Mein Kind hört nicht auf mich, Kind macht was es will, Kind hört auf kein Nein, Mein Kind reagiert nicht, wenn ich was sage, mein Kind rennt auf die Straße, Mein Kind scheint überhaupt nicht auf mich zu hören

Immer wieder erzählen mir völlig ratlose Eltern, dass ihre Kinder nicht auf sie hören. Oft fühlen sie sich damit alleine. Dabei geht es vielen Eltern so.

Es gibt sie, die Kinder, die von Anfang an auf ihre Eltern hören. Es gibt aber eben Kinder, die dies nicht tun.

Auch ich hatte in den ersten 3,5 Lebensjahren das Problem, dass meine Tochter auf ein „nein“ noch nicht mal reagierte.

Die Bindung sorgt für Kooperation

 

Erst als ich mich mit den verschiedenen Bindungsstufen auseinandergesetzt hatte, konnte ich mich zurücklehnen und die Situation annehmen, wie sie war.

Kleinkinder sind noch nicht sehr tief an uns gebunden und sehen nur sich selbst. Sie können sich nicht in andere Personen hineinversetzen.

Selbst wenn wir ihnen sagen, dass wir etwas nicht wollen, können sie dies in einem so jungen Alter noch nicht immer umsetzen. Denn sie wollen es ja trotzdem tun.

 

Klein- und Vorschulkinder können nur eine Perspektive einnehmen

 

Letztens habe ich meine Kleine gefragt, ob sie denn überhaupt zu ihrer Freundin gehen möchte. Sie konnte die Frage gar nicht beantworten. 

Immer wieder hat sie mir gesagt: „Mama, Frieda will, das ich heute zu ihr komme!“.

Sie hatte nur die eine Perspektive, nämlich die ihrer Freundin. Sie kann in dem Moment nicht erfassen, was sie selbst will.

So hat sie auf dem Spielplatz auch jetzt mit 4 Jahren noch oft das Problem, dass sie nicht verstehen kann, wenn ein Kind nicht mit ihr spielen will. Denn sie will ja mit dem anderen Kind spielen. Dass das andere Kind das vielleicht nicht will, kann sie in dem Moment nicht realisieren, geschweige denn danach handeln.

 

Vorbeugen, vorbeugen, vorbeugen

 

So ist es auch oft gewesen, wenn ich ihr gesagt habe, dass ich etwas nicht will. Sie hat es meist trotzdem getan. Mir blieb nur übrig, vorbeugend zu handeln, wenn es mir wirklich wichtig war.

 

Wann fangen Kinder an, zu hören?

 

Je tiefer die Bindungswurzeln reichten, desto einfacher wurde es mit der Kooperation. 

Eine wirkliche Veränderung konnte ich um ihren 3. Geburtstag herum bemerken. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht sehr viel über die Bindungstiefen.

Seitdem ich weiß, dass sich Kinder mit 3 Jahren, wenn alles optimal verläuft, über Zusammengehörigkeit und Loyalität binden, ist mir auch klar, wieso es ab dem Alter einfacher wurde. 

Sie fangen an, es ihren Bindungspersonen recht machen zu wollen und die Begleitung der Kinder wird um einiges einfacher und entspannter.

Lemo Largo, Schweizer Kinderarzt und Buchautor bringt es in einem Interview mit dem Deutschlandfunk auf den Punkt.

Wenn Kinder gut gebunden sind, dann akzeptieren sie, was die Eltern sagen. Wenn sie nicht gut gebunden sind, dann fühlen sie sich abgelehnt.“

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Erziehungsmaßnahmen stehen einer tiefen Bindung im Weg

 

Mit üblichen Disziplinierungsmaßnahmen belasten wir die Beziehung/Bindung noch mehr und schaffen uns ein weit größeres Problem in der Zukunft.

Würde es demnach nicht Sinn machen, immer in die Beziehung zu investieren und dem Kind zu vertrauen, dass es an den Punkt kommt, an dem es unsere Anweisungen akzeptiert und besser auf uns hört?

 

Müssen Kinder denn wirklich immer hören?

 

Mal ganz davon abgesehen, dass Kinder nicht immer auf uns hören sollen. Mir geht es hier um Situationen, in denen wir die Verantwortung übernehmen müssen, da es um das Wohl des Kindes geht. Ein Kind muss nicht ständig und in jedem Zusammenhang hören.

Vielmehr geht es darum, die verschiedenen Bedürfnisse festzustellen und gute Lösungen für alle Beteiligten zu finden.

Manche Situationen sind jedoch einfacher und entspannter, wenn wir uns darauf verlassen können, dass unser Kind auf uns hört. Wobei ich auch da vorsichtig wäre.

Klein- und Vorschulkinder handeln oft impulsiv, so dass wir uns nie 100% sicher sein können, dass sie z.B. an der Straße stehen bleiben.

Noch ein Punkt zum Schluss: Kinder haben immer gute Gründe, weshalb sie nicht zuhören scheinen. Sie stehen für sich ein und sehen in jungen Jahren ihr Bedürfnis im Vordergrund.

Erwachsene können vieles lernen, wenn sie sich auf die Sichtweise des Kindes einlassen und mit ihnen hin und wieder die Welt mit kindlichen Augen sehen.

Wir wollen keine Kinder, die immer hören. Darum geht es in diesem Artikel nicht. Aber Kinder, die in bestimmten Situationen auf ein „Nein“ hören, leben einfach sicherer.

 

Wenn du über Trennung nachdenkst oder bereits getrennt bist und Kinder unter 7 Jahren hast, dann solltest du unbedingt dieses Video anschauen.



In dem Video erfährst du 3 wichtige Dinge:

  • Weshalb die 3 gängigen Umgangsmodelle Residenzmodell, Wechselmodell und Nestmodell nur als grobe Richtschnur dienen können.
  • Weshalb Kleinkinder und Vorschulkinder bei der Trennung der Eltern besondere Begleitung brauchen.
  • Weshalb der Satz „Die Kinder leiden am meisten“, unreflektierter Bull*it ist.

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