurer kleinen Welt. Ja, wir ersparen uns oft Verletzungen, Enttäuschungen und Diskussionen und Stress.
Gleichzeitig verpassen wir aber auch ganz vieles. Das Leben geht weiter, während wir versuchen, das Wochenende mit unseren Kindern ohne größeren Nervenzusammenbruch zu überstehen.
Lasst uns rausgehen, in die Welt. Zeigt euch. Seid laut. Und wenn ihr niemanden für die Kinder habt, nehmt sie mal mit, zur Feier und schaut, was passiert.
Konfrontiert die Menschen mit unserer Situation.
Elternabend? „Sorry, wenn sei den Elternabend um diese Uhrzeit machen müssen und keine Online-Option anbieten, dann kann ich nicht kommen oder bringe mein Kind mit.“
Wir müssen dafür sorgen, dass wir Einelternfamilien mitgedacht werden. Und es wäre nett, wenn andere Familienformen uns dabei unterstützen würden.
Die ersten Jahre lebte ich total zurückgezogen, mit kaum sozialen Kontakten. Mal von den Müttern auf dem Spielplatz abgesehen. Wieso war das so?
Alles stellte ich mir anstrengend vor. Wahrscheinlich wäre es das auch geworden. Ich war auf zwei Hochzeiten von engen Freundinnen nicht, weil ich mir das mit Kind als zu anstrengend vorgestellt hatte.
Vermutlich wäre es auch herausfordernd geworden. Die Hochzeiten kommen nie wieder. Verpasst.
Vielleicht wäre es toll geworden. Vielleicht hätte sich die ein oder andere Oma oder Opa oder wer auch immer, gefunden, die oder der sich gerne mit meinem Kind beschäftigt hätte. Eventuell wäre meine Kleine auch einfach die ganze Zeit auf der Tanzfläche herumgerannt und hätte vielen damit eine Freude bereitet.
Eventuell wäre ich aber auch völlig mit den Nerven am Ende, nach ein paar Stunden im Hotelzimmer verschwunden, ganz bestimmt sogar. So what?! Wenn wir es nicht versuchen, dann bleiben wir alleine.
Wenn wir nach vielen Jahren Funktionieren wieder auftauchen, aus unserer Baby, Kleinkind, Vorschulkind, Grundschulkind – Alleinerziehenden Welt, dann stellen wir fest, dass die Welt sich weitergedreht hat, auch ohne uns. Dass da so vieles ist, was wir nicht gelebt haben und dass es jetzt kaum noch Menschen gibt, an unserer Seite.
Lasst uns mehr zeigen. Lasst uns mehr verbinden. Miteinander aber auch mit nicht Einelternfamilien. Lasst uns die Welt für unsere Kinder bunt gestalten.
Schau mal in der Download-Ecke vorbei. Da findest du ein PDF zum Download, das dir Impulse gibt, wie du diene Familie nach der Trennung auf einen guten Weg beingen kannst.