Kinder brauchen Kinder

Kinder brauchen Kinder, diese Behauptung ist zumindest sehr verbreitet.

Kinder brauchen zur optimalen Entwicklung Gleichaltrige – ist das so?

In letzter Zeit stelle ich mir immer wieder die Frage, woher diese Annahme eigentlich stammt. Auf der Suche nach Studien zu dem Thema wurde ich leider nicht fündig.

Woher kommt eigentlich diese Annahme, dass Kinder Gleichaltrige brauchen, und zwar in ausreichender Weise, um sich zu entwickeln?

Den ganzen Tag sind sie im Kindergarten schon mit ihren Spielkameraden vereint und viele Eltern denken dann, sie müssten den Kindern auch noch Verabredungen am Nachmittag und am Wochenende sichern. Sonst könnte es den lieben Kleinen ja langweilig werden.

Gleichaltrigenorientierung, mittlerweile das neue Normal?

Wie kommt es eigentlich, dass meine unter 3-Jährige regelmäßig mit Bisswunden aus der Kita wiederkommt? Brauchen die Kinder sich etwa, um sich gegenseitig zu zerfleischen? (Ironie off)

Jetzt aber mal im Ernst. Wann wurde uns weisgemacht, dass Kinder sich nur im Beisein von vielen anderen Kindern optimal entwickeln? Kann mir irgendwer die Studie dazu liefern? 

Schon immer hat sich meine Tochter entweder mit jüngeren oder mit älteren Kindern beschäftigt. Gleichaltrige sind schon immer uninteressant gewesen. 

Mit denen kam sie einfach lange Zeit nicht klar. Und mehr als ein Kind konnte sie sowieso nicht gleichzeitig ins Spiel einbeziehen.

Das ganze Thema Gleichaltrigenorientierung ist kaum in der Öffentlichkeit zu finden. 

Gordon Neufeld hat darüber ein ganzes Buch verfasst

Wieso ist das so wenig bekannt, wenn es im Alltag so viele Hinweise darauf gibt, dass darin viel Wahres stecken kann.

Kann mir z.B. mal jemand erklären, warum sich auf dem Spielplatz immer alle Kinder um mich herum versammeln, obwohl genug Kinder da sind? 

Auch die älteren Kinder ab 8 gesellen sich gerne zu mir.

Dasselbe ist im Turnunterricht (3-5- Jährige) zu beobachten.

Die Kinder streben nach der erwachsenen Person, die anwesend ist. Meine Tochter ist scheu anderen Kindern gegenüber, geht aber auf Erwachsene selbstbewusst zu.

 

 

Brauchen Kinder am Ende doch mehr Erwachsene als Orientierungspunkt?

Eine Orientierung und Sicherheit, die Kinder Kindern nun mal nicht geben können. Kinder sind so verletzlich und verletzen gleichzeitig auch unglaublich schnell. 

Braucht es da nicht doch den Schutz eines fürsorglichen Erwachsenen, um eine frühe Panzerung der Gefühle zu verhindern? Um das Herz des Kindes weich zu halten?

Wieso gibt es meist nur eine Pausenaufsicht in Grundschulen, obwohl der Großteil der Kinder sich genau um diese schart?

Wieso müssen sich Mütter rechtfertigen, wenn sie ihre Kinder zu Hause betreuen möchten und ein schlechtes Gewissen haben, weil sie ihren Nachwuchs den Kontakt zu Gleichaltrigen „einschränken“?

Wieso bringen Mütter morgens ihre 3-Jährigen in den Kindergarten, um dann den Tag mit ihrem Baby zu Hause verbringen? Weil sie wollen oder weil ihnen eingetrichtert wurde, dass der Kindergarten besser für ihr Kind sei als ihr eigenes zu Hause?

Ich habe noch keinen Beweis dafür gefunden, dass Kinder sich weniger gut entwickeln, wenn sie sich nicht von früh bis spät in einer Institution mit Gleichaltrigen aufhalten.

An meiner Tochter merke ich jedenfalls, dass sie in den Ferien viel entspannter ist, sich viel besser konzentrieren kann und unser Alltag viel problemloser verläuft. 

Auch ihre sprachliche Entwicklung war in den drei Wochen außergewöhnlich. Das kann natürlich auch Zufall gewesen sein.

Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass es ihr einfach viel besser tut, intensive Zeit mit ihren primären Bindungspersonenzu verbringen.