Mein Trennungskind klammert an mir, berichten mir vor allem Mamas immer wieder. Schnell sorgen sie sich, weil ihr Kind zu sehr klammert und machen sich Vorwürfe, da sie den Auslöser dafür in der Trennung der Eltern sehen.
Klar, bringt so eine Trennung erstmal viele Kinder durcheinander, aber auch Kinder von nicht getrennten Eltern klammern.
Das ist meist völlig natürlich und ergibt Sinn, wenn man sich mit der menschlichen Entwicklung beschäftigt.
Bei Eltern schwebt bei einem klammernden Trennungskind immer die Angst mit, das Kind würde nie selbstständig werden.
Leider wurde unser Verhältnis zum Thema Selbstständigkeit von Kindern durch die aktuell vorherrschende verhaltensorientierten Ansätze sehr geprägt.
Ich wünsche mir, das wir endlich wieder auf die Natur vertrauen und völlig natürliche und gesunde Verhaltensweisen nicht zum Problem erklären.
Nicht das Klammern des Trennungskindes ist das Problem, sondern die falschen Erwartungen der beteiligten Erwachsenen.
Kinder zu früh in die Selbstständigkeit zu schubsen, oder wie viele Erzieherinnen das nennen würden „zu fördern“ geht in die falsche Richtung.
Ein Kind bewegt sich in die Selbstständigkeit, wenn der Heimathafen sicher ist und es Zeit hatte eine tiefe Bindung zu entwickeln.
Das braucht aber Zeit. Ein 3-Jähriges Kind ist noch sehr oberflächlich gebunden und kann mit Trennungen von der Hauptbezugsperson noch nicht gut umgehen.
Die Trennung der Eltern verursacht auch erstmal Unruhe und Unsicherheit bei den Trennungskindern. Da dürfen wir den Kindern den Raum einräumen, den sie brauchen.
Im Leben eines Kindes gibt es immer wieder Phasen, die ihm Angst machen, in denen es unsicher ist. Alleine die Tatsache, größer zu werden ist bereits Grund genug, um sich an Mama zu klammern.
Denn zu realisieren, dass sie doch nicht Teil von uns sind, sondern eigenständige Wesen, die auch ohne Mama oder Papa hin und wieder zurechtkommen werden, kann schon beängstigend sein.
Bei uns kamen solche Klammer-Phasen immer wieder vor bedeutenden Entwicklungsstufen vor.
In solchen Phasen war ich immer sehr gespannt, was sich wohl gerade in ihr tut und welche Veränderung zu sehen sein wird.
Wenn Kinder nach einer Trennung merken, dass es ihren Eltern nicht gut geht und dass sie vielleicht nicht der Fels in der Brandung sein können, den sie so dringend brauchen, kann das Auslöser einer großen Unsicherheit sein.
Das kann sie anhänglicher machen und wir empfinden das dann als Rückschritt.
Die Antwort auf diese Unsicherheit sollte Sicherheit sein.
Wie können wir unserem Trennungskind, das klammert, die nötige Sicherheit geben. So dass es zur Ruhe kommen, und sich entwickeln kann.
Vorm Umgang mit dem anderen Elternteil oder danach sind Trennungskinder oft noch anhänglicher als sonst. Wir interpretieren das dann oft falsch.
Dabei wurde es genügen, diesem „Klammern“ Raum zu geben. Dem Kind zuvorzukommen und ihm mehr Präsenz zu bieten als es braucht.
Wir können Strukturen und Rituale schaffen, um unsere Kinder regelmäßig einzusammeln und bindungsintensive Momente erleben.
Trennungen und auch befürchtete Trennungen sind so ziemlich das alarmierendste, was ein Kind erleben kann. Sie haben dafür ganz feine Antennen, werden oft unruhig und suchen Sicherheit bei ihren Hauptbindungen.
Je jünger Kinder sind, desto oberflächlicher sind sie gebunden. Das bedeutet gleichzeitig, dass sie sich bei Abwesenheit nicht mehr verbunden fühlen. Sie fühlen sich dann getrennt.
Die Bindung zwischen uns bleibt dann also nicht über einen längeren Zeitraum aktiv.
Deswegen ist es so wichtig, dass wir dafür sorgen, dass es zu jeder Zeit einen fürsorglichen Erwachsenen haben, der dieses lose Bindungsende aufnimmt, wenn wir nicht da sein können.
Die Antwort der Natur ist das Wachsen der Bindungswurzeln in die Tiefe.
Je tiefer die Bindungswurzeln, desto „freier“ wird ein Kind, selbstständiger zu werden. Aber diese Wurzeln brauchen Zeit. Zeit, die unsren Kindern leider häufig nicht mehr gegeben wird.
Das einzige, was bei uns in Zeiten des Klammerns und des offensichtlichen Alarms hilft, ist mehr Sicherheit, Geborgenheit und Aufmerksamkeit anzubieten als benötigt wird.
Das ist oft nicht leicht, aber alles andere würde das „Problem“ nur verlagern. Kinder, die abhängig sein dürfen werden von ganz alleine selbstständig. Das gilt natürlich auch für Kinder von getrennten Eltern.
Wenn du getrennt bist und Kinder unter 7 Jahren hast, dann solltest du unbedingt dieses Video anschauen.
In dem Video erfährst du 3 wichtige Dinge:
- Weshalb die 3 gängigen Umgangsmodelle Residenzmodell, Wechselmodell und Nestmodell nur als grobe Richtschnur dienen können.
- Weshalb Kleinkinder und Vorschulkinder bei der Trennung der Eltern besondere Begleitung brauchen.
- Weshalb der Satz „Die Kinder leiden am meisten“, unreflektierter Bull*it ist.
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