Entspannt mit Kleinkind

Entspannt mit Kleinkind, in manch herausfordernden Situationen sind wir weit davon entfernt, entspannt zu sein.

„Welches Alter deines Kindes hast du bis jetzt am meisten genossen?“, werde ich oft gefragt.

Meine ehrliche Antwort ist mittlerweile:

„Jedes!“ ab dem Zeitpunkt, zu dem ich mich darauf eingelassen habe und alles so angenommen habe, wie es gerade war, konnte ich die Zeit wirklich genießen.

Nicht jede Minute und Stunde davon, ist doch klar. Ein Kleinkind alleine zu begleiten ist oft ein Kraftakt und führt alleinerziehende Mütter nicht selten nah an den nächsten Nervenzusammenbruch.

Egal wie alt meine Tochter ist, schaue ich staunend auf ihre Entwicklung und denke, dass es gar nicht mehr getoppt werden kann.

Doch tagtäglich überrascht es mich, welch große Veränderungen von einem auf den nächsten Tag stattfinden können.

Es ist und war nicht immer einfach. Aber entspannt mit Kleinkind bin ich vor allem dann, wenn ich mich mit der menschlichen Entwicklung beschäftige und sehe, wie sich mein Kind entfaltet.

Hier habe ich schon mal über meine 3-Jährige geschrieben. Der Entfaltung des menschlichen Potentials zuzuschauen, birgt viele Überraschungen.

 

 

4-Jährige sind so anders als 3-Jährige, aber mindestens genauso cool.

Wenn ich die 3-Jährigen im Kindergarten sehe, kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass meine Tochter „so klein“ war, als sie in den Kindergarten kam.

Das Mädchen, das mir ein Jahr später entgegengerannt kommt, wenn ich es abhole ist so anders, so „groß“.

Dieses Mädchen stellt komplizierte Fragen, kann an unserer Beziehung festhalten, wenn wir physisch getrennt sind.

Überschüttet mich mit Liebesbekundungen und fordert meine Geduld auf ganz neue Weise. Sie kann so vieles selbst erledigen und spricht außerdem so klug.

Ich weiß nicht, wie oft ich in den letzten Monaten staunend auf mein Kind geschaut habe.

Sie ist so „reif“ geworden. Sie weiß so vieles. Sie ist so kompetent und so voller Energie. Voller Lebenslust, Entdeckerfreude und sie hat unglaublich viele Ideen.

Ich vergesse so schnell, was zuvor war – das bereitet mir manchmal Sorgen. Am liebsten würde ich die ganzen Erinnerungen tief in mich einsaugen und immer hervorholen können, wenn gewünscht.

Am intensivsten im letzten Jahr war für mich die Entwicklung der Bindungstiefe.

Der Moment, in dem meine Kleine erste Anzeichen gezeigt hat, dass sie sich emotional an mich bindet, war sehr bewegend.

„Mama ich will dich heiraten!“ mit einem unglaublichen Strahlen im Gesicht. Die Umarmungen, die mir fast die Luft abschnüren, die vielen Küsse und die Herzen überall.

Dass sie nun so weit ist, um zu verstehen, dass ich nicht automatisch alles weiß, was sie weiß ist ebenfalls ein Meilenstein in der Entwicklung.

Aktuell flunkert sie nur noch. Sie erzählt phantasievolle Geschichten und ich weiß nie, was nun stimmt und was erfunden ist.

Das zeigt mir, dass sie sich langsam zu einer eigenständigen Person entwickelt.

Unsere Beziehung wurde enger, vertrauter.

Wir spielen abends immer unser Spiel „was hat dich heute gefreut“, „was hat dich heute frustriert“ „was hat so gar nicht für dich funktioniert“. Es ist so schön, manchmal diese Art von Gesprächen mit ihr führen zu können.

Langsam kann sie auch das Erlebte in der frühen Kindheit in Worte fassen. Immer wieder bin ich baff, was so zum Vorschein kommt.

Ich bin so froh, dass sie mir heute zumindest manchmal erzählen kann, was sie frustriert und dass ich ihr dadurch besser zur Seite stehen kann.

Oder witzige, schöne Unterhaltungen:

„Was wünschst du dir zum Geburtstag?“

„Dich Mama!“

„Aber mich hast du doch immer. Ich bin immer deine Mama. Du hast doch bestimmt noch andere Wünsche?“

„Ok, dann eben ein Pferd! Aber ein richtiges Pferd!“

„Na, dann lass und doch am Wochenende zum Bauernhof gehen und fragen, ob du eine Runde reiten darfst!“

„Ach nee, lieber nicht. Dann doch lieber ein Stoffpferd!“

„Schatz, wie ist das denn, wenn man jemanden liebhat?“ „Ach Mama, das ist dann so, dass man sich nicht alleine fühlt, wenn man alleine ist!“ (ich war baff- sie hatte mir in ihren einfachen Worten die 5. Bindungsstufe erklärt)

Je mehr sie in Richtung ihres 5. Geburtstages rückt, desto mehr Impulskontrolle kann ich wahrnehmen. Sie fängt an, hin und wieder abzuwägen. „Einerseits – andererseits „zu denken. Vor einem Jahr war das noch undenkbar. „Einerseits bin ich so frustriert, dass ich dich schlagen will, andererseits habe ich dich lieb.“

 

 

Der Beginn der gemischten Gefühle, und ein Vorgeschmack darauf, wie Impulskontrolle heranreift.

Viele Themen erledigen sich von selbst. Sie hat wirklich von einem Tag auf den anderen plötzlich ihre große Angst vor Insekten verloren. Wie aus dem Nichts, bückte sie sich, um einen Käfer aufzuheben und ihn mir freudestrahlend zu zeigen. Einen Tag zuvor war ein Käfer noch Grund für einen Angstschrei. Manchmal bin ich wirklich sprachlos.

Ich schaue auf eine erlebnisreiche Zeit zurück, voller Herausforderungen, Entwicklungen, Höhen und Tiefen und auf ganz viele Wunder.

Und realisiere erst heute, dass wir bis zu ihrem 5. Geburtstag gar nicht mehr oft schlafen müssen.

Ich bin soooo gespannt, was das nächste Lebensjahr mit sich bringen wird. Dann ist der Übergang vom Kleinkind zum Vorschulkind wohl nicht mehr zu übersehen.

Wie erlebst du die Zeit mit deinem 4-jährigen Kind?