Oft bin ich abends zu fertig um noch etwas anderes zu machen, als mich von irgendetwas Sinnlosem berieseln zu lassen. Alle guten Vorsätze, die Vorfreude auf meine ein, zwei Stunden für mich am Abend sind plötzlich wie weggeblasen. Eltern gefühlsstarker Kinder kennen diesen Zustand bestimmt.

Ich mag sie nicht, diese kurzen, kalten, dunklen Tage. All diese tollen Ideen zu den Dingen, die man im Winter mit Kindern drinnen machen kann.

Ja, das mag mit manchen Kindern gehen, es gibt aber eben Kinder, die viel Freilauf benötigen um überhaupt mal zur Ruhe kommen zu können. Und so hangele ich mich von Tag zu Tag, zerbreche mir den Kopf darüber, wie ich den Tag entspannt gestalten kann und warte darauf, dass die Abende wieder länger hell bleiben.

Beim Plätzchen backen bekomme ich regelmäßig einen kleinen Nervenzusammenbruch.

Denn wenn man einen Mixer in der Hand hält, alles alleine machen will und dabei in die Luft schaut und am besten noch eine Rolle rückwärts macht, dann befindet sich danach nicht mehr viel Teig in der Schüssel.

Basteln, ach ja Basteln…es gibt so tolle Dinge, die man mit Kindern basteln kann…ich erspare mir jeglichen Kommentar.

Nur so viel: flüssigen Kleber von einem Tisch abzukratzen ist eine echte Herausforderung. Basteln und Handstand gleichzeitig lässt sich ganz schlecht unter einen Hut bringen. Das Kind nach 2 Minuten Malen und Basteln in die Badewanne setzen zu müssen und danach die Überschwemmung beseitigen – so geht der Tag auch vorbei.

Ich übertreibe ein wenig- vielleicht. Zum Glück ist mein Kind mittlerweile 5 Jahre alt und wir können schon viel mehr zusammen machen als noch vor ein, zwei Jahren.

Trotzdem, es ist manchmal so verdammt herausfordernd.

 

 

Wenn ich dann von anderen höre, dass sie auch solche Phasen hatten (Phasen?!? – bei uns ist das keine Phase!!!!) dann fühle ich mich besonders alleine.

Denn wenn dann besagte Kinder bei uns zu Besuch sind und ewig an einem Bild malen können oder Kneten, während mein Kind schon dabei ist, Idee 150 umzusetzen, dann muss ich zugeben – tue ich mir schon manchmal selber leid.

Wobei „leidtun“ nicht das richtige Wort ist. Ich bin ja froh, genauso eine tatkräftige und ideenreiche Tochter zu haben. Wahrscheinlich wünsche ich mir nur Empathie und dass die blöden Ratschläge aufhören.

Denn Ratschläge sind auch Schläge.

Meine Tochter ist genau richtig so wie sie ist. Sie hat ganz besondere Stärken und ist ein Sonnenschein durch und durch. Trotzdem muss ich mir manchmal zugestehen, dass wir zwei es nicht einfach haben. Diese Energie, diese intensiven Gefühle, dieser unglaubliche Antrieb, Dinge in die Tat umzusetzen, bevor sie überhaupt im Bewusstsein angekommen sind. Das alles ist einfach manchmal sehr anstrengend, besonders wenn die Tage kalt, dunkel und einsam sind.

Wir scheinen die einzigen Menschen im Viertel zu sein, die es in der Wohnung nicht aushalten. Und so laufen wir Tag für Tag alleine draußen herum, im Zwiebellook und mit eiskalten Zehen – versteht sich.

Diese Nächte – plötzlich werde ich wieder pünktlich um 4 Uhr wachgemacht und für den Rest der Nacht mit unruhigem Herumgezappel wachgehalten

…dabei schien gerade alles in die richtige Richtung zu laufen. Müde, schlecht gelaunt, sehr schlecht gelaunt meckere ich mit meinem Kind herum und mag mich selbst nicht mehr. Den Rest des Tages begleitet mich mein sehr schlechtes Gewissen und ich ärgere mich über mich selbst.

