Schwimmen lernen trotz Angst

Es gibt Dinge, die einfach alle Menschen können sollten. Für mich gehört dazu ganz klar das Schwimmen.

Wasser lässt bei mir alle Alarmglocken läuten. So lange mein Kind nicht verlässlich schwimmen, oder sich zumindest über der Wasseroberfläche halten kann, wird das wohl auch so bleiben.

Ich glaube, ich muss niemanden davon überzeugen, wie wichtig diese Fähigkeit ist. Jahr für Jahr passieren schreckliche Unfälle und man kann gar nicht vorsichtig genug sein.

Was natürlich nicht dazu führen sollte, dass wir unsere Angst auf unsere Kinder übertragen. Dennoch, ich bleibe dabei, bei Waser sei Vorsicht geboten.

Im Schwimmbad habe ich mein Kind immer nur ihrem Vater anvertraut. Meine Tochter ist so schnell und impulsiv, dass sie von Menschen, die sie nicht so gut kennen, sehr häufig unterschätzt wird.

Es würde mich nicht überraschen, wenn sie völlig unüberlegt ins Becken springen würde, wenn sie darin etwas Interessantes schwimmen sieht.

Für mich war klar, dass sie nicht ohne mich oder ihren Vater ins Schwimmbad gehen würde.

Immer wenn die Badesaison eröffnet wird, höre ich vermehrt Diskussionen rund um das Thema Schwimmen lernen.

Die Wartelisten für Schwimmkurse sind lang. In meinem Ort müsste ich meine Tochter bereits 1-2 Jahre vor gewünschtem Beginn anmelden. Ich habe ehrlich gesagt einen Schwimmkurs nie als eine Notwendigkeit angesehen. Auch ich habe Schwimmen von meinen Eltern gelernt.

Davon abgesehen wäre meine Tochter bis vor kurzem wohl auch nicht einfach alleine bei einem fremden Schwimmlehrer geblieben.

Eltern beschweren sich über zu volle Schwimmkurse, zu lange Wartelisten und zu ängstliche Kinder.

 

Viele Eltern sehen die offensichtliche Möglichkeit oft überhaupt nicht: Dem Kind selbst dabei zu helfen.

 

Es wäre doch am einfachsten, regelmäßig mit den Kindern ins Schwimmbad zu gehen und eine tolle Zeit zu verbringen. Und ganz nebenher das Kind, ganz ohne Druck, ohne Erwartungen und ohne Angst, beim Schwimmen lernen zu unterstützen.

Gerade bei ängstlichen Kindern läge das doch eigentlich auf der Hand.

Wie soll ein fremder Schwimmlehrer, mehreren Kindern gleichzeitig die nötige Sicherheit geben? Können das nicht am besten die Menschen, die dem Kind am nächsten stehen?

Gerade beim Thema Wasser ist es doch so wichtig, dass Kinder sich sicher fühlen und Spaß daran haben, sich zu bewegen.

Ich habe Kinder erlebt, die mit viel Druck oder durch Belohnungssysteme zum Schwimmen animiert wurden und die den Spaß komplett daran verloren haben.

Manchmal haben sie Ängste entwickelt, so dass sie sich nicht mehr in tiefes Wasser trauten.

Dann wird meist versucht, mit noch mehr Druck die Kinder doch dazu zu bekommen, ihre Ängste zu überwinden.

 

Auf der anderen Seite von „Ängste überwinden“ liegt: „Sicherheit geben und der Angst den nötigen Raum zu bieten“.

 

Ich habe viele Kinder in Schwimmkursen gesehen, denen vor Angst ganz unwohl war. Wieso tut man das den Kindern an? Es gibt sicher auch viele Kinder, die in Schwimmkursen gut und mit Freude Schwimmen lernen. Aber eben nicht alle.

Letztens beklagte sich eine Mama über die Angst ihres 6-Jährigen vor tiefem Wasser. Er muss nun so lange in den Schwimmkurs gehen, bis er diese Angst überwunden hat. Wenn die Schwimmlehrerin ihm sagt er solle in das tiefe Wasser gehen, tut er das. Seine Angst davor, nicht zu tun, was die Schwimmtrainerin ihm sagt ist größer als die vor dem tiefen Wasser.

Na prima! Sollte dieses Kind auf diesem Wege jemals wieder Freude am Schwimmen finden, werde ich sehr staunen.

Ein alternativer Weg wäre es vielleicht, häufig mit ihm ins Schwimmbad zu gehen, ohne jede Erwartungshaltung. Denn rutschen tut er gerne und im Nichtschwimmerbecken herumblödeln auch.

Vielleicht würde er so die nötige Sicherheit bekommen und irgendwann von ganz alleine ins tiefe Wasser gehen. Das ist eben nicht der schnellste Weg, aber bestimmt der Weg, der dem Kind am besten tun würde.

Die Erwartungshaltung, dass ein Kind nach einem 2-wöchigen Schwimmkurs schwimmen können soll, erstaunt mich. Das mag hier und da funktionieren, aber doch nicht bei jedem Kind.

Vielen Kindern fehlt ja schon mal die nötige Muskulatur um sich lange über Wasser zu halten. Wo soll die Kraft und Ausdauer denn innerhalb von zwei Wochen herkommen?

Ich bin keine Expertin in Schwimmunterricht geben oder darin, wie man Kindern am besten Schwimmen beibringt. Meine Tochter geht fast wöchentlich mit ihrem Vater schwimmen und tobt sehr wild im Wasser herum.

So wild, dass ich häufig wegschauen musste. Sie hat volles Vertrauen und übt sich aktuell im Tauchen.

Vor ein paar Tagen hat sie ganz plötzlich den Wunsch geäußert, dass sie schwimmen lernen möchte. Also gehen wir jetzt so oft ins Schwimmbad wie wir können und sie übt.

Völlig von sich aus und mit Freude und Begeisterung. Kann sie schwimmen? Nein! Aber sie ist dabei, es zu lernen, in ihrem Tempo.

Dies ist natürlich nicht der schnellste Weg und setzt auch einiges an Zeit und Einsatz voraus. Bei den vielen Schwimmbadbesuchen stand immer der Spaß im Vordergrund.

Es gab keine Agenda dahinter. Wir sind nicht ins Schwimmbad gegangen, um unbedingt direkt schwimmen zu lernen.

Für mich spielt wie bei fast allem auch beim Schwimmen lernen die Beziehung zum Lehrer oder der Lehrerin eine große Rolle.

Fühlt sich das Kind sicher und findet Spaß am Wasser ist doch das Schwimmen lernen der nächste Schritt.

Aber erst sollten diese zwei Voraussetzungen erfüllt sein. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? In welchem Alter hat euer Kind Schwimmen gelernt?