Ja, kann er. Versprochen! Ich habe es ausprobiert.
Noch nie in meinem Leben hat etwas oder jemand so lange und ausdauernd auf mich gewartet wie mein Haushalt.
Gerade letztens meinte meine Kleine zu mir, ich könnte die Küche doch später sauber machen, jetzt wäre Zeit zum Spielen. Wie Recht sie hat, eigentlich.
Wenn sich für später nicht schon ganz schön viele andere Aufgaben gestapelt hätten. Gerade ist es sehr viel. Von allem zu viel.
Deswegen kann der Haushalt meistens nicht warten. Denn da kommt kein später.
Weil später, wenn das Kind dann die Äuglein geschlossen hat und hoffentlich friedlich vor sich hin schlummert, möchte ich Feierabend haben.
Ein, zwei Stunden am Tag, (meist eher knapp eine) in denen ich mache, was ich möchte und was mir guttut. Das kann doch nicht zu viel verlangt sein.
Ein Satz, den ich als Alleinerziehende nicht mehr hören möchte, ist also genau der: Der Haushalt kann warten.
Was willst du mir damit eigentlich sagen?
Dass es egal ist, wie es zu Hause aussieht? Dass Kinder sich nicht daran erinnern werden, wie ordentlich es zu Hause war. Ja, das mag sein.
Saubere Kleider, die passen und genug Essen, das idealerweise auf sauberen Tellern serviert wird, sollten eben schon drin sein. Das werden auch Kinder später noch erinnern.
„Dann bestell halt öfters mal etwas“, ist auch so ein schlauer Satz.
Joaaaaa, es mag Menschen geben, die gerne Pizza oder Pommes essen. Die gibt es hier aber nicht. Außerdem werde ich sowas von unausstehlich, wenn ich nicht spätestens um 12.30 Uhr ein leckeres und gesundes Essen verputzt habe.
Mal von unseren kulinarischen Vorlieben abgesehen, muss auch das Bestellen von jemandem gemacht werden, von den finanziellen Ressourcen die dafür nötig sind, mal gar nicht zu sprechen.
Wenn du mir wirklich helfen möchtest, wie wäre es mit Essenseinladungen hin und wieder. Gerne auch im Wechsel.
Früher habe ich oft die Zeit für den Haushalt genutzt, in der meine Tochter Fernsehen schauen durfte. Mittlerweile sehe ich das nicht mehr ein. Ich brauche Pausen und nutze ihre Medienzeit für meine Pausen.
Haben Alleinerziehende ihr Recht auf Pausen verspielt? Sind sie einfach nicht vorgesehen?
„Selbst Schuld,” könnte man meinen. Und da sind wir wieder bei der Wertschätzung und beim Verständnis von unterschiedlichen Lebensrealitäten.
Jede Familie hat ihre ganz eigene Geschichte, die weder du noch ich kennen, geschweige denn beurteilen können oder sollten!
Es ist so frustrierend, wie anstrengend und kräftezehrend der Kampf um ein klein wenig Selbstbestimmung und Freiheit sein kann, wenn Frau Alleinerziehend ist und wie so oft, nicht mal Papawochenenden hat.
Wenn alleine Einkaufen gehen sich schon anfühlt, wie eine Woche Erholungsurlaub oder die morgendliche Dusche (ausnahmsweise mal ohne Unterbrechung) wie ein Aufenthalt im Wellness Hotel, dann brauchst du dringend echte Pausen. Kleine Ruheoasen.
Wie können es Alleinerziehende schaffen, die dringend benötigten Pausen zu bekommen?
Haushalt liegen lassen klappt schon mal nicht.
5 Ideen:
- Finde eine*n Tandempartner*in: Ein Elternteil mit einem Kind in ähnlichem Alter, mit dem du dich abwechseln kannst. Vielleicht könnt ihr feste Tage ausmachen, an denen du dich um beide Kinder kümmerst und an denen dein*e Tandempartner*in sich um dein Kind mit kümmert.
- Minimiere alles auf ein Minimum. Ich weiß, wahrscheinlich hast du das schon längst gemacht. Wenn du kurz nach der Trennung stehst, dann eher noch nicht. Glaub mir, es ist NICHT zu schaffen. Kein Mensch kann sich gut um die Kinder kümmern und alles andere auch noch gut erledigen. Beschränke dich also auf das Wesentliche und ja, lass Unwesentliches erstmal liegen.
- Was uns oft ganz viel Energie raubt, ist unser Gedankenkarussell. Finde Wege, wie du deine Gedanken sortieren und auch AUSsortieren kannst. Ich habe schon Wochen damit verbracht, über Dinge nachzudenken, die niemals eingetreten sind.
- Identifiziere deine größten Energieräuber. Was ist so richtig anstrengend und in welche Situationen gerätst du immer wieder?
- Kümmere dich um deine Finanzen. Beantrage, was du beantragen kannst und arbeite so wenig wie nötig um gut zu leben (und wie es dir guttut – wenn irgendwie möglich). Ich weiß, das wird sich in der Rente widerspiegeln. Und ich weiß, das schlechte Gewissen klopft an. Schließlich wollen wir es alleine schaffen. Nein, musst du nicht. Hole dir die finanzielle Unterstützung, die euch als Einelternfamilie zusteht. Was hilft dir eine gute Rente, wenn du bis dahin auf dem Zahnfleisch gehst? Vor allem wenn deine Kinder noch klein sind, ist es ein Ding der Unmöglichkeit, alles alleine super zu stemmen. Prioritäten sind gefragt.
- Bonuspunkt: Betrachte die viele Arbeit zu Hause als Arbeit! Care Arbeit ist Arbeit und du bist nicht faul, wenn du finanzielle Unterstützung beantragst!
Wenn dir das nächste Mal jemand den Ratschlag “lass den Haushalt doch liegen“ entgegen trällert, dann richte diesem Jemand aus, dass du es versucht hast und dass es stimmt, der Haushalt kann liegen bleiben. Ziemlich lange sogar und Wohlfühlen klappt dann auch nicht mehr.
Die Antwort: “Wenn du mir wirklich helfen möchtest, dann lass doch bitte diese Sprüche sein und hilf mir. Könntest du mein Kind beaufsichtigen am….um … Uhr, während ich mich um ein paar Dinge kümmere?“
„Gern erzähle ich dir auch mal von meinem Alltag. Ich habe nämlich nicht den Eindruck, dass du dir annähernd vorstellen kannst, wie der aussieht.“
Lasst uns Alleinerziehende lauter sein. Lasst uns zusammenhalten und gemeinsam anpacken.
Wenn du dein Leben als Alleinerziehende leichter gestalten möchtest, dann ist mein PDF „Leichter Leben als Alleinerziehende„, das du dir durch Eintragen deiner Emailadresse, sichern kannst, ein guter Anfang. Manchmal reichen ein paar wenige Impulse um erste Schritte in eine bessere Zukunft zu machen. Das PDF hilft dir dabei:
- Stark und selbstbewusst mit eurer Familiensituation umzugehen.
- Dich zu sortieren und klarer zu sehen.
- Verstehen, was dein Kind nach der Trennung der Eltern braucht.
- Zu spüren, was du brauchst und deinen eigenen Bedürfnissen wieder mehr Beachtung schenken.