Frau steht mit Rücken zu einem Baum und schaut in die Ferne, eigene Werte, kennst du deine Werte, Individualität und trotzdem dazugehören, gruppendruck, sich nicht ständig verbiegen, immer anpassenGruppendruck- dazugehören, ohne sich zu verbiegen?

Es ist nicht einfach, Kinder zu begleiten.

Einerseits wollen wir, dass unsere Kinder gemocht werden und dazugehören, Freunde haben und akzeptiert werden.

Andererseits gibt es gewisse Erwartungen Gleichaltriger, die zu unseren eigenen Werten im Gegensatz stehen.

Als Mutter ist es für mich ein ständiger Drahtseilakt. Was kann ich mit meinen Werten noch vereinbaren und wo greife ich durch meine Sicht auf die Welt zu sehr in das Leben meines Kindes ein?

Das Thema ist schwer zu fassen. 

Vielleicht hilft dabei ein kleines Beispiel aus den letzten Tagen:

Meine Tochter wollte nach den Ferien unbedingt etwas in der Schule verteilen, weil sie in den Ferien Geburtstag hatte.

Nun gehöre ich zu den Müttern, die sich oft darüber aufregen, dass es überall und ständig Zucker für die Kinder gibt.

Sie kam in den Ferien aus der Betreuung nach Hause und brachte mit:  (ungelogen!)

5 Muffins, 2 Schokoriegel und 3 kleine Tüten Gummibärchen. Alles Dinge, die andere Kinder mitgebracht hatten. Ach ja, und der Eismann kam an dem Tag auch noch und spendierte jedem Kind eine Kugel Eis.

Einerseits wollte ich den Wunsch meiner Tochter, etwas in der Schule zu verteilen, respektieren. Schließlich tun das ja alle und sie soll sich nicht außenvor fühlen.

 

 

Andererseits wollte ich nicht in diesen Wahnsinn einsteigen.

Also habe ich etwas recherchiert und herumprobiert. Am Ende wurden es super leckere kleine Apfelpfannkuchen und Obstspieße.

Ich bin dafür extra früh aufgestanden, um das Ganze frisch zuzubereiten.

Am folgenden Tag kam meine Kleine verärgert aus der Schule: “Die haben “bäh” gesagt. “Und igitt, das esse ich nicht!“

“Wie hast du dich dabei gefühlt?”, habe ich sie gefragt. „Nicht gut, ich wünschte, ich hätte nichts mitgenommen!” so ihre Antwort.

Mich hat die ganze Situation mit großen Fragezeichen zurückgelassen. 

Soll ich nun, nur weil alle Muffins und Co. erwarten, all meine Werte und Prinzipien über Bord werfen und die Kinder ebenfalls mit Zucker überhäufen? 

Obwohl ich es besser weiß. Es ist nicht gut, unsere Kinder mit Zucker zu überfluten.

(Es bleibt ja nicht bei dem Muffin in der Schule:

Auf dem Spielplatz hat am selben Tag eine Freundin Gummibärchen verteilt und eine andere Freundin hat 2! Kugeln Eis spendiert – mal so aus der Taschengeldkasse)

Nach langem Reden und Nachfragen kam meine Tochter dann selbst drauf: Dass es sehr unhöflich ist, ein Geschenk auf diese Art abzulehnen. 

Jeder Mensch hat das Recht, “nein, Danke” zu sagen, aber nicht auf diese abwertende Art und Weise.

Außerdem hat sie ziemlich schnell gelernt, dass das Problem nicht ihr Mitbringsel war, sondern die Essgewohnheiten und Erwartungen der Mitschüler*innen.

Vielleicht kam auch noch etwas Gruppenzwang dazu. 

Sobald der Erste mit “Bäh, wie eklig!” reagierte, haben sich einige vielleicht auch in der Pflicht gesehen, mit einzusteigen.

Das ist nur ein Beispiel der Dinge, die mir im Alltag oft so schwerfallen. Weil mein Kind irgendwie immer dazwischen steht.

Natürlich würde sie gerne Süßigkeiten bis zum Umfallen essen, weiß aber andererseits, dass ihr das nicht gut tun würde.

 

 

Das Thema lässt sich auf viele weitere Bereiche ausdehnen:

-Konsum

-Erwerb von Plastikkram aus China

-Medienkonsum

-Umgang mit den natürlichen Ressourcen

Ich weiß noch, dass ich Diskussionen mit meiner Mutter hatte, in denen nicht selten der Satz fiel: “Wenn deine Freunde von einer Brücke springen, springst du dann hinterher?” 

Blöder Satz, aber ich verstehe heute, was er mir sagen sollte. 

 

 

Ich glaube, es ist wichtig, dass wir unseren Werten treu bleiben, ohne sie unseren Kindern aufzudrängen.

Sie sollten unsere Werte aber kennen und sehen, dass wir so gut wie wir können, nach ihnen handeln. Schließlich soll sie selbst mal herausfinden ,was ihr wichtig ist und sich nicht, ohne zu reflektieren, anpassen.

Über die Sache mit den Mitbringsel für die Schule habe ich nochmal ausführlich mit meiner Tochter gesprochen und sie gefragt, ob sie eine Idee hätte, was sie vielleicht beim nächsten Mal mitnehmen könnte. 

Ja, sie fände Muffins schon gut, aber ihr würde auch Wassermelone schmecken, zum Beispiel.

Gleichaltrige sind oft auf eine sehr oberflächliche Art und Weise aneinander gebunden.

Es spielt sich vieles auf dem Level der Gleichheit ab. Deswegen fällt es vielen auch so schwer, herauszustechen und sich selbst treu zu bleiben.

Wenn Menschen sich über Gleichheit binden, dann sind sie eben außen vor, wenn sie anders sind und dazu stehen.

 

 

Ziel sollte nicht sein, sich anzupassen. Ziel sollte sein, tiefere Bindungen zu ausgewählten Menschen zu entwickeln und so angenommen zu werden, wie man ist.

Hat ein Kind erst solche tiefen Bindungen entfaltet, ist es viel leichter, auch in Gruppen von Gleichaltrigen sich selbst treu zu bleiben.

Lösung kann eben nicht sein, alles so zu machen wie die anderen, um gemocht zu werden.

Mir ist wichtig, dass meine Tochter lernt, auf sich selbst zu hören und sich nicht unüberlegt, ohne zu hinterfragen, an die Wünsche anderer anzupassen. Auch nicht an die meinen.

Wie schaffst du den Spagat zwischen den Erwartungen anderer und deinen eigenen Werten?

Schreib doch mal in den Kommentaren, ob dich das Thema auch manchmal beschäftigt und wie du damit umgehst. Ich würde mich freuen, von dir zu lesen.

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