Noch keine 3 Minuten vergingen und die ersten Tränen kullerten. Links und rechts von mir wurde geschnieft und auch ich, die sehr schwer zu ihren Tränen findet, war sehr berührt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein Elternteil diesen Film anschaut, ohne feuchte Augen zu bekommen.
So begleiten mich die Eindrücke des Films viele Tage später immer noch.
Worum geht es in dem Film Wunder“?
Auggie, einen Jungen mit einem deformierten Gesicht, der die ersten 9 Lebensjahre zu Hause von seiner Mutter betreut und unterrichtet wird.
Als seine Mutter spürt, dass ihr Sohn bereit ist, mit den Blicken und den Sprüchen seiner Mitschüler klarzukommen entscheidet sie, dass er von nun an zur Schule gehen würde. Die Eltern entscheiden erstmal gegen den Willen des Kindes. Klar, Auggie hat Riesenangst vor den Reaktionen der Lehrer und der Schüler. Aber er vertraut darauf, dass seine Eltern wissen, was richtig für ihn ist und geht zu Schule.
Die starke Bindung zu seinen Eltern, die er in den ersten Lebensjahren ganz in Ruhe, ohne Verletzungen von außen aufbauen durfte, schützen ihn vor den schlimmen Beleidigungen, die er tagtäglich erleiden muss.
Man sieht in dem Film sehr schön, wie verletzend das Umfeld Schule sein kann und wie das Gehirn der Kinder sich Tag für Tag panzert, um nicht zu sehr zu leiden.
Auggie kann zu Hause immer wieder aufweichen und zu seinen Tränen finden.
Er hat einen Ort, an dem er seine ganzen emotionalen Schmerzen rauslassen kann und bleibt dadurch weich.
Er braucht seinen Schutzpanzer nicht aufrechtzuerhalten, sondern kann sich zeigen, wie er ist.
So bleibt sein Herz weich und verhärtet nicht. Er behält den Zugang zu seinen Gefühlen.
Die Eltern handelten sehr intuitiv, sie verließen sich auf ihr Gefühl.
So ist es nicht verwunderlich, dass sie ihr Kind erst zur Schule schickten, als der Schutz, der ihm die Bindung gibt, gänzlich entfaltet war.
Bindungstiefe entwickelt sich über mindestens 6 Lebensjahre, wenn die Bedingungen gut sind. Das ist in dem Film so schön zu sehen.
Wäre der Junge eingeschult worden, bevor er tief emotional an seine Eltern gebunden war, wäre er tagtäglich ohne Schutz den Reaktionen der Mitmenschen ausgesetzt gewesen.
Wirklich ein wundervoller Film mit ganz einfühlsamen Eltern, die das Beste für ihr Kind aus der Situation herausholen und irgendwann erleichtert feststellen, dass ihr Kind einfach ein Wunder ist.
Sein Vater zu ihm: „Ich habe den Astronautenhelm versteckt, weil ich denke, dass du dich nicht mehr darunter verstecken musst. Ich habe dein Gesicht vermisst. Ich habe es fast nicht mehr sehen dürfen.
Ich weiß, dass du es nicht magst, aber ich liebe es. Es ist das Gesicht meines Sohnes und ich sehe es so gern. Dein Gesicht hat mir gefehlt.“
Damit gibt der Vater seinem Kind einen Schutz mit auf den Weg. Egal, was andere zu seinem Gesicht sagen, egal wie sie ihn nennen, für seinen Vater ist es das Gesicht des Sohns und zu Hause wird es gern gesehen.
Das erinnert mich an eine Szene, die ich letztens beobachtete und bereits in den Startlöchern stand, um ein kleineres Kind zu schützen.
Drei große Jungs sagten gemeine Dinge zu dem Kleinen. Ich hörte davon nur noch den Satz: „Du bist so blöd!“ Der Kleine stellte sich mit verschränkten Armen vor die drei Großen und sagte: „Bin ich gar nicht, meine Mama sagt, ich bin toll!“ Und auch hier die Bindung, die vor Verletzungen schützt.
Außerdem zeigt der Film ganz deutlich, worauf es für Kinder eigentlich ankommt.
Jedes Kind braucht mindesten einen Erwachsenen, der es bedingungslos liebt und annimmt.
Einen Erwachsenen, für den das Kind ein immer willkommenes Wunder ist.
Die große Schwester von Auggie musste durch die vielen Operationen ihres Bruders zu Hause immer zurückstecken. Der film zeigt sehr deutlich, wie wichtig es für ihre Entwicklung war, dass sie in ihrer Großmutter genau diese eine erwachsene Person gefunden hat. Die Bindung zu ihr gibt ihr selbst bei Abwesenheit der Oma das wichtige Gefühl von Willkommen sein und Geborgenheit.
Einfach wunderschön.