Diese Meckerei ist so unnötig und gibt meiner Kleinen ein schlechtes Gefühl (so dass sie sich schon für meine schlechte Laune verantwortlich fühlt „Mama, geh doch einfach nicht zur Arbeit und ruhe dich aus!“)

 

 

Das schlechte Gefühl, wenn ich denke „Man habt ihr es einfach!“.

Klar, sieht es oft einfach aus und es ist gar nicht so. Trotzdem, nein es ist anders.

Mein Kind ist noch nie einfach mal so eingeschlafen. Es beschäftigt sich auch äußerst selten mal alleine. Alleine einschlafen – den Anspruch habe ich gar nicht, noch nie gehabt. Trotzdem soll es Kinder geben, die sich hinlegen und einschlafen, ohne ewig langes Ritual.

Mein Kind wäre schon mit 1,5 Jahren über das Gitter im Kinderbett geklettert. Niemals wäre sie einfach liegen geblieben. Mit 5 noch nicht.

Am Tisch essen? Länger als 2 Minuten? Ohne dazwischen herumzurennen oder vom Stuhl zu fallen? Fehlanzeige! Herumzappeln bis zum Verschlucken und von einem Schreckmoment zum nächsten trifft es besser. Es ist so schwierig, sie hin zu einem Zustand der Ruhe zu begleiten.

Einfach mal Freunde besuchen? Ohhh, nein. Das geht nicht.

Ein völlig überdrehtes und überreiztes Kind, das außer sich ist und dadurch ganz komische Dinge tut machte lange Zeit jeden Ausflug zu einem schweißtreibenden Erlebnis. Somit ließ ich es – viele Jahre. Mittlerweile machen wir solche Besuche manchmal – allerdings nach wie vor am liebsten mit der Option nach draußen gehen zu können.

 

 

Nicht mein Kind ist anstrengend – die Situation, in der es aufwächst macht es manchmal zur Anstrengung.

Wir waren vor kurzem für 2 Wochen in einem Mutter-Kind Camp, mit Kindern verschiedener Altersstufen. Meine Kleine ist den ganzen Tag draußen herumgeflitzt und konnte sich so richtig ausleben. Zum Raufen waren Kinder dabei, zum Spielen auch.

Es war einfach für alles gesorgt. Es war immer ein Erwachsener in der Nähe, der ein Auge auf alle hatte und auch für mich zum Unterhalten. Da wurde mir mal wieder bewusst – Kinder in dem Umfeld, das sie eigentlich bräuchten sind so gar nicht anstrengend.

Es war einfach nur schön, meiner Tochter dabei zuzusehen, wie sie am Strand pausenlos herumwirbelte und Kinder fand, die mit ihrem Temperament mithalten konnten.

Da wurde mir mal wieder klar – mein Kind ist nicht anstrengend, es ist toll, genauso wie es ist. Nur muss ich darauf achten, dass es eine Umgebung vorfindet, die seinen Bedürfnissen gerecht wird.

Es wird weniger heraufordernd mit der Zeit. Viel einfacher- alles. Meistens zumindest. Trotzdem bin ich sehr gefordert und musste jetzt einfach mal jammern.

Zu alledem blockieren mich solche Zeiten total. So viele Dinge, die ich gerne tun würde, aber einfach keine Energie dazu habe. Ich will doch einfach mal nur 10 Minuten für mich, in denen ich keine Entscheidungen zu treffen habe, keinen Menschen auf mir wohnen habe und ich einfach mal nur durchatmen kann ohne Angst haben zu müssen, was ich nach den 10 Minuten Ruhe alles an Unheil beseitigen muss.

 

 

Ach ja, und meine eigenen Gedanken hören – das wäre mein großer Wunsch – nur ab und zu mal hören, was ICH denke.

Die einen nennen sie „High Need Kinder“, andere sprechen von „gefühlsstarken Kinder“. Ein Label brauche ich nicht. Aber es tut dennoch gut zu lesen, dass ich nicht alleine bin mit den Herausforderungen, die ein intensiv erlebendes Kind mit sich bringt. Und auch die große Freude und gute Laune, mit der es mich regelmäßig ansteckt.

 

Besonders – wie jedes Kind!

 

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