Gordon Neufeld zu Folge sind die „Bindungen der Schoß der Reifwerdung“.

Also müssen die Bindungen zu den fürsorglichen Erwachsenen die Grundlage sein, die alles Weitere ermöglichen.

Diese Beziehungen müssen dem Kind sicher sein und sollten niemals auf dem Spiel stehen. Und hierbei ist es gar nicht so wichtig, was der Erwachsene tut, sondern wen oder was das Kind in ihm sieht.

Deshalb liest man bei Neufeld auch immer von der Kind-Eltern Beziehung und nicht umgekehrt.

Denn es ist zu vernachlässigen, was der Erwachsene dem Kind über die Beziehung vermitteln will. Es zählt was das Kind in der Beziehung spürt und sieht. Diese beiden Perspektiven stimmen oft nicht überein.

Das Kind braucht mindestens eine sichere Bindungsperson, einen sicheren Hafen und Rückzugsort. Einen Ort, an dem es weinen und sich öffnen kann.

Nur so ist es vor Verletzungen, denen es tagtäglich begegnet, geschützt und das Gehirn panzert sich nicht dauerhaft aufgrund von verletzlichen Emotionen. Denn das ist ein weiterer wichtigerer Aspekt bei der Reifwerdung.

Das Kind braucht ein weiches Herz, es muss seine Gefühle fühlen.

Das hört sich nun so banal an. Aber schauen wir genau hin, erkennen wir, dass viele unserer Kinder bereits im jungen Alter ihre Gefühle nicht wahrnehmen. Die „ist mir doch egal“ – Haltung kann hierfür ein Indiz sein.

Auch ich spüre meine Emotionen nicht immer. Das ist durchaus gesund und normal. Denn das Gehirn hält Dinge von uns fern, die wir nicht verkraften können.

Wichtig hierbei ist jedoch, dass es einen Ort gibt, an dem diese Panzerungen heruntergefahren werden. Einen Ort, an dem wir trauern können und die Emotionen zulassen können.

Nun haben wir verlässliche Bindungen und ein weiches Herz als Grundvoraussetzungen festgehalten. Sind diese beiden Dinge gegeben, findet das Kind hoffentlich die nötige emotionale Ruhe, die es für die Weiterentwickelung braucht. Es muss frei davon sein, seinen Bindungshunger stillen zu müssen.

Meine Tochter hatte diese Ruhe lange Zeit nicht, da sie mit zu viel Trennung konfrontiert war. Und der Aspekt Trennung hat durch die Materialien von Gordon Neufeld nochmal eine ganz neue Bedeutung für mich bekommen.

Denn das, was ich bis dahin als Trennung begriffen hatte deckte nicht mal 50 % der tatsächlichen Trennungserfahrungen meiner Tochter ab.

Seitdem meine Kleine diese Ruhe hin und wieder findet, lehne ich mich zurück und genieße es, ihr beim Spiel zuzusehen.

Es ist Balsam für mein Mutterherz. Denn wie wir nun aus ganz verschiedenen Richtungen immer wieder hören, ist das Spiel für die Entfaltung des menschlichen Potentials und für die Entwicklung unserer Kinder unverzichtbar.

Das Kind braucht richtiges Spielen, um sich zu entwickeln. Was richtiges Spielen ist, erläute ich in einem zukünftigen Artikel.